Call Transcript • Jun 7, 2023
Call Transcript
Open in ViewerOpens in native device viewer

Rede des Vorstandsvorsitzenden Frank Dreeke Bremen, 7. Juni 2023

+++ Es gilt das gesprochene Wort +++
ich begrüße Sie, auch im Namen meiner Vorstandskolleginnen und -kollegen, sehr herzlich zur 143. Ordentlichen Hauptversammlung der BREMER LAGERHAUS-GESELLSCHAFT -Aktiengesellschaft von 1877-.
In den vergangenen drei Jahren musste diese pandemiebedingt virtuell stattfinden. Umso mehr freue ich mich, dass wir uns heute hier im Congress Centrum Bremen persönlich treffen können. Ich danke Ihnen für Ihr Interesse an der Entwicklung der BLG und an unserer Arbeit. Viele von Ihnen begleiten uns bereits seit vielen Jahren. Lassen Sie uns nun gemeinsam auf das vergangene Geschäftsjahr zurückschauen und dann einen Blick in die Zukunft der BLG werfen.
"Menschen und Möglichkeiten" titelt unsere Geschäftsberichterstattung für das Jahr 2022. Damit drücken wir aus, wer der Motor, wer das Rückgrat unseres Unternehmens ist: die Menschen!
Das Zusammenspiel zwischen Menschen und Technologien, der Umgang mit neuen Möglichkeiten und das Eröffnen von Perspektiven und Horizonten hat unser Geschäftsjahr 2022 geprägt.
2022 geht aber auch in die Geschichte ein als das Jahr der Multi-Krisen. Seit Beginn des Berichtsjahres wachen wir täglich in einer neuen Welt auf. Die Krise ist nicht mehr Ausnahme-, sondern Normalzustand geworden. Der Krieg in der Ukraine, Energiekosten, Inflation, Fachkräftemangel, Klimawandel und die fortdauernden Pandemiebedingungen – diese Multi-Krisen haben erneut zu einem sehr herausfordernden Geschäftsumfeld geführt. Dank unserer Mitarbeitenden und einer Vielzahl von Chancen und Möglichkeiten, die wir genutzt haben, konnten wir uns dennoch robust aufstellen und sogar neue Geschäfte, Partnerschaften und Projekte entwickeln.
Klima- und Ressourcenschonung sind fester Bestandteil in den operativen Bereichen. Dafür steht das Logistikcenter "C3 Bremen", das wir seit Ende des Berichtsjahrs für unseren Großkunden Mercedes-Benz betreiben, beispielhaft. Am 2. Mai 2023 haben wir das ökologisch, ökonomisch und sozial zukunftsweisende Leuchtturmprojekt in Anwesenheit des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz Dr. Robert Habeck feierlich eingeweiht. Vielleicht haben Sie in den Medien bereits davon gehört. Die Berichterstattung war durchweg positiv. Darüber freuen wir uns sehr.
Wir konnten 2022 noch weitere wegweisende Projekte realisieren. In Magdeburg haben wir einen namhaften Kunden für ein 60.000 Quadratmeter großes, hochtechnisiertes Logistikcenter hinzugewonnen und in Köln die Deutz AG. Mit der DEKRA haben wir eine strategische Partnerschaft ins Leben gerufen, um unseren Kunden im Geschäftsbereich AUTOMOBILE umfassende Pakete aus Expertendienstleistungen und Logistikservices schnüren zu können.
Ende des Jahres hat der Aufsichtsrat gemeinsam mit dem Vorstand beschlossen, den CONTRACT-Vorstand Matthias Magnor zum Chief Operating Officer zu ernennen. Wir haben damit die Verantwortung und die Führung der operativen Bereiche AUTOMOBILE und CONTRACT in eine Hand gegeben. Mit dieser modernen Vorstandsstruktur stellen wir wichtige Weichen für die Zukunft der BLG-Gruppe.
Die gesamte Logistikbranche hat im dritten Pandemie-Jahr ihre Systemrelevanz unter Beweis gestellt und wir haben dabei eine wichtige Rolle gespielt. BLG LOGISTICS hat sich 2022 als robuster und verlässlicher Logistikpartner für Handel und Industrie in einem wirtschaftlich und politisch sehr bewegten Umfeld bewiesen.
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, zunächst möchte ich durch das Ergebnis "Ihres" Unternehmens führen, dem Ergebnis der BREMER LAGERHAUS-GESELLSCHAFT -Aktiengesellschaft von 1877-. Der börsennotierten BLG AG, wie ich sie im Folgenden nenne, obliegt als persönlich haftender Gesellschafterin die Geschäftsführung der BLG LOGISTICS GROUP AG & Co. KG – im Folgenden BLG KG – sowie der BLG-Gruppe.
Die BLG AG erhält von der BLG LOGISTICS GROUP AG & Co. KG für die übernommene Haftung und ihre Geschäftsführungstätigkeit eine Vergütung. Insgesamt betrug diese Vergütung im abgelaufenen Geschäftsjahr 1,32 Millionen Euro. Damit bleibt die erhaltene Vergütung trotz eines im Vergleich zum Vorjahr verbesserten Gruppenergebnisses in etwa auf dem Vorjahresniveau in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Ursächlich hierfür sind die in der Corona-Krise aufgelaufenen Verlustvorträge und geringen Beteiligungsergebnisse in der BLG KG.
Zusätzlich werden der BLG AG alle unmittelbar aus der geschäftsführenden Tätigkeit bei der BLG KG entstehenden Aufwendungen, zum Beispiel für den Vorstand und Aufsichtsrat, von dieser erstattet.
Darüber hinaus hat die BLG AG sämtliche ihr zur Verfügung stehenden Finanzmittel an die BLG KG zur anteiligen Finanzierung des zur Leistungserfüllung notwendigen Working Capital ausgeliehen. Die Abwicklung erfolgte über das zentrale Cash Management der BLG KG, in das die BLG AG einbezogen ist.
Die hieraus resultierenden Zinserträge betragen für das Jahr 2022 686 Tausend Euro und liegen damit 45 Tausend Euro unter dem Vorjahr. Insgesamt ergibt sich für die BLG AG für das Jahr 2022 ein Bilanzgewinn in Höhe von 1,075 Millionen Euro. Hier drin enthalten ist eine Entnahme aus den Gewinnrücklagen in Höhe von 110 Tausend Euro. Das ist eine leichte Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr, das die BLG AG mit einem Bilanzgewinn von 1,152 Millionen Euro abschloss. Der Bilanzgewinn nach HGB ist die Grundlage für die Dividendenausschüttung.
Auf dieser Basis schlagen Vorstand und Aufsichtsrat in diesem Jahr als Gewinnausschüttung eine Dividende in Höhe von 0,28 Euro je Aktie auf das dividendenberechtigte Grundkapital von 9.984.000 Euro vor – das entspricht 3.840.000 Stück genehmigte und stimmberechtigte nennwertlose Stückaktien.
Die Ausschüttungsquote beträgt 111,4 Prozent. 2021 lag sie im Vergleich bei 99,8 Prozent. Bezogen auf den Jahresschlusskurs von 10,03 Euro ergibt sich für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividendenrendite von 2,8 Prozent. Im Vorjahr waren es 2,7 Prozent.
Wir verfolgen seit jeher und auch zukünftig das Ziel einer ergebnisorientierten und kontinuierlichen Dividendenpolitik. Entsprechend beteiligen wir die Aktionärinnen und Aktionäre je nach wirtschaftlicher Entwicklung angemessen am Ergebnis.
Die BLG-Aktie fiel im Geschäftsjahr 2022 um 8,2 Prozent. Hier möchte ich darauf hinweisen, dass sich bereits eine geringe Anzahl von Transaktionen auf den Kurs auswirken kann, da wir nur ein niedriges Handelsvolumen haben. Nach einem Jahreskursstart von 10,93 Euro beendeten wir das Jahr am 30. Dezember 2022 bei 10,03 Euro. Der höchste Schlusskurs des Jahres ergab sich am 22. August mit einem Kurs von 11,43 Euro.
Insgesamt lag der Kurs der BLG-Aktie damit noch über der Entwicklung der großen deutschen Indizes (DAX, MDAX und SDAX).
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, im Folgenden führe ich Sie durch unseren Gruppenabschluss sowie den Lagebericht.
Der Umsatz der BLG-Gruppe beträgt im zurückliegenden Jahr 1,12 Milliarden Euro (ohne EUROGATE). (Da die EUROGATE-Gruppe, die den Geschäftsbereich CONTAINER repräsentiert, nach der Equity-Methode in den Gruppenabschluss einbezogen wird, sind die anteiligen Umsatzerlöse in Höhe von 345 Millionen Euro nicht im ausgewiesenen Gruppenumsatz enthalten.) Damit konnten wir mit einer Umsatzsteigerung von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr den rückläufigen Trend der letzten zwei Jahre wieder umkehren. Die Umsatzerlöse stiegen in allen drei Geschäftsbereichen – AUTOMOBILE, CONTRACT und CONTAINER.
Das Ergebnis vor Steuern liegt mit 55,7 Millionen Euro sogar leicht über dem Vorjahr. Die EBT-Marge der BLG-Gruppe liegt wie im Vorjahr bei 5 Prozent.
Das ist ein wirklich gutes Ergebnis. Trotz aller globalen Unsicherheiten ist es uns gelungen, unsere Geschäfte im Multi-Krisen-Jahr 2022 weiter auszubauen und die BLG-Gruppe zukunftsfähig aufzustellen.
Die Eigenkapitalquote ist eine wichtige Kennzahl für Banken, wenn es um die Kreditvergabe geht. Sie ist damit ein wesentliches Element für uns, weil wir weiter sinnvoll investieren und wachsen wollen.
Wir konnten die Eigenkapitalquote weiter stärken. Sie liegt zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres bei 20,8 Prozent und somit 8 Prozent höher als 2021.
Die detaillierten Aussagen zum Geschäftsverlauf, zur Lage und zum Gruppenabschluss finden Sie im Finanzbericht. Den Bericht können Sie online auf der BLG-Website und auf unserer sogenannten Reporting-Microsite unter reporting.blg-logistics.com einsehen.
Seit dem Geschäftsjahr 2017 geben wir jedes Jahr eine freiwillige nichtfinanzielle Gruppen-Erklärung ab. Damit folgen wir den Vorgaben des Gesetzes zur Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung der Unternehmen. Die entsprechende Erklärung finden Sie im Nachhaltigkeitsbericht, der ebenfalls auf unseren Online-Angeboten zum Download bereitsteht. Dort gibt es auch eine ausführliche Berichterstattung zu weiteren nichtfinanziellen Themen.
Der Geschäftsbereich AUTOMOBILE verzeichnet trotz der auf 579,8 Millionen Euro gestiegenen Umsatzerlöse ein Ergebnis vor Steuer in Höhe von minus 11,7 Millionen Euro. Hier blieben insbesondere die Geschäftsfelder Seehafenterminals und Schiene hinter den Erwartungen zurück. Insbesondere Effekte aus der außerplanmäßigen Abschreibung von Softwareprojekten, Restrukturierungsaufwendungen und Rückstellungen für Infrastrukturmaßnahmen belasten das Ergebnis. Als Reaktion auf die Entwicklung in der Ukraine und in Russland wurde die Beteiligung in der Ukraine vollständig wertberichtigt und die Beteiligung in Russland entkonsolidiert. Die Summe dieser Sondereffekte übersteigen das negative Ergebnis des Geschäftsbereichs AUTOMOBILE deutlich.
Verschiedene Faktoren haben im Jahr 2022 Einfluss auf die Entwicklungen im gesamten Geschäftsbereich AUTOMOBILE genommen. Zu Beginn des Jahres waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie durch die No-Covid-Strategie in China noch spürbar und übten Druck auf die Verfügbarkeit von Vorleistungsgütern aus.
Mit Beginn des Kriegs in der Ukraine wurde der Druck auf die Lieferketten weiter verstärkt und die Absatzmärkte zusätzlich belastet. Insbesondere in Russland ging die Nachfrage nach Neufahrzeugen mit Kriegsbeginn deutlich zurück. Durch die Energiekrise und die steigende Inflation war die Lage an den Beschaffungsmärkten sehr herausfordernd. Enorme Preissteigerungen belasteten die Wertschöpfungskette und dämpften zudem das Konsumverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher.
Zu den weiteren Herausforderungen zählten:
Im Geschäftsfeld Seehafenterminals blieb das Umschlagsvolumen 2022 insgesamt auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres. Am BLG AutoTerminal Bremerhaven haben wir erneut rund 1,7 Millionen Fahrzeuge umgeschlagen, transportiert oder technisch bearbeitet; vor Corona lagen wir auf einem Niveau von 2,1 Millionen Fahrzeugen (2019).
Seit Mitte des Berichtsjahrs befindet sich diese Gesellschaft in der Restrukturierung. In diesem Zuge wurde ein Beschäftigungssicherungstarifvertrag mit den Tarifparteien vereinbart. Das oberste Ziel ist es, den Standort Bremerhaven langfristig auch ohne einen solchen Vertrag stabil aufzustellen. Hierbei sind effiziente Prozesse und moderne Strukturen für einen Standort der Größe unseres Terminals unverzichtbar.
Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist der Ausbau des High & Heavy-Segments: Ab dem 1. Juli 2023 mieten wir eine attraktive Fläche in unmittelbarer Nähe zum BLG AutoTerminal Bremerhaven an. Die Fläche an der Barkhausenstraße 60 umfasst 60.000 Quadratmeter Frei- und Hallenfläche sowie zwei Schiffsliegeplätze mit einer 600 Meter langen Kaje. Bis zur abgeschlossenen Entwicklung werden wir die Fläche zur Unterstützung und Entlastung der Kernfläche des Autoterminals nutzen.
Denn Voraussetzung für die Erreichung der Produktivität im Automobilumschlag ist ein maximaler Fahrzeugbestand von ca. 70.000 Pkw auf der Kernfläche des Autoterminals.
Außerdem stehen wir aufgrund der Energiepreisentwicklung und Inflation in Verhandlungen mit unseren Kunden. Inzwischen sind Transport- und Flächenkapazitäten eine Engpass-Ressource. Wir müssen als Unternehmen sicherstellen, dass wir verantwortungsvoll mit der Vergabe dieser Engpass-Ressource umgehen.
Im Neustädter Hafen in Bremen waren die Kapazitäten insbesondere durch hohe Mengen Stahl und Forstprodukte stark ausgelastet. Die umgeschlagene Tonnage stieg von 1,3 Millionen Tonnen auf 1,6 Millionen Tonnen. Dementsprechend positiv entwickelte sich die Ergebnissituation. Die aufgrund der permanent hohen Auslastung verursachten Zusatzaufwendungen für Ersatzgeräte und Instandhaltung sowie die auch hier gestiegenen Energiekosten schmälerten zwar das Ergebnis, konnten das positive Gesamtbild aber nicht trüben.
Das Geschäftsfeld Inlandterminals konnte das Fahrzeughandling im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent steigern und an den Standorten Kelheim, Dodendorf und Hamburg die Erwartungen übertreffen. Reduzierte Volumina aufgrund der Herausforderungen am Automobilmarkt konnten beispielsweise durch technische Wertschöpfungsaktivitäten kompensiert werden.
Am Terminal in Neuss herrschten durchweg signifikante Auslastungsprobleme aufgrund reduzierter Mengen des dortigen Hauptkunden. Zwar konnten Spotgeschäfte die Umsatzrückgänge zeitweise etwas abfedern, nichtsdestotrotz bleibt der Standort hinter den Erwartungen zurück.
Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen konnten wir mit 4,7 Millionen transportierten, umgeschlagenen und technisch bearbeiteten Fahrzeugen im gesamten Geschäftsbereich AUTOMOBILE ein Volumen nahezu auf Vorjahresniveau abwickeln. Damit sind wir weiterhin der führende Automobillogistiker in Europa.
Auch der Geschäftsbereich CONTRACT konnte eine leichte Umsatzsteigerung von 1 Prozent auf 548,2 Millionen Euro verzeichnen. Hier wirkte sich die stärkere Kundendiversifizierung stabilisierend auf das Geschäft aus, so dass trotz des schwierigen makroökonomischen Umfelds das Ergebnis auf 11,3 Millionen Euro gesteigert werden konnte. Die EBT-Marge erhöhte sich entsprechend auf 2,1 Prozent (Vorjahr 1,6 Prozent).
Im Berichtsjahr 2022 haben wir die Kontraktlogistik unter dem Titel "Roadmap CONTRACT 2027" ganz neu aufgestellt. Bis dahin untergliederte sich dieser Bereich in die Geschäftsfelder Industrielogistik und Handelslogistik. Mit der neuen Struktur werden die Standorte und Länder nun in einer Regionalstruktur geführt. Darüber hinaus haben wir die Themen Technologie und Nachhaltigkeit stärker organisatorisch verankert und damit aufgewertet. Damit sind wir noch näher am Kunden und können noch unternehmerischer handeln.
Diese Neuorganisation kam genau rechtzeitig, denn die negativen Effekte der Multi-Krisen stellten und stellen auch für diesen Geschäftsbereich eine große Herausforderung dar. Dennoch ist es in unserer Kontraktlogistik insgesamt gelungen, die Ziele für das Jahr 2022 zu erreichen. Die Auftragslage und die bearbeiteten Volumina lagen vielerorts über den Erwartungen. Wir haben neue Kunden – wie die Deutz AG aus Köln – und neue Geschäfte für Bestandskunden gewonnen. Zu Belastungen führten die hohen Preise unter anderem für Energie. Wir haben frühzeitig darauf reagiert und mit unseren Kunden Vereinbarungen zur Kostenbeteiligung geschlossen.
An unserem größten Standort der Industrielogistik in Bremen bestanden 2022 herausfordernde Rahmenbedingungen in den Bereichen CKD (Completely Knocked Down) und Rohbau. Diese litten unter geringen Volumina, Schwierigkeiten hinsichtlich der Produktivität und dem Ausfall der Mengen für Russland. Durch das Gegensteuern in Form von Kostenreduzierungen und Verbesserungen von Prozessen konnten die Auswirkungen abgemildert werden.
An unseren Industrielogistik-Standorten in Übersee ist BLG LOGISTICS 2022 insbesondere in Südafrika eine positive Entwicklung gelungen. Der Standort konnte – inklusive Neugeschäfte – deutlich über den Erwartungen abschließen.
Insgesamt konnte der Geschäftsbereich CONTRACT in einem herausfordernden Umfeld die Ergebniserwartungen sehr gut erfüllen. Das ist angesichts der Vielzahl an Krisen und Herausforderungen eine respektable Leistung und zeigt, dass wir mit der Neuorganisation des Bereichs den richtigen Weg eingeschlagen haben.
Das positive Ergebnis der BLG-Gruppe wurde wie im Vorjahr ganz wesentlich im Geschäftsbereich CONTAINER, also durch unsere Beteiligung EUROGATE, erwirtschaftet. Der Ergebnisanteil aus der Equity-Beteiligung beträgt 76,7 Millionen Euro und liegt damit 14,9 Prozent über dem Vorjahreswert.
Der Gesamtumschlag der EUROGATE-Gruppe 2022 lag bei 11,9 Millionen TEU und damit leicht unter dem Vorjahreswert. Unerwartet hohe Lagergelder sorgten aber für ein deutlich über Plan liegendes Ergebnis. Diese Lagergelder sind allerdings Sondereffekte. Sie hatten insofern zwar positive, aber lediglich temporäre Auswirkungen.
EUROGATE hatte trotz eines Rückgangs der Umschlagsmengen (Deutschland -8,3 Prozent, insgesamt -2,8 Prozent) einen spürbaren Anstieg des Umsatzes, um rund 13 Prozent zu verzeichnen. Signifikant steigende Durchschnittserlöse aufgrund von den bereits erwähnten zusätzlichen und unerwartet hohen Lagergeld- und Reefererlösen sowie weiter steigende, positive Transformationseffekte in der Ergebnisentwicklung haben sich vorteilhaft niedergeschlagen.
Im Ergebnis enthalten ist des Weiteren eine Zuschreibung zu Finanzanlagen in Höhe von (anteilig) 35,4 Millionen Euro, die die Wertaufholung des At-Equity-Ansatzes der EUROGATE Container Terminal Wilhelmshaven GmbH & Co. KG betrifft.
Gegenläufig haben sich allerdings sowohl die operativen Einschränkungen als auch die erheblich gestiegenen Material- und Personalkosten sowie die Zuführung einer Rückstellung für potenzielle Vertragsstrafen negativ auf das Ergebnis 2022 ausgewirkt.
Das Geschäftsjahr 2022 war in erheblichem Maße von den Verwerfungen in den globalen Lieferketten beeinflusst. Im ersten Halbjahr 2022 haben pandemiebedingte Störungen, wie etwa Überlastungen in den großen Häfen im Westen oder in Hamburg, zu erheblichen Mehrmengen in Bremerhaven und Wilhelmshaven gesorgt. Spätestens ab dem zweiten Halbjahr jedoch trat eine beginnende Normalisierung sowohl in den globalen Lieferketten als auch in der Containerschifffahrt, gemessen an der Fahrplantreue und den Frachtraten, ein.
Die Folgen des Krieges in der Ukraine, etwa Inflation durch stark gestiegene Energie- und Sachkosten generell, führten zu einem weiteren Einbruch der Umschlagsmengen, vor allem auf den Fernost-Europa-Verbindungen.
Zudem haben sich im Geschäftsjahr 2022 die langanhaltenden und von Streiks begleiteten Tarifverhandlungen negativ ausgewirkt und zu erheblichen Kostensteigerungen geführt.
Trotz der bislang erzielten guten Fortschritte im Transformationsprozess und einer im letzten Jahr neu aufgelegten ganzheitlichen Unternehmensstrategie mit dem Titel "LIFT" stehen wir im Geschäftsbereich CONTAINER weiter vor großen Herausforderungen.
Unsere Mitarbeitenden sind entscheidend für unseren Erfolg. Wir bieten ihnen umgekehrt sichere und attraktive Arbeitsplätze sowie eine faire Entlohnung. Diese Verantwortung nehmen wir verstärkt auch entlang der Lieferkette wahr.
Weltweit sorgt die BLG, inklusive aller Beteiligungen, für 20.000 Arbeitsplätze. Die Anzahl der Mitarbeitenden in Deutschland sank leicht auf rund 11.500 Mitarbeitende.
Hierbei wirkte sich im Geschäftsbereich CONTRACT insbesondere der Wegfall des Standorts Leipzig aus, der durch einen in der Kontraktlogistik üblichen Dienstleisterwechsel in der Statistik für das Geschäftsjahr 2022 wegfiel.
Die Auswirkungen der Pandemie, die wir nur zu gerne schneller hinter uns gelassen hätten, haben uns auch 2022 noch beschäftigt. So waren einige Bereiche im Geschäftsbereich AUTOMOBILE zu Beginn des Jahres noch in Kurzarbeit. Unser BLG AutoTerminal Bremerhaven stand im vergangenen Jahr vor besonderen Herausforderungen.
Im Bereich Personal spüren wir die Herausforderungen deutlich. Eine große Rolle spielt dabei der Fachkräftemangel, der auch unsere Branche betrifft.
Trotz dieser Umstände oder gerade wegen dieser Umstände ist es uns besonders wichtig, in unserem Unternehmen eine positive Arbeitsatmosphäre und eine offene Unternehmenskultur zu pflegen.
Die erfolgreiche Umsetzung einer klaren und zukunftsweisenden Strategie hängt in großen Teilen von dem Management von BLG LOGISTICS ab. Unsere Führungsgrundsätze und unsere Unternehmenswerte unterstützen dabei, ein gemeinsam getragenes Führungsverständnis auf allen Ebenen zu erreichen.
Umfassend und übergreifend nachhaltig handeln können wir nur dann, wenn unsere Mitarbeitenden unsere Ziele teilen und sich einbringen. Um das zu erreichen, setzen wir auf Feedback und Dialog. So gibt es unter dem Dach unserer Unternehmenskultur #ErfolgBrauchtAlle immer wieder die Chance zur direkten Rückmeldung an Vorstand und Führungskräfte – im Rahmen der Roadshow 2022 haben die Standorte rund 700 Fragen der Mitarbeitenden eingereicht, bei denen einige persönlich vor Ort während der Roadshow beantwortet wurden.
In Bremen testen aktuell 68 unserer Beschäftigten im Rahmen des Pilotprojekts Work@BLG den Büroarbeitsplatz der Zukunft. Das in drei Zonen aufgeteilte Büro bietet mit Meetingräumen, die für hybride Besprechungen optimiert sind, einem Arbeitsbereich nach dem Desksharing-Prinzip sowie einer Fläche für Kreativarbeit und Austausch beste Voraussetzungen für modernes Arbeiten.
Wir bieten unseren Mitarbeitenden vielfältige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, unabhängig davon, an welchem Punkt ihrer Entwicklung sie stehen. Diese schneiden wir auf das jeweilige Qualifikationslevel zu, und berücksichtigen auch individuelle Lebens- und Arbeitssituationen.
Bei der BLG können 18 verschiedene Ausbildungen absolviert werden. Hinzu kommen drei duale Bachelorstudiengänge unter anderem zu Spedition, Transport und Logistik. Im Jahr 2022 haben wir 77 Ausbildungsplätze neu besetzt und so in Summe 146 Auszubildende beschäftigt – 34 im technisch-gewerblichen und 112 im kaufmännischen Bereich, wobei letzterer die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik einschließt.
2022 haben wir insgesamt 165 Schulungen, Seminare und Qualifizierungsprogramme angeboten. Davon waren 76 Prozent klassische Präsenzveranstaltungen, 24 Prozent fanden ganz oder teilweise online statt. 3.479 Mitarbeitende haben davon Gebrauch gemacht. So sind 4.364 Schulungstage zusammengekommen, rund 600 Tage mehr als 2021.
Wir betrachten Nachhaltigkeit nicht als Anforderung von außen. Für die BLG ist Nachhaltigkeit schon lange nicht mehr nur eine losgelöste Management- und Kommunikationsaufgabe. Nachhaltigkeit ist ein fester Teil unseres Selbstverständnisses und eine Grundbedingung für unseren Erfolg.
Dieses langfristige Denken ist einer der Gründe für unseren Beitritt zum UN Global Compact (UNGC), den wir im August 2022 unterzeichnet haben. Die weltweit größte und wichtigste Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung hat die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft zum Ziel.
Bereits seit 2012 unterstützt BLG LOGISTICS das UN World Food Programme (WFP), die größte humanitäre Organisation im Kampf gegen den weltweiten Hunger, und ist seit Oktober 2022 eine von 28 Partnerorganisationen. Dabei stellen wir Logistikexpertise zur Verfügung, indem Häfen, Straßen, Bahnlinien, Lagerhallen und andere Logistikeinrichtungen untersucht und beurteilt werden.
Wir müssen davon ausgehen, dass der Absatz von Neufahrzeugen durch die hohe Inflation und die Unsicherheiten in der Energieversorgung in Deutschland rückläufig sein wird. Dem gegenüber stehen allerdings höhere Exporte aus den deutschen und osteuropäischen Werken der Automobilhersteller. Die Situation im Geschäftsbereich AUTOMOBILE bleibt demnach auch in diesem Jahr angespannt.
Die Effekte von Lieferkettenabrissen, Konsumentenzurückhaltung, Krieg in der Ukraine und hoher Inflation werden auch im kommenden Geschäftsjahr in den Geschäftsbereichen für Herausforderungen sorgen.
BLG LOGISTICS konnte im ablaufenden Geschäftsjahr mit nahezu allen Bestandskunden Fortführungen der bestehenden Verträge vereinbaren. Im Rahmen der strategischen Ausrichtung wird erwartet, dass kontinuierlich eine Geschäftsausweitung durch neue Geschäfte, insbesondere auch mit Bestandskunden, erzielt werden kann. Im Bereich des Personals wird eine Erhöhung der Eigenquote in den Bestandsgeschäften angestrebt, um den hohen Fluktuationen beim Fremdpersonal und damit verbundenen Produktivitätsbeeinträchtigungen entgegenzuwirken.
Im Geschäftsbereich CONTAINER ist seit Ende des Jahres 2022 fast schon eine Rückkehr zu "Vor-Corona-Bedingungen" zu beobachten und nach einer mehrjährigen Sonderphase wird der traditionell starke Wettbewerb in der globalen Container Industrie wieder deutlich sichtbar.
Die mit dieser Sonderphase verbundenen Auswirkungen auf die betrieblichen Abläufe haben den Fortschritt des aktuell laufenden Transformationsprozesses in einigen Punkten negativ beeinflusst und zu Verzögerungen bei deren Umsetzung geführt.
Eine spürbare Wiederbelebung des Marktes durch erneut steigende Umschlagsmengen sehen wir frühestens ab dem 3. Quartal dieses Jahres. Die weitere Umsetzung der Transformationsmaßnahmen für eine stabile Zukunft von EUROGATE ist und bleibt also unabdingbar.
Es herrscht weiterhin Krieg zwischen Russland und der Ukraine, es bestehen weiterhin Spannungen zwischen den USA und China. Auch die Energiekrise ist noch nicht ausgestanden. Wir wissen und bereiten uns sehr intensiv darauf vor, dass die wirtschaftlichen Unsicherheiten 2023 weiter bestehen werden.
In diesem unsicheren Umfeld erwarten wir nach heutigem Stand aufgrund der beschriebenen Prognose für die BLG-Gruppe Umsatzerlöse leicht über dem Vorjahresniveau.
Trotz aller Herausforderungen gestalten wir die Zukunft mit Zuversicht, Innovationskraft und unternehmerischem Mut, denn das Besondere an BLG LOGISTICS ist das, was wir täglich tun. Mit Erfahrung und Leidenschaft schaffen unsere Kolleginnen und Kollegen weltweit logistische Möglichkeiten und Lösungen für unsere Kunden. Wir denken und handeln global, sind aber in Bremen am Ufer der Weser verwurzelt, weil wir wissen, dass Zukunft immer auch Herkunft braucht.
Damit schließe ich meine Ausführungen zum Geschäftsjahr 2022 sowie den Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr und danke herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!
Have a question? We'll get back to you promptly.