# SCHWÄLBCHEN MOLKEREI Jakob Berz AG
# Zwischenbericht zum 30. Juni 2022
# **Wirtschaftliches Umfeld**
Eine Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens war zum Jahreswechsel dank der milder verlaufenden Omikron-Variante und den wirksamen Impfstoffen in Sicht, ebenso die Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung. Ab Ende Februar verschärfte jedoch der Ukraine-Krieg die Probleme, die zuvor bereits die Corona-Krise aufgezeigt hatte: unsichere Lieferketten, haussierende Energiepreise, Arbeitskräftemangel und Vieles mehr. Vor allem die drastische Energie-Verteuerung trieb die Logistik- und Produktionskosten in ungeahnte Höhen.
Die deutschen Milcherzeuger haben im ersten Halbjahr 2022 flächendeckend 2,0% weniger Milch angeliefert als im Vorjahreszeitraum; in der Region Hessen und Rheinland-Pfalz sogar 5,4% weniger. Einhergehend mit geringen Beständen stiegen die Notierungen von Butter und Milchpulver sowie von Käse und Molkenpulver bis zur Jahresmitte sehr stark an und erreichten teils historische Höchststände. Erst zur Jahresmitte, als eine Nachfrage-Beruhigung seitens des Weltmarktes wegen des harten Lockdown in China und des Ukraine-Krieges einsetzte, stabilisierten sich die Preise auf den neuen Höchstständen.
Demzufolge konnten die Branchenhersteller dieser Eckprodukte schnell und unkompliziert auf die Marktdynamik reagieren, da weder längerfristige Kontrakte bestehen, noch höhere Verpackungskosten hinzukommen. Von daher konnten die Molkereien mit den Schwerpunkten Butter, Käse, Milch- und Molkenpulver wesentlich stärker und früher die Auszahlungspreise an die Milcherzeuger erhöhen. Entgegen der sehr hoch notierenden Eckprodukte waren die Abgabepreise für Konsummilch- und Frischprodukte nahezu unverändert. Hierfür kommen erst ab Juli adäquate Preiserhöhungen aus den Verhandlungen mit dem Lebensmittelhandel zum Tragen.
Die SCHWÄLBCHEN-Gruppe agiert im Jahr 2022 im seit Jahrzehnten schwierigsten Wirtschafts- und Branchenumfeld. Obgleich das Tagesgeschäft in den beiden Tätigkeitsfeldern unter größter Unsicherheit und Volatilität stand, konnten sich die Molkerei und der Frischdienst im ersten Halbjahr doch behaupten. Beim Frischdienst stiegen die Bestellungen und Umsätze mit dem Wieder-Aufleben des Außer-Haus-Konsums spürbar an, wenn auch von einem niedrigen Vorjahresniveau ausgehend. Erwartungsgemäß blieben die jeweiligen Halbjahresergebnisse der Molkerei AG und der Frischdienst GmbH noch negativ. Jedoch konnte in beiden Geschäftsfeldern der operative Verlust vermindert werden. Zumal bei der AG im Vorjahresvergleich zwei hohe Sondereffekte den Halbjahresüberschuss begründeten.
# **Produktion und Absatz**
Bei der SCHWÄLBCHEN MOLKEREI AG ging die Milchverarbeitung im ersten Halbjahr 2022 auf 66,6 Mio. kg (Vj. 72,0 Mio. kg) zurück, was auf eine um 7,5% niedrigere Eigenanlieferung der Landwirte zurückzuführen war.
Während der Verkauf von großvolumigen Gebinden wegen der Beschränkungen im Außer-Haus-Markt zunächst zurückblieb, profitierten die Kaffeegetränke und Ayran von einem Absatz-förderlichen milden Frühjahr. Positiv zeigte sich die Grüne Linie mit Haltbarer und Frischer Milch, Sahne, Schmand, Quark und den regionalen Spezialitäten. Auch der Versandmilch-Anteil lag höher.
In Anbetracht der allgemein angespannten Lieferketten und Lieferengpässe infolge des Ukraine-Krieges, des Wirtschaftsembargos und Pandemie-Verlaufs, war die Versorgung der Produktion mit Milch, Verpackungsmaterial, Energien, Hilfs- und Betriebsmitteln im Berichtszeitraum gewährleistet.
# **Umsatz**
Im ersten Halbjahr 2022 erhöhten sich die Umsatzerlöse der SCHWÄLBCHEN AG um 14,3% auf 54,0 Mio. € (Vj. 47,3 Mio. €). Dies auf Basis der zum Vergleichszeitraum etwas besseren Abgabepreise, den Umsätzen mit To-Go-Getränken und später auch den Großgebinden. Im Vergleich dazu stieg der Branchenumsatz mit etwa 20,0% Plus aber noch dynamischer.
Bei der SCHWÄLBCHEN Frischdienst GmbH wirkten sich in den Anfangsmonaten noch die 2-G-Regeln restriktiv aus, was speziell die Außer-Haus-Verpflegung in urbanen Großräumen betraf. Mit dem wieder zunehmenden Bestellvolumen ab März erholten sich die Umsätze in mengen-bezogener Sicht. Zum anderen kamen einkaufseitig begründete Preiserhöhungen zum Tragen, die in zahlreichen Warengruppen durchaus deutlich ausfielen. Demzufolge stiegen die Umsätze im ersten Halbjahr 2022 um teilkonsolidiert 70,4% auf 51,1 Mio. € (Vj. 30,0 Mio. €) stark an, allerdings von niedrigem Vorjahresniveau aus.
Aufgrund des positiven Umsatzverlaufs in beiden Geschäftsfeldern legte auch der konsolidierte Halbjahresumsatz der SCHWÄLBCHEN-Gruppe auf 97,5 Mio. € (Vj. 73,1 Mio. €) zu.
#### **Wirtschafts- und Ertragslage**
Zusätzlich zu dem allgemein kritischen Umfeld belasteten vor allem die unzureichenden Abgabepreise bei zugleich stark gestiegenen Rohstoff- und Verpackungs-Kosten den Rohertrag der SCHWÄLBCHEN AG. So reduzierte sich im ersten Halbjahr 2022 der Rohertrag auf 14,2 Mio. € (Vj. 15,0 Mio. €); allerdings enthielt der Vorjahreswert hohe Sonstige betriebliche Erträge durch die Sondereffekte. Die Rohertragsspanne nahm auf 26,2% (Vj. 30,3%) ab. Zudem beeinträchtigten die stark gestiegenen Kosten für Energie, Reinigungsmittel und Transport das operative Geschäftsergebnis, sodass sich ein Halbjahresverlust von 490 T€ ergab. Der Halbjahres-verlust 2022 ist dem um die Sondereffekte bereinigten operativen Halbjahresminus von 580 T€ des Vorjahres gegenüberzustellen; die Sondereinflüsse hatten im Vor-jahr den Gewinnausweis von 1,11 Mio. € ermöglicht.
Von der Erholung des Außer-Haus-Geschäfts in den urbanen Gebieten profitierte auch die SCHWÄLBCHEN Frischdienst GmbH. Der spürbare Aufholmodus wurde jedoch mit stark steigenden Einkaufspreisen in vielen Warengruppen konfrontiert. Was in einigen Sortimentskategorien schon zum Jahreswechsel festzustellen war, verstärkte sich mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine. Die teils massiv gestiegenen Einstandspreise konnten dem Zeitpunkt und der Höhe nach nur bedingt an die Großverbrauchskunden weitergegeben werden. Gleichwohl sich auch erheblich höhere Energie- und Logistik-Kosten nachteilig auswirkten, stabilisierte sich die Geschäftslage ab dem Frühjahr zunehmend. Auf Basis eines erhöhten Rohertrages verblieb ein teilkonsolidierter Halbjahresfehlbetrag von -370 T€ (Vj. -1,42 Mio. €).
Gemäß den Einzelergebnissen blieb auch das konsolidierte Halbjahresergebnis mit -860 T€ (Vj. -1,21 Mio. €) im Minus, zeigte aber eine Verbesserungstendenz.
#### **Vermögens- und Finanzlage**
Sowohl bei der SCHWÄLBCHEN AG als auch konzernweit war die Vermögens- und Finanzlage geordnet und die Liquidität jederzeit ausreichend gegeben.
# **Ausblick**
Absehbar bleibt in nächster Zeit die politische und wirtschaftliche Gemengelage von Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit geprägt. Der Ukraine-Krieg setzt sich unvermindert fort, das Pandemie-Geschehen flackert wieder auf, eine enorme Inflation greift um sich und die Energie-Versorgung ist unsicher. Das alles belastet die Gesellschaft und Wirtschaft in nicht gekanntem Maße.
Mit Blick auf die Milchwirtschaft ist der weitere Verlauf der Anlieferungen relevant. Bislang liegt das Rohstoffaufkommen unter der Vorjahreslinie, wenn auch mit geringerem Abstand als zuvor. Damit bleibt die Herstellung von Milch- und Käse-Erzeugnissen eingeschränkt, sodass ein knappes Angebot die noch immer sehr hohen Notierungen stützt. Die Reaktion der diversen Kundenkreise auf diese Preisspitzen bleibt abzuwarten. Das betrifft die internationale Wettbewerbsfähigkeit im Export, das Kaufverhalten der Verbraucher im Lebensmittelhandel sowie die Nachfrage der weiter-verarbeitenden Industrie. Nicht zuletzt unterliegen etliche Einsatzfaktoren und Betriebsmittel den nicht-kalkulierbaren Verteuerungen, was je nach Sortimentsausrichtung und Verarbeitungsgrad branchenweit die Molkereien belastet.
Die kontraktbedingt späten Abgabepreiserhöhungen für Konsummilch und Frischprodukte stellen für die SCHWÄLBCHEN MOLKEREI AG eine enorme Herausforderung dar. Denn parallel zu den rekordhohen Notierungen für Butter, Käse und Milchpulver sind auch die Auszahlungspreise auf Rekordniveau gestiegen. Für die AG resultiert daraus eine doppelte Belastung, da bereits der Deckungsbeitrag aus dem Basissortiment knapp ist und dann noch die Kosten-Inflation bei einem kleinteiligen Frischesortiment zu verkraften ist.
Auf Jahressicht ist bei der AG von einer geringeren Verarbeitungsmenge auszugehen. Aber wertmäßig wird sich mit den spürbaren Preiserhöhungen ab der Jahresmitte der Umsatzanstieg fortsetzen. Der Rohertrag wird maßgeblich von der Relation der Abgabepreise zum Auszahlungspreis an die Landwirte bestimmt. Da die Milchgeldzahlungen auf ein Allzeithoch gestiegen sind und sich auch die höheren Verpackungskosten auswirken, bleibt der resultierende Rohertrag ein volatiles Spannungsfeld. Im Weiteren steht das operative Ergebnis unter dem Kostendruck von Energien, Reinigungsmitteln und Transport. Beim dem Ziel im Geschäftsjahr 2022 ein ausgeglichenes operatives Ergebnis zu er-reichen, sind die zwei hohen Sondereffekte vom Vorjahr zu berücksichtigen.
Die SCHWÄLBCHEN Frischdienst GmbH wird sich nach der Reaktivierung von Hotellerie, Kantinen, Mensen und Gemeinschaftsverpflegungen in einem gleichwohl schwierigen Geschäftsumfeld behaupten müssen. Gerade in den urbanen Ballungsräumen verschärft sich die Wettbewerbsintensität im Zustell-Geschäft an Großverbraucher. Die Notwendigkeit für die Frischdienst GmbH, die Verkaufspreise an die teils extrem gestiegenen Wareneinstandspreise anzupassen, bleibt dabei eine Herausforderung mit Blick auf die Handelsspanne.
Für die Frischdienste in Mainz und Ilsfeld besteht ebenfalls das Ziel, auf Ganzjahressicht ein teilkonsolidiert ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen. Hierbei steht und fällt alles mit möglicherweise erneuten Restriktionen betreffend den Außer-Haus-Markt.
#### **Sonstige Mitteilungen**
Die unabsehbaren, jederzeitigen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, der Energie-Krise und der hoch-inflationären Verteuerung betreffen die SCHWÄLBCHEN-Gruppe in beiden Geschäftsfeldern. Ebenso die möglichen Beschränkungen im Kontext des Pandemie-Geschehens. Hieraus können sich Risiko-behaftete Einflüsse auf die Vermögens- und Ertragslage des Konzerns ergeben. Dem Zwischenbericht zum 30.06.2022 liegen die gleichen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden zugrunde wie dem Jahresabschluss 2021. Der Zwischenbericht unterlag wie bisher keiner Prüfung durch den Wirtschaftsprüfer.
Bad Schwalbach, im August 2022
# **Der Vorstand**
Günter Berz-List