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RWE AG

Interim / Quarterly Report Aug 10, 2023

362_rns_2023-08-10_ffb5cb81-c864-4fbe-a7e6-dc71e3202ed7.html

Interim / Quarterly Report

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Finanzbericht: 33046140

RWE Aktiengesellschaft

Essen

Halbjahresfinanzbericht nach WpHG zum Geschäftsjahr vom 01.01.2023 bis zum 30.06.2023

Zwischenbericht über das erste Halbjahr 2023

Erfreuliche Ergebnisentwicklung im ersten Halbjahr: bereinigtes EBITDA des RWE-Konzerns auf 4,5 Mrd.€ gestiegen /​/​ Unerwartet hohe Erträge in den Segmenten Wasser/​Biomasse/​Gas und Energiehandel /​/​ Ergebnisprognose für das Gesamtjahr angehoben /​/​ RWE erwartet für 2023 bereinigtes EBITDA von 7,1 bis 7,7 Mrd.€ und bereinigtes Nettoergebnis von 3,3 bis 3,8 Mrd.€

Auf einen Blick

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Eckdaten des RWE-Konzerns 1 Jan - Jun 2023 Jan - Jun 2022 + /​ - Jan - Dez 2022
Stromerzeugung GWh 67.678 77.658 -9.980 156.794
Außenumsatz (ohne Erdgas- /​ Stromsteuer) Mio.€ 14.885 16.303 -1.418 38.366
Bereinigtes EBITDA Mio.€ 4.540 2.124 2.416 6.310
Bereinigtes EBIT Mio. € 3.506 1.371 2.135 4.568
Ergebnis vor Steuern Mio. € 2.515 2.577 -62 715
Nettoergebnis /​ Ergebnisanteile der Aktionäre der RWE AG Mio. € 1.993 2.083 -90 2.717
Bereinigtes Nettoergebnis Mio. € 2.632 950 1.682 3.253
Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit Mio. € 2.013 2.905 -892 2.406
Investitionen Mio. € 6.562 2.154 4.408 4.484
Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte Mio. € 1.881 1.293 588 3.303
Akquisitionen und Finanzanlagen Mio. € 4.681 861 3.820 1.181
Anteil der taxonomiekonformen Investitionen 2 % 90 - - 83
Free Cash Flow Mio. € -4.435 792 -5.227 -1.968
Zahl der im Umlauf befindlichen Aktien (Durchschnitt) Tsd. Stück 743.841 676.220 67.621 691.247
Ergebnis je Aktie 2,68 3,08 -0,40 3,93
Bereinigtes Nettoergebnis je Aktie 3,54 1,40 2,14 4,71

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30.06.2023 30.06.2022 31.12.2022
Nettoschulden (-) /​ Nettoguthaben (+) Mio. € -5.916 1.892 1.630
Mitarbeiter 3 19.702 18.201 18.310

1 Teilweise angepasste Vorjahreswerte; siehe Erläuterung auf Seite 12 f.

2 Taxonomiekonform sind Wirtschaftsaktivitäten, die die Kriterien der EU-Taxonomie-Verordnung erfüllen.

3 Umgerechnet in Vollzeitstellen.

RWE am Kapitalmarkt

Performance der RWE-Aktie und der Indizes DAX und STOXX Europe 600 Utilities

in % (Wochendurchschnittswerte)

Quelle: Bloomberg.

Aktienmärkte im Aufwind. Nach dem schwachen Börsenjahr 2022, das durch Zinssteigerungen und den Krieg in der Ukraine belastet war, gab es an den Aktienmärkten einen für viele Beobachter überraschenden Kursaufschwung. Der DAX ging Ende Juni 2023 mit 16.148 Punkten aus dem Handel, was einer Halbjahresrendite von 16 % entspricht. Getragen wurde der Aufschwung in erster Linie von zyklischen Titeln und Technologiewerten, deren Kurse 2022 stark eingebrochen waren. Positiven Einfluss hatte, dass die befürchtete Gasversorgungskrise im Winter 2022/​2023 ausgeblieben ist und sich die Energiepreise nach den Rekordständen vom Vorjahr wieder deutlich verringert haben. Auch das Ende der Corona-Restriktionen in China hob die Börsenstimmung, obwohl der davon erhoffte Boom noch auf sich warten lässt. Zwar gab es weitere inflationsbedingte Leitzinserhöhungen und eine kurzzeitige Bankenkrise in den USA wegen der Insolvenz einiger Kreditinstitute. Diese Faktoren schlugen sich aber nur vorübergehend in den Kursen nieder.

RWE-Aktie nach starkem Vorjahr leicht im Minus. Die RWE-Aktie konnte nicht mit dem DAX Schritt halten, nachdem sie im Vorjahr noch eine weit überdurchschnittliche Performance von 19 % hingelegt hatte. Ende Juni 2023 notierte sie mit 39,87€ und damit etwas unter dem Schlusskurs von 2022 (41,59 €). Inklusive der im Mai gezahlten Dividende von 0,90€ ergibt das eine Rendite von -2 %. Damit blieb unsere Aktie auch deutlich hinter dem Branchenindex STOXX Europe 600 Utilities (+11 %) zurück. Der enttäuschende Kursverlauf beruht u.a. darauf, dass die Preise an den Stromgroßhandelsmärkten gefallen sind. Finanzanalysten und Investoren haben deshalb ihre Schätzungen hinsichtlich unserer zukünftigen Erzeugungsmargen nach unten angepasst. Ein Belastungsfaktor war auch die Sorge vor weiteren regulatorischen Eingriffen in den Strommarkt, nachdem zahlreiche europäische Staaten temporäre Sonderabgaben auf Stromerlöse eingeführt hatten. Positiv wirkte der unerwartet gute Geschäftsverlauf in den Segmenten Wasser/​Biomasse/​Gas und Energiehandel, der uns schließlich dazu veranlasste, die Ergebnisprognose für 2023 anzuheben (siehe Seite 25).

Rahmenbedingungen unseres Geschäfts

Regulatorisches Umfeld

Neue EU-Richtlinie soll Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen. Die Mitgliedstaaten der EU und das Europäische Parlament haben sich im Juni 2023 auf die Details einer Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie geeinigt. Der überarbeitete Leitfaden muss noch formal verabschiedet und danach innerhalb von 18 Monaten in nationales Recht überführt werden. Die Novelle war erforderlich, weil die EU ihr Treibhausgasminderungsziel für 2030 von 40 % auf 55 % gegenüber 1990 erhöht hat. Dementsprechend sieht die Richtlinie nun ein ambitionierteres Ziel für den Ausbau der erneuerbaren Energien vor. Diese sollen 2030 bereits 42,5 % am Energieverbrauch ausmachen. Bislang hatte die EU 32 % angestrebt. Erstmals werden Ziele für einzelne Sektoren gesetzt: Beispielsweise soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Energieverbrauch der Industrie um 1,6 % pro Jahr steigen. Außerdem gibt die EU vor, dass industriell genutzter Wasserstoff 2030 mindestens zu 42 % aus regenerativen Quellen stammen muss. Mit der Richtlinie will sie den Ländern auch dabei helfen, juristische Hürden für den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beseitigen und Genehmigungsprozesse zu beschleunigen. Grünstromprojekte bekommen nun dauerhaft rechtlichen Vorrang, nachdem die EU ihnen diesen bereits in einer zeitlich befristeten Notfallverordnung von 2022 eingeräumt hatte. Die Vorhaben erhalten den Status als im überwiegenden öffentlichen Interesse liegend. Flächen, die sich für den Ausbau der erneuerbaren Energien eignen, sollen als Vorranggebiete für solche Projekte ausgewiesen werden können.

EU reformiert Emissionshandel. Um ihre ambitionierteren Klimaziele erfüllen zu können, hat die EU auch das europäische Emissionshandelssystem (ETS) reformiert. Eine entsprechende Richtlinie ist im Juni in Kraft getreten. Danach müssen die im ETS erfassten Sektoren (Energiewirtschaft, Industrie und innereuropäischer Luftverkehr) bis 2030 ihren Treibhausgasausstoß gegenüber 2005 um 62 % reduzieren. Zuvor lag das Ziel bei 43 %. Um die Dekarbonisierung zu beschleunigen, wird die EU die Zahl der an den Markt ausgegebenen Zertifikate jährlich um 4,3 % (ab 2024) bzw. 4,4 % (ab 2028) verringern. Zurzeit beträgt der Reduktionsfaktor noch 2,2 %. Außerdem sollen bis 2030 weiterhin pro Jahr 24 % der im Umlauf befindlichen überschüssigen Emissionsrechte einbehalten und in die Marktstabilitätsreserve überführt werden. Nach alter Rechtslage wäre der Satz 2024 auf 12 % abgesenkt worden. Die Reform sieht außerdem ein separates Emissionshandelssystem für den Verkehrs- und Gebäudesektor vor, das bis spätestens 2028 implementiert sein soll.

EU legt Kriterien für "grünen" Wasserstoff fest. Im Juli ist ein EU-Rechtsakt in Kraft getreten, der festlegt, welche Kriterien elektrolytisch erzeugter Wasserstoff erfüllen muss, um als "grün" zu gelten. Wasserstoff mit diesem Prädikat gilt als besonders förderwürdig, weil der für seine Herstellung verwendete Strom aus erneuerbaren Energien stammt. Lange war unklar, welche Detailanforderungen erfüllt sein müssen, damit Wasserstoff als grün deklariert werden kann. Nach dem EU-Rechtsakt können die Voraussetzungen dafür auch dann gegeben sein, wenn der zur Wasserstoffproduktion eingesetzte Elektrolyseur nicht direkt an eine Erneuerbare-Energien-Anlage angeschlossen ist, sondern Strom aus dem öffentlichen Netz bezieht. In Ländern, deren Stromversorgung nicht weitestgehend aus CO 2-freien Energiequellen stammt, sind dann aber bestimmte Auflagen einzuhalten: Die Betreiber der Elektrolyseure müssen im Zusammenhang mit ihrer Wasserstoffproduktion Stromlieferverträge mit zusätzlich gebauten, nicht geförderten Erneuerbare-Energien-Anlagen abschließen, die sich im gleichen Marktgebiet befinden. Darüber hinaus wird verlangt, dass die Produktion des Wasserstoffs mit der des Stroms zeitlich korreliert. Da die zusätzlich benötigten Erneuerbare-Energien-Anlagen noch gebaut werden müssen und dies den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft verzögern könnte, hat die EU eine Übergangsregelung getroffen: Für Elektrolyseure, die bis Ende 2027 in Betrieb gehen, dürfen bis zum Jahr 2038 auch Stromlieferverträge mit bestehenden, geförderten Erneuerbare-Energien-Anlagen geschlossen werden.

Deutsche Stromerlösabschöpfung ausgelaufen. Am 30. Juni ist die deutsche Sonderabgabe auf Erlöse von Stromerzeugern planmäßig ausgelaufen. Sie war zum 1. Dezember 2022 wegen des stark erhöhten Energiepreisniveaus eingeführt worden und diente u.a. zur Finanzierung von Maßnahmen zur Entlastung der Verbraucher. Das Gesetz räumte der Bundesregierung die Möglichkeit ein, den Erhebungszeitraum per Verordnung bis zum 30. April 2024 zu verlängern. Davon wurde kein Gebrauch gemacht. Im September 2022 hatte die EU die Eckpunkte für nationale Abgaben auf Stromerlöse europarechtlich verankert. Dabei war eine Befristung bis Mitte 2023 als Norm vorgegeben worden. Allerdings ließ das Gesetz den Mitgliedstaaten Spielraum für längere Laufzeiten. Polen erhebt die Abgabe beispielsweise noch bis Ende 2023. Dagegen hat die niederländische Regierung den gleichen Erhebungszeitraum wie in Deutschland festgelegt (1. Dezember 2022 bis 30. Juni 2023). Allerdings ist noch kein Gesetz dazu verabschiedet worden. Sehr wahrscheinlich wird das parlamentarische Verfahren nach der Sommerpause zum Abschluss kommen.

Details über US-Zusatzförderung für erneuerbare Energien veröffentlicht. Die zentrale Steuerbehörde der USA (Internal Revenue Service) hat im Mai die Details einer zusätzlichen Fördermaßnahme für grüne Technologien veröffentlicht. Rechtsgrundlage ist der 2022 verabschiedete Inflation Reduction Act, ein Gesetzespaket zur Förderung von Sozialmaßnahmen und Klimaschutz. Für Investitionen in neue Windparks, Solaranlagen oder sonstige grüne Technologien gibt es fortan einen Steuerbonus, sofern größere Teile der Wertschöpfung in den USA erfolgen. Die Regierung verspricht sich davon Rückenwind für die heimische Zulieferindustrie. Eine Zusatzförderung kann sich auch sichern, wer an Standorten investiert, die bestimmte Nachteile aufweisen (z. B. durch Umweltbelastungen) oder die vom energiewirtschaftlichen Strukturwandel besonders betroffen sind. Der Bonus wird als Aufschlag auf die üblichen steuerlichen Förderungen für grüne Technologien gewährt. In den USA kommen vor allem zwei Instrumente zum Einsatz: Production Tax Credits und Investment Tax Credits. Dabei handelt es sich um Steuergutschriften, deren Höhe sich nach der Stromproduktion oder - alternativ - dem Investitionsvolumen richtet.

Erleichterte Umweltverträglichkeitsprüfungen für US-Infrastrukturprojekte. Anfang Juni hat der US-Kongress ein Gesetz verabschiedet, das Energieinfrastrukturprojekte vereinfachen und beschleunigen soll. Danach müssen Umweltverträglichkeitsprüfungen, die in bundesstaatlicher Verantwortung liegen, in maximal zwei Jahren abgewickelt werden. Solche Fristen gab es vorher nicht. Außerdem sind die Verfahrensschritte künftig von einer einzelnen Behörde zu koordinieren. Diese Stelle ist zugleich zentraler Ansprechpartner für den Investor. In der Vergangenheit mussten Projektentwickler meist eine Vielzahl von Instanzen konsultieren. Von der Reform nicht betroffen sind Genehmigungsprozesse, für die die Gemeinden oder Bundesstaaten zuständig sind.

Marktbedingungen

Schwache Konjunkturentwicklung in RWE-Kernmärkten. Nach aktueller Datenlage war die globale Wirtschaftsleistung in der ersten Jahreshälfte 2023 um etwa 2 % höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit hat die konjunkturelle Entwicklung gegenüber 2022 an Dynamik eingebüßt. Insbesondere in Deutschland geriet das Wachstum ins Stocken. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist hier vermutlich um 0,2 % zurückgegangen. Großbritannien und die Niederlande verzeichneten dagegen leicht positive Wachstumsraten von schätzungsweise 0,2 % bzw. 1 %. Negative Einflussfaktoren waren der fortdauernde Ukraine-Krieg, die gestiegenen Zinsen und die hohen Energiekosten. Zwar haben sich Strom und Brennstoffe seit den Preisrekorden von 2022 wieder verbilligt. Im langfristigen Vergleich sind sie aber weiterhin teuer. Auch in den Vereinigten Staaten hat sich die Konjunktur abgekühlt, allerdings nicht so stark wie in Europa. Dort ist die Wirtschaft um etwa 2 % gewachsen.

Stark gesunkener Stromverbrauch. Vorläufige Berechnungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) lassen darauf schließen, dass sich der deutsche Stromverbrauch in der ersten Jahreshälfte um 6 % verringert hat. Wesentlicher Grund dafür sind preisbedingte Nachfragerückgänge. Auch in Großbritannien und den Niederlanden lag der Stromverbrauch deutlich unter dem Vorjahresniveau. Experten veranschlagen für diese Länder ein Minus von 5 % bzw. 4 %. In den USA war die Stromnachfrage um etwa 3 % rückläufig.

Unterdurchschnittliche Windverhältnisse. Auslastung und Profitabilität von Erneuerbare-Energien-Anlagen unterliegen in hohem Maße Wettereinflüssen. Eine zentrale Rolle spielt das Windaufkommen. In der ersten Jahreshälfte war es in weiten Teilen Europas und der USA niedriger als im langjährigen Mittel. Auch das Niveau des Vorjahres wurde an den meisten RWE-Windkraftstandorten unterschritten. Die Stromproduktion unserer Laufwasserkraftwerke wird in erster Linie von den Niederschlags- und Schmelzwassermengen bestimmt. In Deutschland, der Hauptregion unserer Stromerzeugung aus Wasserkraft, entsprachen diese Mengen in etwa dem langjährigen Durchschnittsniveau. Gegenüber 2022 haben sie sich deutlich erhöht.

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Durchschnittliche Auslastung der RWE-Windparks Januar - Juni Onshore Offshore
in % 2023 2022 2023 2022
--- --- --- --- ---
Deutschland 21 22 24 36
Großbritannien 24 29 38 42
Niederlande 29 32 - -
Polen 27 30 - -
Spanien 22 24 - -
Italien 23 27 - -
Schweden 28 33 45 47
USA 33 38 - -

Brennstoffpreise deutlich unter dem Rekordniveau von 2022. Bei konventionellen Kraftwerken hängen Einsatzzeiten und Margen davon ab, wie sich die Marktpreise für Strom, Brennstoffe und Emissionsrechte entwickeln. Erdgas hat sich gegenüber 2022 stark verbilligt. Am niederländischen Handelspunkt TTF (Title Transfer Facility), dem kontinentaleuropäischen Leitmarkt, lagen die Spotnotierungen in der ersten Jahreshälfte 2023 bei durchschnittlich 45€/​MWh. Das ist nicht einmal halb so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres (99€/​MWh). Der deutliche Preisrückgang ist darauf zurückzuführen, dass sich die Gasversorgungslage trotz Fortdauer des Ukraine-Kriegs entspannt hat. Der milde Winter 2022/​2023, gestiegene LNG-Einfuhren, konjunkturbedingte Verbrauchsrückgänge und dementsprechend hohe Gasspeicherfüllstände gaben dafür den Ausschlag. Die günstigere Versorgungslage spiegelte sich auch im Gasterminhandel wider. Der TTF-Forward für 2024 wurde im Berichtszeitraum mit durchschnittlich 55€/​MWh abgerechnet. Zum Vergleich: Vor einem Jahr war der TTF-Forward 2023 noch mit 70€/​MWh gehandelt worden.

Die Preise für Kraftwerkssteinkohle (Kesselkohle) haben ebenfalls stark nachgegeben. Lieferungen zu den ARA-Häfen (ARA = Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) wurden am Spotmarkt in der ersten Jahreshälfte 2023 inklusive Fracht und Versicherung mit durchschnittlich 137 US$/​Tonne abgerechnet. Der Vorjahreswert war mehr als doppelt so hoch gewesen (285 US$/​Tonne). Die Marktlage hat sich auch hier beruhigt, nachdem das vergangene Jahr zunächst noch von großen Unsicherheiten geprägt war. In Erwartung eines hohen Bedarfs an Steinkohle - u.a. als Ersatz für Erdgas in der Stromerzeugung - hatten sich viele Kraftwerksbetreiber mit zusätzlichen Mengen eingedeckt und so die Preise nach oben getrieben. Der milde Winter 2022/​2023 und die gute Gasversorgungslage hatten zur Folge, dass weniger Kohle als geplant benötigt wurde und die Nachfrage abebbte. Damit entspannte sich auch die Situation im Terminhandel. In der ersten Jahreshälfte notierte der Steinkohle-Forward 2024 (Index API 2) mit durchschnittlich 134 US$/​Tonne. Das sind 54 US$ weniger, als im Vorjahreszeitraum für den Forward 2023 bezahlt worden war.

Weiterhin hohe Kosten für CO 2-Emissionsrechte. Ein wichtiger Kostenfaktor für fossil befeuerte Kraftwerke ist die Beschaffung von Emissionsrechten. Eine European Union Allowance (EUA), die zum Ausstoß einer Tonne CO 2 berechtigt, wurde im ersten Halbjahr 2023 mit durchschnittlich 94 € gehandelt, gegenüber 85 € im Vorjahreszeitraum. Abgestellt wird hier auf Terminkontrakte, die im Dezember des jeweiligen Folgejahres fällig werden. Die Preisentwicklung war dadurch geprägt, dass die EU ihr Treibhausgasminderungsziel für 2030 erhöht hat und die am Markt verfügbaren Emissionsrechte deshalb noch stärker verknappen muss. Wie auf Seite 4 erläutert, trat im Juni 2023 eine Richtlinie in Kraft, die entsprechende Anpassungen des Emissionshandelssystems vorsieht. Allerdings gab es auch Faktoren, die den Bedarf an Emissionsrechten minderten und deshalb preisdämpfend wirkten, allen voran die rückläufige Industrieproduktion und eine niedrigere Auslastung von Kohlekraftwerken.

Großbritannien hat nach dem Ausscheiden aus der EU ein eigenes CO 2-Emissionshandels-system eingeführt. Seit der ersten Auktion im Mai 2021 werden UK Allowances (UKAs) am Sekundärmarkt gehandelt. Im Berichtszeitraum notierten sie mit durchschnittlich 73 £. Der vergleichbare Vorjahreswert hatte bei 84 £ gelegen.

Entspannung an den Brennstoffmärkten lässt Strompreise sinken. Die Preise im Stromgroßhandel spiegelten die Entwicklung an den Rohstoffmärkten wider. Sie haben ebenfalls stark nachgegeben, liegen aber weiter auf hohem Niveau. Im ersten Halbjahr 2023 wurde Grundlaststrom am deutschen Spotmarkt mit durchschnittlich 104 €/​MWh gehandelt. Der Vergleichswert für 2022 hatte bei 187€/​MWh gelegen. In Großbritannien sind die Notierungen von 177£/​ MWh auf 107£/​ MWh und in den Niederlanden von 203€/​MWh auf 106€/​MWh gesunken. Im Stromterminhandel zeigte sich folgendes Bild: Der deutsche Grundlast-Forward 2024 kostete durchschnittlich 151€/​MWh. Zum Vergleich: Für den Forward 2023 waren im Vorjahreszeitraum 185€/​MWh gezahlt worden. In Großbritannien verbilligte sich der Ein-Jahres-Forward von 164£/​MWh auf 139 £/​MWh und in den Niederlanden von 167€/​MWh auf 138€/​MWh.

Der nordamerikanische Strommarkt ist geografisch in mehrere Teilmärkte untergliedert, die von unabhängigen Netzgesellschaften kontrolliert werden. Unser derzeit wichtigstes Marktgebiet ist das vom Electric Reliability Council of Texas (ERCOT) betriebene texanische Verbundnetz, an das die meisten unserer US-Windparks angeschlossen sind. Der Stromspotpreis lag dort im Halbjahresdurchschnitt bei 32 US$/​ MWh, gegenüber 54 US$/​MWh im Vergleichszeitraum 2022. Der Ein-Jahres-Forward ist von 51US$/​MWh auf 42 US$/​MWh gesunken. Eine Rolle spielte dabei, dass Erdgas auch in den USA preisgünstiger geworden ist. Dadurch verringerten sich die Erzeugungskosten von Gaskraftwerken, die häufig Preissetzer im nordamerikanischen Strommarkt sind.

Wesentliche Ereignisse

Im Berichtszeitraum

RWE erwirbt Erneuerbare-Energien-Geschäft von Con Edison. Am 1. März 2023 haben wir die Akquisition von Con Edison Clean Energy Businesses abgeschlossen, einem der führenden Erneuerbare-Energien-Unternehmen in den USA. Bis zur Übernahme durch RWE gehörte die Gesellschaft zum US-Konzern Con Edison. Ihre Stromerzeugungskapazitäten belaufen sich auf 3,1 GW; etwa 90 % davon sind Solaranlagen. Hinzu kommt eine Entwicklungspipeline für mehr als 7 GW Erzeugungsleistung. Mit dem Portfolio von Con Edison Clean Energy Businesses sind wir nun eines der größten Erneuerbare-Energien-Unternehmen in den USA.

Der Kaufpreis betrug 4,0 Mrd. US$. Inklusive übernommener Nettoschulden ergibt sich ein Unternehmenswert von 6,8 Mrd. US$. Finanziert haben wir die Transaktion u.a. durch Ausgabe einer Pflichtwandelanleihe an Qatar Holding, eine Tochter der Qatar Investment Authority. Die Anleihe über 2.428 Mio.€ wurde am 10. Oktober 2022 emittiert und am 15. März 2023 in 67.621.169 neue RWE-Aktien gewandelt. Die Gesamtzahl unserer Aktien beläuft sich nun auf 743.841.217 Stück. Der Anteil der Qatar Holding am erhöhten Grundkapital der RWE AG entspricht 9,1 %. Die neuen Aktien waren bereits dividendenberechtigt für das Geschäftsjahr 2022.

Unmittelbar nach dem Abschluss des Erwerbs von Con Edison Clean Energy Businesses haben wir unsere amerikanischen Aktivitäten auf den Gebieten Onshore-Windkraft, Solar und Batteriespeicher in der neuen Gesellschaft RWE Clean Energy zusammengefasst. Das Unternehmen mit rund 1.500 Beschäftigten betreibt Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 8 GW und verfügt über eine Entwicklungspipeline von mehr als 24 GW.

RWE wird einer der führenden Solarentwickler in Großbritannien. Anfang März haben wir den Projektentwickler JBM Solar erworben und damit den Grundstein für einen zügigen Ausbau der Photovoltaik in Großbritannien gelegt. Der Kaufpreis betrug 318Mio.£. Das in London ansässige Unternehmen ist auf Solar- und Batteriespeichervorhaben spezialisiert. Es verfügt über eine Entwicklungspipeline von 6,1 GW. Davon entfallen 3,8 GW auf Photovoltaikanlagen und 2,3 GW auf Batteriespeicher. Durch die Transaktion gehören wir nun zu den drei größten Solarentwicklern in Großbritannien. Die meisten Vorhaben von JBM Solar werden in Mittel- und Südengland realisiert. Wir rechnen damit, die ersten Anlagen aus der Pipeline Ende 2024 in Betrieb nehmen zu können.

Förderzusage für ersten RWE-Offshore-Windpark in Irland. Bei der Verwirklichung unseres ersten Offshore-Windkraftvorhabens in Irland sind wir einen großen Schritt vorangekommen. Im Rahmen einer Auktion des Netzbetreibers EirGrid konnten wir uns für den geplanten 824-MW-Windpark mit dem Namen Dublin Array einen Fördervertrag sichern. Es handelt sich dabei - wie in Großbritannien - um einen zweiseitigen Contract for Difference. Den Anlagenbetreibern wird damit eine bestimmte Vergütung für ihren Strom garantiert. Liegt der Preis, den sie am Großhandelsmarkt erzielen, unter dem garantierten Wert, wird ihnen die Differenz erstattet. Liegt er darüber, müssen sie Zahlungen leisten. Der gewichtete durchschnittliche Zuschlagswert aller in der Auktion erfolgreichen Gebote betrug 86,05€/​MWh. Der Windpark Dublin Array soll rund 10 km vor der Küste der Grafschaften Dublin und Wicklow entstehen. RWE entwickelt ihn gemeinsam mit dem irischen Unternehmen Saorgus Energy. Die Unternehmen halten jeweils die Hälfte der Anteile. Sobald alle erforderlichen Genehmigungen für das Projekt vorliegen, soll die finale Investitionsentscheidung getroffen werden. Im Jahr 2028 könnte der Windpark dann mit allen Turbinen am Netz sein.

Nordsee-Windpark Kaskasi eingeweiht. Im Beisein von Wirtschaftsminister Robert Habeck haben wir Ende März unseren neuen deutschen Offshore-Windpark Kaskasi eingeweiht. Der 342-MW-Windpark liegt 35 km nördlich der Insel Helgoland und ist seit Ende 2022 mit allen 38 Turbinen am Netz. Mit der Einweihung hat er den Regelbetrieb aufgenommen. Vorausgegangen war eine Testphase, in der Kaskasi bereits Strom produzierte. Für den Windpark, der uns allein gehört, haben wir rund 840 Mio.€ investiert. Drei Turbinen sind mit recycelbaren Rotorblättern von Siemens Gamesa ausgestattet worden, bei deren Herstellung ein neuartiger Harz verwendet wurde. Dadurch lassen sich die verbauten Materialien nach der Nutzung wieder voneinander trennen. Es ist das erste Mal weltweit, dass diese besonders umweltfreundlichen Rotorblätter zum Einsatz kommen.

RWE übernimmt Anteil von Northland Power an vier Nordsee-Windkraftprojekten. Seit Ende Mai sind wir Alleineigentümer von vier Offshore-Windkraftprojekten, die nördlich der Insel Juist realisiert werden sollen. Die Vorhaben waren bislang in einem Joint Venture mit dem kanadischen Energieversorger Northland Power gebündelt. Den Anteil unseres Partners in Höhe von 49 % haben wir für 34 Mio.€ übernommen. Die geplanten Nordsee-Windparks kommen zusammen auf eine Erzeugungskapazität von 1.560 MW. Zwei Projekte mit den Bezeichnungen N-3.8 und N-3.7 befinden sich in der Genehmigungsphase. Hier sollen die Arbeiten auf See bereits 2025 beginnen. Bei planmäßigem Baufortschritt werden die Anlagen mit einer Gesamtleistung von 660 MW Anfang 2027 den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Die beiden anderen Projekte mit den Bezeichnungen N-3.5 und N-3.6 sind nicht so weit fortgeschritten. Wir müssen uns bei anstehenden Ausschreibungen noch die Flächennutzungsgenehmigungen für sie sichern, was allerdings wegen bestehender Eintrittsrechte allein in unserem Ermessen liegt. Die Windparks mit einer Leistung von zusammen 900 MW könnten dann im Jahr 2029 fertiggestellt werden.

Niederländisches Gaskraftwerk Magnum nun im Eigentum von RWE. Mit Wirkung zum 31. Januar haben wir von Vattenfall das niederländische Gaskraftwerk Magnum übernommen. Die Anlage ist seit 2013 in Betrieb und verfügt über eine Leistung von 1,4 GW. Sie gehört zu den modernsten Kraftwerken der Niederlande. Wir haben 430 Mio.€ dafür bezahlt. Im Transaktionsvolumen eingeschlossen ist ein benachbarter Solarpark mit einer Erzeugungsleistung von 5,6 MW. Magnum befindet sich in unmittelbarer Nähe zu unserem Kraftwerk Eemshaven, das wir mit Steinkohle und Biomasse betreiben. Von der gemeinsamen Nutzung der Infrastruktur vor Ort versprechen wir uns erhebliche Synergien. Unser neues Gaskraftwerk zeichnet sich auch dadurch aus, dass wir es nach einfachen technischen Umrüstungen bereits zu 30 % mit Wasserstoff betreiben können. Langfristig lässt es sich sogar auf eine 100-prozentige Nutzung von Wasserstoff umstellen. Magnum kann damit zum Bestandteil der zukünftigen Wasserstoffinfrastruktur werden, die wir in der Provinz Groningen mit Partnern aus dem Energiesektor und der Industrie aufbauen wollen.

Netzstabilisierungsanlage in Biblis nimmt Betrieb auf. Nach etwa zweijähriger Bauzeit ist im März unser neues 300-MW-Gaskraftwerk im südhessischen Biblis ans Netz gegangen. Es wird nicht im freien Strommarkt, sondern ausschließlich auf Anforderung des Netzbetreibers eingesetzt. Sein einziger Zweck besteht darin, zur Stabilität der Stromnetzfrequenz und damit zur Sicherheit der Energieversorgung beizutragen.

Bislang größter Stromspeicher von RWE fertiggestellt. Im kalifornischen Fresno County haben wir zur Jahresmitte unseren bisher größten Batteriespeicher ans Netz angeschlossen. Seine Leistung beträgt 137 MW. Sie kann theoretisch vier Stunden lang abgerufen werden, was einem Speichervolumen von 548 MWh entspricht. Die Anlage ist Teil des Projekts Fifth Standard, das auch einen Solarpark mit einer Leistung von 150 MW umfasst. Dieser steht kurz vor der Fertigstellung. Er besteht aus knapp 370.000 Solarpaneelen, die sich über eine Fläche von rund 1.600 Hektar erstrecken. Dank sogenannter Solartracker können die Module ihre Ausrichtung an den Lauf der Sonne anpassen. Das erhöht den Energieertrag. Zugleich ermöglicht das Speichersystem eine zeitlich optimierte Stromeinspeisung ins örtliche Netz.

RWE bei britischer Kapazitätsmarktauktion erfolgreich. Bei einer Auktion für den britischen Kapazitätsmarkt, die im Februar 2023 stattfand und sich auf den Vorhaltezeitraum vom 1. Oktober 2026 bis 30. September 2027 bezog, konnten wir für alle teilnehmenden RWE-Kraftwerke eine Prämienzahlung sichern. Die Anlagen kommen zusammen auf eine gesicherte Leistung von 6.638 MW. Es handelt sich nahezu ausschließlich um Gaskraftwerke. Die im Bieterverfahren ermittelte Kapazitätsprämie beträgt 63£/​kW (zzgl. Inflationsausgleich). Sie wird uns dafür gewährt, dass unsere Anlagen im oben genannten Zeitraum am Netz sind und zur Stromversorgung beitragen.

RWE und Equinor vereinbaren strategische Partnerschaft. Im Januar haben RWE und der norwegische Energiekonzern Equinor eine strategische Partnerschaft geschlossen, um gemeinsam den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Mit Großprojekten wollen die beiden Unternehmen Wasserstoff aus Norwegen für die Dekarbonisierung der deutschen Energiewirtschaft nutzbar machen. Geplant ist, dass Equinor im norwegischen Heimatmarkt bis zum Jahr 2030 Kapazitäten in Höhe von 2 GW zur Produktion von "blauem" Wasserstoff schafft. "Blau" bedeutet, dass der Wasserstoff aus fossilem Methangas gewonnen und das dabei entstehende CO 2 unterirdisch eingelagert wird. Der Wasserstoff soll über eine Nordsee-Pipeline nach Deutschland transportiert werden, wo er u.a. für die Stromproduktion genutzt werden könnte. RWE und Equinor erwägen zudem, in der Nähe der Nordsee-Pipeline Offshore-Windkraftanlagen und Elektrolyseure zu bauen. Damit könnte grüner Wasserstoff in die Fernleitung eingespeist werden, der den blauen Wasserstoff zunehmend ersetzen soll. Im Rahmen der Kooperation gibt es auch Überlegungen zum Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke an deutschen Standorten. Ebenfalls denkbar sind reine Offshore-Windkraftprojekte in Norwegen und Deutschland, bei denen es ausschließlich um die Stromproduktion geht. Die Umsetzung der Großvorhaben hängt maßgeblich davon ab, ob die erwähnte Nordsee-Pipeline realisiert wird. Außerdem muss in Deutschland ein geeigneter regulatorischer Rahmen für Investitionen in neue Gaskraftwerke vorliegen und die Wasserstoffinfrastruktur hinreichend entwickelt sein.

Kernkraftwerk Emsland beendet Leistungsbetrieb. Am 15. April ist unser letztes deutsches Kernkraftwerk vom Netz gegangen. Der Block Emsland bei Lingen verfügte über eine Nettoleistung von 1.336 MW und produzierte seit 1988 sicher und CO 2-frei Strom. Er gehörte zu den drei deutschen Kernkraftwerken, die 2023 noch am Netz waren. Ursprünglich hätten die Anlagen bereits Ende vergangenen Jahres im Zuge des deutschen Kernenergieausstiegs den Leistungsbetrieb einstellen müssen. Um die Energieversorgung im Winter 2022/​2023 abzusichern, hatte die Bundesregierung ihr gesetzliches Laufzeitende um dreieinhalb Monate auf Mitte April verschoben.

Dividende von 0,90€ je Aktie gezahlt. Die Hauptversammlung der RWE AG vom 4. Mai hat dem Dividendenvorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat für das zurückliegende Geschäftsjahr mit breiter Mehrheit zugestimmt. Am 9. Mai schütteten wir einen Betrag von 0,90€ je Aktie aus - genauso viel wie im Vorjahr. Wegen der auf Seite 8 erläuterten Kapitalerhöhung und der dementsprechend größeren Aktienanzahl ist das Ausschüttungsvolumen auf 669 Mio.€ gestiegen (Vorjahr: 609 Mio.€).

RWE begibt zwei grüne Anleihen über insgesamt 1 Mrd.€. Um unseren Finanzierungsspielraum für Wachstumsinvestitionen zu verbessern, haben wir im Februar zwei grüne Anleihen mit einem Nominalvolumen von jeweils 0,5 Mrd.€ begeben. Die Papiere haben eine Laufzeit von sechs bzw. zwölf Jahren und einen Kupon von 3,625 % bzw. 4,125 %. Insgesamt stehen damit nun sieben grüne RWE-Anleihen mit einem Nominalvolumen von 4,85 Mrd.€ aus. Die Mittel, die wir durch ihre Begebung vereinnahmt haben, sind zweckgebunden: Sie müssen in Projekte fließen, die dem Umwelt- und Klimaschutz dienen. Wir werden sie für Windkraft- und Solarprojekte einsetzen.

Nach Ablauf des Berichtszeitraums

RWE erhöht Kreditlinienvolumen auf 10 Mrd.€. Im Juli 2023 haben wir uns eine syndizierte Kreditlinie über 5 Mrd.€ einräumen lassen, um mehr Finanzspielraum für die Besicherung von Commodity-Termingeschäften zu haben. Gewährt wird sie uns von einem Konsortium aus 28 internationalen Banken. Das angefragte Kreditvolumen von 5 Mrd.€ war deutlich überzeichnet - ein Hinweis auf die hohe Bonität und die guten Wachstumsperspektiven von RWE. Die neue Kreditlinie ersetzt eine bestehende über 3 Mrd.€. Ihre Laufzeit beträgt ein Jahr, wir haben allerdings die Option, sie zweimal um jeweils sechs Monate zu verlängern. Insgesamt stehen uns nun drei syndizierte Kreditlinien mit einem Gesamtvolumen von 10 Mrd.€ zur Verfügung: Neben der neu abgeschlossenen sind dies Linien über 3 Mrd.€ bzw. 2 Mrd.€, die noch bis April 2026 laufen. Die Konditionen aller drei Kreditlinien sind auf unsere Initiative hin an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt. Sie hängen u.a. davon ab, wie sich die folgenden drei Kennzahlen entwickeln: der Anteil der erneuerbaren Energien am Erzeugungsportfolio von RWE, die CO 2-Intensität unserer Anlagen und der Prozentsatz der Investitionen, die gemäß der EU-Taxonomie-Verordnung als nachhaltig einzustufen sind. Für alle drei Kriterien haben wir Ziele festgelegt. Sollten wir diese nicht erreichen, müssten wir höhere Zinsen und Bereitstellungsgebühren entrichten. Die Mehrausgaben würden zur Hälfte gemeinnützigen Organisationen zufließen.

Katja van Doren neue Personalvorständin der RWE AG. Am 1. August 2023 hat Katja van Doren ihre neue Aufgabe als Personalvorständin und Arbeitsdirektorin der RWE AG übernommen. In ihrem Vorstandsressort liegen auch die Verantwortlichkeiten für IT, interne Revision und Sicherheit. Sie ist Nachfolgerin von Zvezdana Seeger, deren Vorstandsvertrag auf eigenen Wunsch nicht verlängert wurde. Katja van Doren hat Betriebswirtschaftslehre studiert. Als Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin war sie zunächst für KPMG tätig, ehe sie 1999 ihre Karriere bei RWE fortsetzte. Anfang 2018 wurde sie Mitglied des Vorstands der RWE Generation, wo sie das Finanz- und das Personalressort verantwortete.

Anmerkungen zur Berichtsweise

Konzernstruktur mit fünf Segmenten. Bei der Darstellung unseres Geschäftsverlaufs unterscheiden wir fünf Segmente, von denen die ersten vier unser Kerngeschäft bilden. Die Segmente lassen sich wie folgt abgrenzen:

1. Offshore Wind: Hier erfassen wir unser Geschäft mit der Windkraft auf See. Geführt wird es von RWE Offshore Wind.

2. Onshore Wind/​Solar: Zu diesem Segment zählen unsere Aktivitäten auf dem Gebiet der Windkraft an Land und der Solarenergie sowie Teile unseres Batteriespeichergeschäfts. Je nach Kontinent liegt die Zuständigkeit dafür bei RWE Renewables Europe & Australia (vormals "RWE Renewables") oder der in Amerika tätigen RWE Clean Energy.

3. Wasser/​Biomasse/​Gas: Hier ist die Stromerzeugung mit Laufwasser-, Pumpspeicher-, Biomasse- und Gaskraftwerken gebündelt. Außerdem enthält das Segment die niederländischen Kraftwerke Amer 9 und Eemshaven, in denen wir Steinkohle und Biomasse verstromen, sowie einzelne Batteriespeicher. Die auf Projektmanagement und Ingenieurdienstleistungen spezialisierte Gesellschaft RWE Technology International und unsere 37,9 %-Beteiligung am österreichischen Energieversorger KELAG weisen wir ebenfalls hier aus. Übergeordnete Führungsgesellschaft in dem Segment ist RWE Generation. Sie ist auch für die Ausgestaltung und Umsetzung unserer Wasserstoffstrategie zuständig.

4. Energiehandel: Hauptbestandteil dieses Segments ist der Eigenhandel mit energienahen Commodities. Verantwortet wird er von der Konzerngesellschaft RWE Supply & Trading, die außerdem als Zwischenhändler von Pipeline-Gas und LNG agiert, Großkunden mit Energie beliefert und eine Reihe weiterer handelsnaher Tätigkeiten ausübt. Darüber hinaus vermarktet das Unternehmen den Großteil unserer Stromproduktion und beschafft die Brennstoffe und Emissionsrechte, die wir für die Stromerzeugung benötigen. Zum Segment Energiehandel gehören auch unsere Aktivitäten zum Aufbau von LNG-Infra-struktur und unser Gasspeichergeschäft.

5. Kohle/​Kernenergie: Hier berichten wir über Tätigkeiten, die wir nicht zu unserem Kerngeschäft zählen. Dabei handelt es sich in erster Linie um die Förderung und Verstromung von Braunkohle im Rheinischen Revier westlich von Köln. Darüber hinaus enthält das Segment unsere Aktivitäten auf dem Gebiet der Kernenergie, inklusive der RWE-Anteile am niederländischen Kernkraftwerksbetreiber EPZ (30 %) und an der deutschen Gesellschaft URANIT (50 %), die mit 33 % an der auf Uran-Anreicherung spezialisierten Urenco beteiligt ist. Die operative Verantwortung für die beschriebenen Geschäftsfelder ist bei RWE Power angesiedelt.

Gesellschaften mit segmentübergreifenden Aufgaben wie die Holding RWE AG und bilanzielle Effekte aus der Konsolidierung von Konzernaktivitäten werden im Kerngeschäft unter der Position "Sonstige, Konsolidierung" erfasst. Darin enthalten sind auch unsere Anteile am deutschen Übertragungsnetzbetreiber Amprion (25,1 %) und an E.ON (15 %), wobei wir die E.ON-Dividende im Finanzergebnis ausweisen.

Rückwirkende Anpassungen von Vorjahreszahlen. Im Laufe des vergangenen Jahres bzw. Anfang 2023 haben wir bestimmte ergebnisrelevante Sachverhalte in der Überleitung vom bereinigten EBITDA zum Nettoergebnis neu zugeordnet. Die Vorjahreszahlen sind entsprechend angepasst worden. Die Ausweisänderungen und ihre Gründe stellen sich wie folgt dar:

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Da wir wegen der Sanktionen gegen Russland seit dem Frühjahr 2022 keine Steinkohle mehr von russischen Produzenten erhalten, haben wir die betroffenen Bezugsverträge wertberichtigt. Die Belastungen daraus sind nach Abrechnung aller Liefermengen auf 748 Mio.€ veranschlagt worden. In der unterjährigen Berichterstattung für 2022 waren sie im neutralen Ergebnis enthalten. Im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2022 haben wir sie dem bereinigten EBITDA zugeordnet. Dies tun wir jetzt auch rückwirkend für die Zwischenabschlüsse des vergangenen Jahres.
Italien hat im vergangenen Jahr eine rückwirkende Abgabe zur Abschöpfung sogenannter Übergewinne erhoben, die sich auf den Zeitraum vom 1. Oktober 2021 bis 30. April 2022 bezog. Betroffen war das Segment Onshore Wind/​Solar. Die Abgabe ist zunächst in voller Höhe im bereinigten EBITDA von 2022 berücksichtigt worden. Im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2022 haben wir dann den Teil der Belastung, der wirtschaftlich dem Jahr 2021 zuzurechnen ist, als periodenfremden Sachverhalt ins neutrale Ergebnis umgegliedert. Die neue Zuordnung gilt nun auch nachträglich für die Zwischenberichterstattung des vergangenen Jahres.
Temporäre Gewinne und Verluste, die sich aus der Bewertung von zu Sicherungszwecken eingesetzten Währungsderivaten ergeben, wurden im Zwischenabschluss über die ersten drei Quartale 2022 erstmals im neutralen Ergebnis ausgewiesen und nicht mehr im bereinigten Finanzergebnis. In der Berichterstattung über das erste Halbjahr 2023 legen wir entsprechend angepasste Vorjahreszahlen zugrunde.
Kursveränderungen von Geldmarktfonds haben wir bislang dem neutralen Ergebnis zugeordnet. Aus Konsistenzgründen weisen wir sie nun im bereinigten Finanzergebnis aus, wo wir auch die laufenden Fondserträge erfassen. Die Umstellung erfolgte zum 1. Januar 2023 und wird nachträglich in den Vorjahresabschlüssen berücksichtigt.

Darüber hinaus gab es rückwirkende Ausweisänderungen, die den Außenumsatz betrafen.

Sie werden im Folgenden erläutert:

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Eine methodische Anpassung haben wir im Zusammenhang mit sogenannten Contracts for Difference zur Förderung von Erneuerbare-Energien-Anlagen vorgenommen. Bei entsprechender Ausgestaltung gewährleisten die Differenzkontrakte eine Fix-Preis-Vergütung. Erzielen die Anlagenbetreiber beim Stromverkauf am Markt einen höheren Betrag, müssen sie die Differenz erstatten. Solche Zahlungen weisen wir seit dem Konzernabschluss zum 31. Dezember 2022 im Materialaufwand und nicht mehr im Umsatz aus. Im vorliegenden Halbjahresbericht 2023 haben wir die Vorjahreszahlen entsprechend angepasst. Der Umsatz ist nun höher, das Ergebnis aber unverändert.
Angepasst wurde auch der Ausweis von Entschädigungen für sogenannte Redispatch-Maßnahmen. Dabei handelt es sich um Eingriffe der Übertragungsnetzbetreiber in den Betrieb von Erzeugungsanlagen mit dem Ziel, Stromleitungsabschnitte vor einer Überlastung zu schützen. Müssen Anlagenbetreiber auf Anordnung der Netzverantwortlichen die Produktion herunterfahren, haben sie einen Kompensationsanspruch. Die Entschädigungen waren bislang nicht erlöswirksam. Ab 2023 und rückwirkend für 2022 weisen wir sie im Umsatz aus.
Im vergangenen Jahr haben viele europäische Länder Sonderabgaben auf die Erlöse von Stromproduzenten eingeführt. Die Abgaben wurden - je nach Ausgestaltung - umsatzmindernd oder materialaufwanderhöhend erfasst. Im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2022 haben wir sie dann einheitlich in den sonstigen betrieblichen Aufwendungen berücksichtigt. Dies tun wir nun auch rückwirkend in der Zwischenberichterstattung des vergangenen Jahres.

Zukunftsbezogene Aussagen. Der vorliegende Zwischenbericht enthält Aussagen, die sich auf die künftige Entwicklung des RWE-Konzerns und seiner Gesellschaften sowie der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen beziehen. Diese Aussagen stellen Einschätzungen dar. Wir haben sie auf Basis aller Informationen getroffen, die uns zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Dokuments zur Verfügung standen. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass die tatsächlichen Entwicklungen von den Prognosen abweichen - etwa wenn sich die zugrunde gelegten Annahmen als unzutreffend erweisen oder unvorhergesehene Risiken eintreten. Für die Korrektheit zukunftsbezogener Aussagen können wir daher keine Gewähr übernehmen.

Geschäftsentwicklung

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Stromerzeugung Januar - Juni Erneuerbare Energien Pumpspeicher, Batterien Gas
in GWh 2023 2022 2023 2022 2023 2022
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Offshore Wind 5.247 4.837 - - - -
Onshore Wind/​Solar 13.760 10.588 2 - - - -
Wasser /​ Biomasse /​ Gas 2.990 3.125 76 8 21.573 26.244
Davon:
Deutschland 957 841 76 8 2.686 2.858
Großbritannien 261 275 - - 15.540 20.205
Niederlande 1.772 2.009 - - 2.461 1.972
Türkei - - - - 886 1.209
Kohle/​Kernenergie 12 8 - - 53 72
RWE-Konzern 22.009 18.558 2 76 8 21.626 26.316

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Stromerzeugung Januar - Juni Braunkohle Steinkohle Kernenergie
in GWh 2023 2022 2023 2022 2023 2022
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Offshore Wind - - - - - -
Onshore Wind/​Solar - - - - - -
Wasser /​ Biomasse /​ Gas - - 2.871 2.598 - -
Davon:
Deutschland - - - - - -
Großbritannien - - - - - -
Niederlande - - 2.871 2.598 - -
Türkei - - - - - -
Kohle/​Kernenergie 18.280 24.420 - - 2.610 5.555
RWE-Konzern 18.280 24.420 2.871 2.598 2.610 5.555

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Stromerzeugung Januar - Juni Gesamt 1
in GWh 2023 2022
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Offshore Wind 5.247 4.837
Onshore Wind/​Solar 13.760 10.588 2
Wasser /​ Biomasse /​ Gas 27.594 32.071
Davon:
Deutschland 3.803 3.803
Großbritannien 15.801 20.480
Niederlande 7.104 6.579
Türkei 886 1.209
Kohle/​Kernenergie 21.077 30.162
RWE-Konzern 67.678 77.658 2

1 Inklusive Produktionsmengen, die nicht den genannten Energieträgern zuzuordnen sind (z.B. Strom aus Müllheizkraftwerken).

2 Geänderter Wert.

Rückläufige Stromproduktion - deutliches Plus bei den erneuerbaren Energien. Im ersten Halbjahr 2023 hat RWE 67.678 GWh Strom produziert. Trotz eines deutlichen Anstiegs bei den erneuerbaren Energien lagen wir damit um 13 % unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Die Erzeugungsmengen unserer deutschen Braunkohlekraftwerke und unserer britischen Gaskraftwerke haben sich marktbedingt verringert. Bei den Braunkohleanlagen gab es zudem längere wartungsbedingte Stillstandszeiten. Gesunken sind auch die Erzeugungsmengen aus Kernenergie. Grund dafür ist, dass unser letztes deutsches Kernkraftwerk Emsland im Berichtszeitraum nur noch im Streckbetrieb lief und am 15. April 2023 stillgelegt wurde (siehe Seite 10).

Unsere Stromproduktion aus erneuerbaren Energien ist dagegen um 19 % gestiegen. Vor allem bei der Photovoltaik konnten wir zulegen: Hier haben sich die Erzeugungsmengen verfünffacht. Ausschlaggebend dafür war der Erwerb des US-amerikanischen Energiekonzerns Con Edison Clean Energy Businesses, den wir seit dem 1. März 2023 in unser Zahlenwerk einbeziehen. Bei der Windkraft verzeichneten wir trotz ungünstiger Wetterverhältnisse ein Plus von 4 %. Dabei kam uns zugute, dass wir 2022/​2023 eine Reihe großer Windparks in Betrieb genommen haben, allen voran Triton Knoll (857 MW) und Kaskasi (342 MW) in der Nordsee sowie El Algodon Alto (200 MW) und Blackjack Creek (240 MW) im US-Bundesstaat Texas.

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Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien Januar - Juni Offshore Wind Onshore Wind Solar
in GWh 2023 2022 2023 2022 2023 2022
--- --- --- --- --- --- ---
Deutschland 978 945 638 610 9 1
Großbritannien 4.176 3.793 847 1.002 - -
Niederlande - - 478 494 14 12
Polen - - 607 654 14 -
Spanien - - 472 468 113 47
Italien - - 519 565 - -
Schweden 94 99 140 166 - -
USA - - 6.075 5.816 3.382 398
Australien - - - - 225 252 1
Andere Länder - - 175 65 63 41
RWE-Konzern 5.248 4.837 9.951 9.840 3.820 751 1

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Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien Januar - Juni Wasser Biomasse Gesamt
in GWh 2023 2022 2023 2022 2023 2022
--- --- --- --- --- --- ---
Deutschland 957 841 - - 2.582 2.397
Großbritannien 74 77 187 198 5.284 5.070
Niederlande 16 14 1.756 1.995 2.264 2.515
Polen - - - - 621 654
Spanien - 5 - - 585 520
Italien - - - - 519 565
Schweden - - - - 234 265
USA - - - - 9.457 6.214
Australien - - - - 225 252 1
Andere Länder - - - - 238 106
RWE-Konzern 1.047 937 1.943 2.193 22.009 18.558 1

1 Geänderter Wert.

Strom produzieren wir nicht nur selbst, sondern beziehen ihn auch von konzernexternen Anbietern. Im Berichtszeitraum lagen diese Bezüge bei 13.732 GWh (Vorjahr: 18.867 GWh). Eigenerzeugung und Fremdstrombezug summierten sich zu einem Stromaufkommen von 81.410 GWh (Vorjahr: 96.525 GWh).

Strom- und Gasabsatz um 15 % bzw. 10 % unter Vorjahr. RWE hat im ersten Halbjahr 78.548 GWh Strom und 19.985 GWh Gas abgesetzt. Die Mengen sind in erster Linie der Gesellschaft RWE Supply & Trading im Segment Energiehandel zuzuordnen, die u.a. den Großteil unserer Stromerzeugung vermarktet und das Gasgeschäft verantwortet. Von unserem Hauptprodukt Strom haben wir 15 % weniger abgesetzt als 2022. Das ergibt sich u.a. aus dem Rückgang der Erzeugungsmengen und den dafür maßgeblichen Faktoren. Im Gasgeschäft haben sich die Lieferungen um 10 % verringert. Hintergrund ist, dass einige unserer Großkunden wegen des immer noch hohen Energiepreisniveaus ihre Nachfrage zurückgeschraubt haben.

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Außenumsatz 1 in Mio.€ Jan - Jun 2023 Jan - Jun 2022 + /​- Jan - Dez 2022
Offshore Wind 727 601 126 1.401
Onshore Wind/​Solar 921 1.145 -224 2.232
Wasser /​ Biomasse /​ Gas 630 876 -246 1.830
Energiehandel 12.212 13.212 -1.000 31.959
Sonstige, Konsolidierung - - - -
Kerngeschäft 14.490 15.834 -1.344 37.422
Kohle/​Kernenergie 395 469 -74 944
RWE-Konzern (ohne Erdgas-/​Stromsteuer) 14.885 16.303 -1.418 38.366
Davon:
Stromerlöse 13.189 13.152 37 31.027
Gaserlöse 979 2.230 -1.251 4.633

1 Teilweise angepasste Vorjahreswerte; siehe Erläuterung auf Seite 12f.

Stromumsatz stabil - stark verringerte Gaserlöse. Unser Außenumsatz (ohne Erdgas- und Stromsteuer) ist um 9 % auf 14.885 Mio.€ zurückgegangen. Die Stromerlöse beliefen sich auf 13.189 Mio.€. Trotz niedrigerer Erzeugungsmengen lagen sie etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Hier kam zum Tragen, dass wir unsere Stromerzeugung größtenteils mit bis zu dreijährigem Vorlauf auf Termin verkaufen und dass wir bei solchen Transaktionen für 2023 insgesamt höhere Preise realisieren konnten als für 2022. Unsere Gaserlöse sind dagegen preisbedingt um 56 % auf 979 Mio.€ gesunken.

Der Anteil kohlebasierter Erlöse am Konzernumsatz lag mit 21 % etwas über dem Vorjahresniveau (18 %), obwohl wir deutlich weniger Strom aus Braunkohle produziert haben und der CO 2-Ausstoß dementsprechend rückläufig war. Grund dafür ist, dass wir insbesondere beim Terminverkauf des Stroms unserer Braunkohlekraftwerke höhere Preise erzielen konnten und der Mengeneffekt dadurch aufgewogen wurde.

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Innenumsatz Jan - Jun Jan - Jun + /​- Jan - Dez
in Mio.€ 2023 2022 2022
--- --- --- --- ---
Offshore Wind 410 361 49 721
Onshore Wind/​Solar 383 290 93 476
Wasser /​ Biomasse /​ Gas 5.952 4.114 1.838 11.092
Energiehandel 5.706 4.678 1.028 9.947
Sonstige, Konsolidierung -10.467 -8.241 -2.226 -20.831
Kerngeschäft 1.984 1.202 782 1.405
Kohle/​Kernenergie 2.541 2.237 304 5.483

Bereinigtes EBITDA deutlich über Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2023 erzielten wir ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) von 4.540 Mio.€. Damit lagen wir um 2.416 Mio.€ über dem Vorjahreswert. Dieser wurde rückwirkend angepasst und enthält nun auch die Wertberichtigung, die wir 2022 auf Kohlebezugsverträge mit russischen Produzenten vorgenommen haben (siehe Seite 12). Neben dem Wegfall dieser Einmalbelastung trugen hohe Erträge aus der kurzfristigen Optimierung des Kraftwerkseinsatzes und eine sehr gute Handelsperformance zum Ergebnisanstieg bei. Außerdem profitierten wir von der Inbetriebnahme neuer Wind- und Solarparks sowie der erstmaligen Einbeziehung der zum 1. März 2023 erworbenen US-Gesellschaft Con Edison Clean Energy Businesses. Der unter "Sonstige, Konsolidierung" erfasste Ergebnisbeitrag des deutschen Übertragungsnetzbetreibers Amprion (RWE-Anteil: 25,1 %) fiel wegen eines Bundeszuschusses ungewöhnlich hoch aus. Die staatlichen Mittel sollen Mehraufwendungen für Systemdienstleistungen abdecken, die im Laufe des Jahres anfallen. Daher dürfte sich das Ergebnis von Amprion bis Ende 2023 wieder normalisieren.

Angesichts der unerwartet guten Ertragslage im Kerngeschäft haben wir unsere Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr angehoben. Nähere Informationen dazu finden Sie auf Seite 25.

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Bereinigtes EBITDA 1 Jan - Jun Jan - Jun +/​- Jan - Dez
in Mio.€ 2023 2022 2022
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Offshore Wind 762 632 130 1.412
Onshore Wind/​Solar 519 505 14 827
Wasser/​Biomasse/​Gas 1.939 755 1.184 2.369
Energiehandel 799 -203 1.002 1.161
Sonstige, Konsolidierung 90 -66 156 -210
Kerngeschäft 4.109 1.623 2.486 5.559
Kohle/​Kernenergie 431 501 -70 751
RWE-Konzern 4.540 2.124 2.416 6.310

1 Teilweise angepasste Vorjahreswerte; siehe Erläuterung auf Seite 12f.

Auf Ebene der Segmente zeigte sich im ersten Halbjahr folgende Ergebnisentwicklung:

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Offshore Wind: Hier konnten wir das bereinigte EBITDA um 130 Mio.€ auf 762 Mio.€ steigern. Ein Grund dafür ist, dass mit Triton Knoll (857 MW) und Kaskasi (342 MW) zwei neue Nordsee-Windparks in Betrieb sind, die wir im April bzw. Dezember 2022 fertiggestellt haben. Außerdem realisierten wir höhere Strompreise als im Vorjahr. Einen Teil der Erzeugung unserer Offshore-Windparks hatten wir frühzeitig auf Termin verkauft, als die Notierungen noch über dem heutigen Niveau lagen. Allerdings gab es auch negative Einflussfaktoren, insbesondere die ungünstigeren Windverhältnisse sowie gestiegene Betriebs- und Entwicklungskosten.
Onshore Wind/​Solar: Das bereinigte EBITDA des Segments ist um 14 Mio.€ auf 519 Mio.€ gestiegen. Die Erstkonsolidierung von Con Edison Clean Energy Businesses zum 1. März 2023 schlug sich mit 175 Mio.€ positiv im Ergebnis nieder. Darüber hinaus profitierten wir von der Inbetriebnahme neuer Wind- und Solarparks, mussten aber auch Ergebniseinbußen infolge niedrigerer realisierter Strompreise, schlechterer Windbedingungen sowie gestiegener Betriebs- und Entwicklungskosten hinnehmen.
Wasser/​Biomasse/​Gas: Hier erwirtschafteten wir ein außergewöhnlich hohes bereinigtes EBITDA von 1.939 Mio.€ (Vorjahr: 755 Mio.€). Stark gestiegene Erträge aus der kurzfristigen Optimierung unseres Kraftwerkseinsatzes und höhere Margen aus Stromterminverkäufen gaben dafür den Ausschlag. Daneben erzielten wir Gewinne aus der Veräußerung ehemaliger Betriebsgrundstücke.
Energiehandel: Das bereinigte EBITDA in diesem Segment fiel mit 799 Mio.€ ebenfalls unerwartet hoch aus. Neben einer sehr guten Handelsperformance machte sich dabei eine stark verbesserte Ertragslage im Gasgeschäft bemerkbar. Dagegen war das Vorjahresergebnis (-203 Mio.€) durch die bereits erwähnte Wertberichtigung in Höhe von 748 Mio.€ auf russische Steinkohlebezugsverträge belastet.
Kohle/​Kernenergie: Außerhalb des Kerngeschäfts hat sich das bereinigte EBITDA um 70 Mio.€ auf 431 Mio.€ verringert. Im Berichtszeitraum waren die Marktbedingungen für unsere Braunkohlekraftwerke ungünstiger als 2022. Dies wirkte sich insbesondere bei Anlagen aus, deren Stromproduktion nicht preislich abgesichert war. Mit jenem Teil unserer Erzeugung, den wir frühzeitig auf Termin verkauft hatten, erzielten wir dagegen Margenverbesserungen. Belastungen ergaben sich auch durch umfangreiche Kraftwerksrevisionen. Hinzu kam, dass das Kernkraftwerk Emsland nur bis zu seiner Abschaltung am 15. April 2023 zum Ergebnis beitragen konnte.

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Bereinigtes EBIT 1 Jan - Jun Jan - Jun + /​- Jan - Dez
in Mio.€ 2023 2022 2022
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Offshore Wind 411 334 77 836
Onshore Wind/​Solar 187 281 -94 370
Wasser/​Biomasse/​Gas 1.699 595 1.104 2.005
Energiehandel 776 -222 998 1.111
Sonstige, Konsolidierung 89 -65 154 -210
Kerngeschäft 3.162 923 2.239 4.112
Kohle/​Kernenergie 344 448 -104 456
RWE-Konzern 3.506 1.371 2.135 4.568

1 Teilweise angepasste Vorjahreswerte; siehe Erläuterung auf Seite 12f.

Bereinigtes EBIT auf 3,5 Mrd.€ gestiegen. Unser bereinigtes EBIT lag bei 3.506 Mio.€, gegenüber 1.371 Mio.€ in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Vom bereinigten EBITDA unterscheidet es sich durch die betrieblichen Abschreibungen, die sich im Berichtszeitraum auf 1.034 Mio.€ beliefen (Vorjahr: 753 Mio.€).

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Überleitung zum Nettoergebnis 1 Jan - Jun Jan - Jun + /​- Jan - Dez
in Mio.€ 2023 2022 2022
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Bereinigtes EBIT 3.506 1.371 2.135 4.568
Bereinigtes Finanzergebnis -121 -124 3 -417
Neutrales Ergebnis -870 1.330 -2.200 -3.436
Ergebnis vor Steuern 2.515 2.577 -62 715
Ertragsteuern -446 -385 -61 2.277
Ergebnis 2.069 2.192 -123 2.992
Davon:
Ergebnisanteile anderer Gesellschafter 76 109 -33 275
Nettoergebnis/​Ergebnisanteile der Aktionäre der RWE AG 1.993 2.083 -90 2.717

1 Teilweise angepasste Vorjahreswerte; siehe Erläuterung auf Seite 12 f.

Überleitung zum Nettoergebnis von negativen Einmaleffekten geprägt. Die Überleitung vom bereinigten EBIT zum Nettoergebnis war von einem deutlichen Rückgang beim neutralen Ergebnis gekennzeichnet, der u.a. durch Wertberichtigungen im Braunkohlegeschäft verursacht wurde. Im Folgenden stellen wir dar, wie sich die Posten der Überleitungsrechnung entwickelt haben.

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Bereinigtes Finanzergebnis 1 Jan - Jun Jan - Jun + /​- Jan - Dez
in Mio.€ 2023 2022 2022
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Zinserträge 437 232 205 356
Zinsaufwendungen -482 -221 -261 -581
Zinsergebnis -45 11 -56 -225
Zinsanteile an Zuführungen zu langfristigen Rückstellungen -215 -65 -150 -149
Übriges Finanzergebnis 139 -70 209 -43
Bereinigtes Finanzergebnis -121 -124 3 -417

1 Teilweise angepasste Vorjahreswerte; siehe Erläuterung auf Seite 12f. Sämtliche Tabellenpositionen enthalten Bereinigungen.

Das bereinigte Finanzergebnis lag mit -121 Mio.€ etwa auf Vorjahreshöhe (-124 Mio.€).

Vom gestiegenen Marktzinsniveau gingen unterschiedliche Effekte aus, die sich annähernd saldierten. Im Einzelnen ergaben sich folgende Veränderungen:

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Das Zinsergebnis ist um 56 Mio.€ gesunken, u.a. wegen des gestiegenen Volumens ausstehender RWE-Anleihen. Die höheren Zinsen führten dazu, dass sich die kurzfristige Finanzierung von Sicherungsgeschäften verteuerte, zugleich aber größere Erträge aus vorgehaltenen Bankguthaben anfielen.
Die Ergebnisbelastungen aus Zinsanteilen an Zuführungen zu langfristigen Rückstellungen erhöhten sich um 150 Mio.€. Auch hier kam das gestiegene Zinsniveau zum Tragen.
Beim übrigen Finanzergebnis verzeichneten wir ein Plus von 209 Mio.€. Im Berichtszeitraum mussten wir keine Negativzinsen mehr auf unsere Einlagen bei Banken zahlen. Außerdem verbesserten sich die Renditen unserer Anlagen in Geldmarktfonds.

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Neutrales Ergebnis 1 Jan - Jun Jan - Jun + /​- Jan - Dez
in Mio.€ 2023 2022 2022
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Bereinigungen im EBIT -910 865 -1.775 -4.680
Davon:
Veräußerungsergebnis -2 -1 -1 -
Ergebniseffekte aus der Bewertung von Derivaten 605 1.062 -457 -4.195
Sonstige -1.513 -196 -1.317 -485
Bereinigungen im Finanzergebnis 40 465 -425 1.244
Neutrales Ergebnis -870 1.330 -2.200 -3.436

1 Teilweise angepasste Vorjahreswerte; siehe Erläuterung auf Seite 12 f.

Das neutrale Ergebnis, in dem wir wesentliche nicht operative oder aperiodische Sachverhalte erfassen, ist um 2.200 Mio.€ auf -870 Mio.€ gesunken. Seine Hauptpositionen entwickelten sich wie folgt:

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Die Bereinigungen im EBIT belasteten das Ergebnis mit 910 Mio.€, nachdem sie es im Vorjahr um 865 Mio.€ erhöht hatten. Hauptgrund dafür ist eine deutliche Verschlechterung unter "Sonstige". Hier erfassen wir außerplanmäßige Abschreibungen auf unsere Braunkohlekraftwerke und -tagebaue in Höhe von 1,1 Mrd.€, die die jüngsten Marktentwicklungen - gesunkene Stromnotierungen bei weiterhin sehr hohen Kosten für CO 2-Emissions-rechte - widerspiegeln. Mit der Abschreibung wurden Wertaufholungen rückgängig gemacht, die sich aus den extrem hohen Strompreisen von 2022 ergeben hatten. Die Ergebniseffekte aus der Bewertung von Derivaten waren mit 605 Mio.€ zwar positiv, reichten aber nicht an das Vorjahresniveau (1.062 Mio.€) heran.
Die Bereinigungen im Finanzergebnis schlugen mit 40 Mio.€ zu Buche. Der Vorjahreswert war wegen eines Sondereffekts wesentlich höher gewesen (465 Mio.€): Aufgrund einer Anhebung der Diskontierungszinssätze für die Berechnung der Bergbau- und der Kernenergierückstellungen hatten sich die Verpflichtungsbarwerte verringert, was zu einem hohen Ergebnisbeitrag führte.

Das Ergebnis vor Steuern belief sich auf 2.515 Mio.€ (Vorjahr: 2.577 Mio.€). Die Ertragsteuern summierten sich zu 446 Mio.€, was einer Steuerquote von 18 % entspricht. Die Quote liegt nahe am Planwert von 20 %, den wir unter Berücksichtigung der erwarteten Erträge in unseren Märkten, der dort geltenden Steuersätze und der Nutzung von Verlustvorträgen abgeleitet haben.

Die Ergebnisanteile anderer Gesellschafter sind um 33 Mio.€ auf 76 Mio.€ gesunken. Hauptursache dafür waren rückläufige Erträge von britischen Offshore-Windparks, an denen Dritte Minderheitsanteile halten.

Unser Nettoergebnis, das die Ergebnisanteile der RWE-Aktionäre wiedergibt, betrug 1.993 Mio. €. Gegenüber 2022 (2.083 Mio. €) hat es sich leicht verringert.

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Überleitung zum bereinigten Nettoergebnis 1 Jan - Jun Jan - Jun + /​- Jan - Dez
in Mio.€ 2023 2022 2022
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Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern 2.596 2.236 360 -112
Bereinigungen im EBIT 910 -865 1.775 4.680
Bereinigtes EBIT 3.506 1.371 2.135 4.568
Finanzergebnis -81 341 -422 827
Bereinigungen im Finanzergebnis -40 -465 425 -1.244
Ertragsteuern -446 -385 -61 2.277
Bereinigung der Ertragsteuern auf eine

Steuerquote von 20 % bzw. 15 % (Vorjahr)
-231 197 -428 -2.900
Ergebnisanteile anderer Gesellschafter -76 -109 33 -275
Bereinigtes Nettoergebnis 2.632 950 1.682 3.253

1 Teilweise angepasste Vorjahreswerte; siehe Erläuterung auf Seite 12 f.

Bereinigtes Nettoergebnis auf 2,6 Mrd.€ gestiegen. Das bereinigte Nettoergebnis hat sich um 1.682 Mio.€ auf 2.632 Mio.€ erhöht. Um es zu ermitteln, haben wir das neutrale Ergebnis in der Überleitungsrechnung eliminiert und anstelle der tatsächlichen Steuerquote den bereits erwähnten Planwert von 20 % (Vorjahr: 15 %) angesetzt. Die deutliche Verbesserung gegenüber 2022 ist auf den guten operativen Geschäftsverlauf zurückzuführen. Außerdem war das Vorjahresergebnis durch die erwähnte Wertberichtigung auf Kohlebezugsverträge belastet.

Das bereinigte Nettoergebnis je Aktie belief sich auf 3,54 €. Dem Wert liegt eine Aktienzahl von 743,8 Mio. Stück zugrunde. Die neuen Aktien aus der Wandlung der im Vorjahr begebenen Pflichtwandelanleihe an Qatar Holding sind in voller Höhe berücksichtigt. Im Halbjahresabschluss 2022 war das bereinigte Nettoergebnis je Aktie (1,40€) noch auf der Basis von 676,2 Mio. Aktien berechnet worden.

Investitionstätigkeit: Fokus auf Ausbau der erneuerbaren Energien. In der ersten Jahreshälfte haben wir 6.562 Mio.€ investiert - deutlich mehr als 2022 (2.154 Mio.€). Unsere Akquisitionen und Finanzanlageinvestitionen fielen mit 4.681 Mio.€ ungewöhnlich hoch aus (Vorjahr: 861 Mio.€). Der Großteil der Mittel diente dem Erwerb von Con Edison Clean Energy Businesses in den USA (3.695 Mio.€) sowie der Übernahme des britischen Solarentwicklers JBM Solar und des niederländischen Gaskraftwerks Magnum. Für Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte haben wir 1.881 Mio.€ eingesetzt (Vorjahr: 1.293 Mio.€). Der überwiegende Teil der Mittel floss in Windkraft- und Solarprojekte in Europa und den USA. Größter Einzelposten war der Bau des britischen Nordsee-Windparks Sofia. Außerdem investierten wir in den Aufbau von LNG- und Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland.

Von den Investitionen im Berichtszeitraum waren 90 % "taxonomiekonform". Das heißt, dass die Mittel für Aktivitäten eingesetzt wurden, die gemäß EU-Taxonomie-Verordnung als nachhaltig einzustufen sind. Bei der Ermittlung des Prozentsatzes haben wir Gesamtinvestitionen von 8.476 Mio.€ zugrunde gelegt. Die Abweichung vom oben angegebenen Betrag (6.562 Mio.€) erklärt sich dadurch, dass auch nicht zahlungswirksame Vorgänge taxonomierelevant sind und dass anstelle der Ausgaben für Akquisitionen die daraus resultierenden Vermögenszugänge berücksichtigt werden.

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Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte 1 Jan - Jun Jan - Jun +/​- Jan - Dez
in Mio.€ 2023 2022 2022
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Offshore Wind 556 380 176 1.029
Onshore Wind/​Solar 895 659 236 1.580
Wasser/​Biomasse/​Gas 207 151 56 424
Energiehandel 94 17 77 42
Sonstige, Konsolidierung - - - -
Kerngeschäft 1.752 1.207 545 3.075
Kohle/​Kernenergie 129 86 43 228
RWE-Konzern 1.881 1.293 588 3.303

1 In der Tabelle sind ausschließlich zahlungswirksame Investitionen erfasst.

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Akquisitionen und Investitionen in Finanzanlagen 1 Jan - Jun Jan - Jun + /​- Jan - Dez
in Mio.€ 2023 2022 2022
--- --- --- --- ---
Offshore Wind 92 754 -662 847
Onshore Wind/​Solar 4.124 97 4.027 256
Wasser/​Biomasse/​Gas 431 7 424 68
Energiehandel 34 3 31 9
Sonstige, Konsolidierung - - - 1
Kerngeschäft 4.681 861 3.820 1.181
Kohle/​Kernenergie - - - -
RWE-Konzern 4.681 861 3.820 1.181

1 In der Tabelle sind ausschließlich zahlungswirksame Investitionen erfasst.

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Kapitalflussrechnung Jan - Jun Jan - Jun + /​- Jan - Dez
in Mio.€ 2023 2022 2022
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Funds from Operations -1.094 5.439 -6.533 5.306
Zunahme (-)/​Abnahme (+) des Nettoumlaufvermögens 3.107 -2.534 5.641 -2.900
Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit 2.013 2.905 -892 2.406
Cash Flow aus der Investitionstätigkeit -754 -2.105 1.351 -9.892
Cash Flow aus der Finanzierungstätigkeit 214 -2.009 2.223 8.615
Einfluss von Wechselkurs- und sonstigen Wertänderungen auf die flüssigen Mittel 72 -1 73 34
Veränderung der flüssigen Mittel 1.545 -1.210 2.755 1.163
Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit 2.013 2.905 -892 2.406
Abzüglich Investitionen -6.562 -2.154 -4.408 -4.484
Zuzüglich Desinvestitionen/​Anlagenabgänge 114 41 73 110
Free Cash Flow -4.435 792 -5.227 -1.968

Operativer Cash Flow auf 2,0 Mrd.€ gesunken. Unser Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit betrug 2.013 Mio.€. Trotz der verbesserten operativen Ertragslage hat er sich um 892 Mio.€ verringert. Eine Rolle spielte dabei, dass uns per saldo wesentlich weniger Variation Margins für Commodity-Derivate zuflossen als im ersten Halbjahr 2022. Variation Margins sind Sicherheitsleistungen, die während der Laufzeit börsengehandelter Terminkontrakte erbracht werden. Auch preisbedingte Mehrausgaben für die Beschaffung von CO 2-Emissions-rechten trugen zum Rückgang des operativen Cash Flow bei. Positiv wirkten Einnahmen aus dem Verkauf von gespeichertem Gas; dagegen hatten wir im Vorjahreszeitraum wegen der unsicheren Versorgungslage nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs mehr Gas ein- als ausgespeichert und für die Gasbezüge zum Teil extrem hohe Preise gezahlt.

Der Cash Flow aus der Investitionstätigkeit betrug -754 Mio.€ (Vorjahr: -2.105 Mio.€). Erhebliche Mittelabflüsse resultierten aus dem Erwerb von Con Edison Clean Energy Businesses und JBM Solar sowie des Gaskraftwerks Magnum. Allerdings erzielten wir auch hohe Einnahmen durch den Verkauf festverzinslicher Wertpapiere.

Die Finanzierungstätigkeit führte zu einem Mittelzufluss in Höhe von 214 Mio.€ (Vorjahr: -2.009 Mio.€), obwohl wir in beträchtlichem Umfang kurzfristige Bankschulden abgelöst haben. Den Tilgungen standen hohe Einnahmen aus Initial Margins und Collaterals gegenüber. Anders als Variation Margins sind diese Sicherheitsleistungen im Cash Flow aus der Finanzierungstätigkeit erfasst. Weitere Mittel erhielten wir dadurch, dass wir im Februar 2023 zwei grüne Anleihen über jeweils 0,5 Mrd.€ begeben haben (siehe Seite 10).

Aufgrund der dargestellten Zahlungsströme aus der Geschäfts-, Investitions- und Finanzierungstätigkeit hat sich unser Liquiditätsbestand um 1.545 Mio.€ erhöht.

Zieht man vom Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit die Investitionen ab und addiert die Einnahmen aus Desinvestitionen und Anlagenabgängen, erhält man den Free Cash Flow. Dieser lag mit -4.435 Mio.€ deutlich unter dem Vorjahreswert (792 Mio.€).

Nettoschulden in Höhe von 5,9 Mrd.€. Zum 30. Juni 2023 wiesen wir Nettoschulden von 5.916 Mio.€ aus, nachdem wir das Jahr 2022 noch mit einem Nettoguthaben von 1.630 Mio. € abgeschlossen hatten. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren die erwähnten Akquisitionen, insbesondere der Kauf von Con Edison Clean Energy Businesses. Auch unsere Sachanlageinvestitionen und die Dividendenzahlung vom 9. Mai 2023 trugen zum Anstieg der Nettoschulden bei, während der operative Cash Flow gegenläufig wirkte.

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Nettoschulden /​ -guthaben 1 30.06.2023 31.12.2022 + /​-
in Mio.€
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Flüssige Mittel 8.523 6.988 1.535
Wertpapiere 8.175 13.730 -5.555
Sonstiges Finanzvermögen 3.964 8.543 -4.579
Finanzvermögen 20.662 29.261 -8.599
Anleihen, Schuldscheindarlehen, Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, Commercial Paper -14.764 -15.621 857
Währungskurssicherung von Anleihen 3 8 -5
Sonstige Finanzverbindlichkeiten -5.155 -5.382 227
Finanzverbindlichkeiten -19.916 -20.995 1.079
Zuzüglich 50 % des als Fremdkapital ausgewiesenen Hybridkapitals 289 299 -10
Nettofinanzvermögen 1.035 8.565 -7.530
Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen -964 -900 -64
Aktivisch ausgewiesenes Nettovermögen bei fondsgedeckten Pensionsverpflichtungen 579 680 -101
Rückstellungen für Entsorgung im Kernenergiebereich -5.502 -5.704 202
Rückstellungen für den Rückbau von Windparks und Solaranlagen -1.064 -1.011 -53
Nettoschulden (-)/​Nettoguthaben (+) -5.916 1.630 -7.546

1 Die Bergbaurückstellungen sind in den Nettoschulden nicht enthalten. Gleiches gilt für Vermögenswerte, die wir den Bergbaurückstellungen zugeordnet haben. Aktuell sind dies unsere 15 %-Beteiligung an E.ON und der Anspruch auf staatliche Entschädigung für den deutschen Braunkohleausstieg.

Eigenkapitalquote auf 30 % gestiegen. Im Zwischenabschluss ergibt sich eine Bilanzsumme von 114,2 Mrd.€, gegenüber 138,5 Mrd.€ im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2022. Hauptursache für den Rückgang ist die Wertentwicklung der Commodity-Derivate: Diese sind auf der Aktivseite der Bilanz um 20,4 Mrd.€ auf 28,2 Mrd.€ und auf der Passivseite um 27,9 Mrd.€ auf 24,8 Mrd.€ gesunken. Auch die Wertpapierbestände haben sich verringert, und zwar um 5,7 Mrd. €. Die immateriellen Vermögenswerte und das Sachanlagevermögen sind dagegen um 7,6 Mrd.€ gestiegen, was u.a. auf den Erwerb von Con Edison Clean Energy Businesses zurückzuführen ist. Das Eigenkapital hat sich um 4,8 Mrd.€ auf 34,1 Mrd.€ erhöht. Sein Anteil an der Bilanzsumme (Eigenkapitalquote) betrug 29,9 %. Das sind 8,8 Prozentpunkte mehr als zum Ende des Vorjahres.

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Konzernbilanzstruktur 30.06.2023 31.12.2022
in Mio.€ in % in Mio.€ in %
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Aktiva
Langfristiges Vermögen 51.333 44,9 42.286 30,5
Davon:
Immaterielle Vermögenswerte 10.017 8,8 5.668 4,1
Sachanlagen 27.047 23,7 23.749 17,1
Kurzfristiges Vermögen 62.883 55,1 96.262 69,5
Davon:
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 8.307 7,3 9.946 7,2
Derivate, übrige Forderungen und sonstige Vermögenswerte 35.214 30,8 61.035 44,1
Wertpapiere 7.802 6,8 13.468 9,7
Zur Veräußerung bestimmte Vermögenswerte 938 0,8 619 0,4
Gesamt 114.216 100,0 138.548 100,0

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30.06.2023 31.12.2022
in Mio.€ in % in Mio.€ in %
--- --- --- --- ---
Passiva
Eigenkapital 34.117 29,9 29.279 21,1
Langfristige Schulden 34.743 30,4 29.584 21,4
Davon:
Rückstellungen 16.049 14,1 15.595 11,3
Finanzverbindlichkeiten 12.782 11,2 9.789 7,1
Kurzfristige Schulden 45.356 39,7 79.685 57,5
Davon:
Rückstellungen 4.840 4,2 6.489 4,7
Finanzverbindlichkeiten 7.137 6,2 11.214 8,1
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 6.862 6,0 7.464 5,4
Derivate und sonstige Verbindlichkeiten 26.452 23,2 54.518 39,3
Zur Veräußerung bestimmte Schulden 65 0,1 - -
Gesamt 114.216 100,0 138.548 100,0

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Mitarbeiter 1 30.06.2023 31.12.2022 + /​-
Offshore Wind 2.143 1.663 480
Onshore Wind/​Solar 3.166 2.509 657
Wasser/​Biomasse/​Gas 2.936 2.691 245
Energiehandel 2.082 1.965 117
Sonstige 2 522 499 23
Kerngeschäft 10.849 9.327 1.522
Kohle/​Kernenergie 8.853 8.983 -130
RWE-Konzern 19.702 18.310 1.392

1 Umgerechnet in Vollzeitstellen.

2 Die Position umfasst zurzeit ausschließlich die Beschäftigten der Holdinggesellschaft RWE AG.

Deutlicher Stellenaufbau dank grünem Wachstum. Zum 30. Juni 2023 gab es im RWE-Konzern 19.702 Beschäftigte, davon 13.254 an deutschen und 6.448 an ausländischen Standorten. Bei den Zahlen handelt es sich um sogenannte Vollzeitäquivalente, das heißt, Teilzeitstellen werden anteilig berücksichtigt. Gegenüber Ende 2022 hat sich der Personalbestand deutlich erhöht: auf Konzernebene um 1.392 und im Kerngeschäft sogar um 1.522 Vollzeitäquivalente. Eine wichtige Rolle spielte dabei der Erwerb von Con Edison Clean Energy Businesses (+ 471). Auch Wachstumsprojekte auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien führten zum Aufbau von Personal. Dem Zuwachs im Kerngeschäft stand ein leichter Rückgang im Segment Kohle/​Kernenergie gegenüber (-130). Dort haben Beschäftigte Altersteilzeit- und Vorruhestandsregelungen in Anspruch genommen, die ihnen u.a. im Zusammenhang mit dem deutschen Kohleausstieg angeboten wurden.

Prognose 2023

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Ausblick 2023 Aktualisierte Bisherige Ist 2022
in Mio.€ Prognose Prognose 1
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Bereinigtes EBITDA 7.100-7.700 5.800-6.400 6.310
Davon:
Kerngeschäft 6.300-6.900 4.800-5.400 5.559
Davon:
Offshore Wind 1.400-1.800 1.400-1.800 1.412
Onshore Wind/​Solar 1.100-1.500 1.100-1.500 827
Wasser/​Biomasse/​Gas 2.600-3.000 1.750-2.150 2.369
Energiehandel Deutlich über 600 300-600 1.161
Kohle /​ Kernenergie 800-1.200 800-1.200 751
Bereinigtes EBIT 5.000-5.600 3.600-4.200 4.568
Bereinigtes Nettoergebnis 3.300-3.800 2.200-2.700 3.253 2

1 Siehe Geschäftsbericht 2022, Seite 63f.

2 Angepasster Wert; siehe Erläuterung auf Seite 12f.

RWE hebt Ergebnisausblick für 2023 an. Unsere Ertragslage im laufenden Jahr wird aller Voraussicht nach besser sein, als wir im Geschäftsbericht 2022 auf Seite 63f. kommuniziert haben. Im Juli haben wir unseren Ergebnisausblick aktualisiert und die Öffentlichkeit darüber informiert. Die neuen Prognosezahlen können Sie der Tabelle oben entnehmen. Beim bereinigten EBITDA rechnen wir nun damit, auf Konzernebene einen Wert von 7,1 bis 7,7 Mrd.€ (bisher: 5,8 bis 6,4 Mrd.€) und im Kerngeschäft einen Wert von 6,3 bis 6,9 Mrd.€ (bisher: 4,8 bis 5,4 Mrd.€) zu erreichen. Ausschlaggebend dafür sind hohe Erträge aus der kurzfristigen Optimierung unserer Erzeugungsposition und ein sehr erfolgreiches Handels- und Gasgeschäft. Aufgrund der genannten Faktoren haben sich die Ergebnisperspektiven der Segmente Wasser/​Biomasse/​Gas und Energiehandel erheblich verbessert.

Bei betrieblichen Abschreibungen von voraussichtlich rund 2,1 Mrd.€ ergibt sich für das bereinigte EBIT des Konzerns eine Bandbreite von 5,0 bis 5,6 Mrd.€ (bisher: 3,6 bis 4,2 Mrd.€). Den Ausblick für das bereinigte Nettoergebnis heben wir auf 3,3 bis 3,8 Mrd.€ an (bisher: 2,2 bis 2,7 Mrd.€).

Sachinvestitionen höher als 2022. Bestätigen können wir unsere Prognose zu den Investitionen. Diese fallen wesentlich höher aus als 2022 (4,5 Mrd.€). Hauptgrund dafür ist die Akquisition von Con Edison Clean Energy Businesses. Auch die Ausgaben für Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte werden wir deutlich steigern. Den Großteil der Mittel setzen wir für Windkraft-, Solar-, Batterie-, LNG- und Wasserstoffprojekte ein. Größter Einzelposten ist der Bau des britischen Nordsee-Windparks Sofia.

Leverage Factor: Obergrenze von 3,0 wird eingehalten. Wie auf Seite 22 dargelegt, haben sich unsere Nettoschulden im ersten Halbjahr 2023 auf 5,9 Mrd.€ erhöht, nachdem sie Ende 2022 noch bei -1,6 Mrd.€ gelegen hatten. Für das Jahresende 2023 rechnen wir mit einem Wert deutlich über der Null-Marke. Gleiches gilt für den Leverage Factor, der das Verhältnis der Nettoschulden zum bereinigten EBITDA des Kerngeschäfts wiedergibt. Allerdings wird der Leverage Factor aller Voraussicht nach weit unter der Obergrenze von 3,0 liegen, die wir uns für ihn gesetzt haben.

Dividende für das Geschäftsjahr 2023. Der Vorstand der RWE AG strebt für das Geschäftsjahr 2023 unverändert eine Gewinnausschüttung je Aktie in Höhe von 1,00€ an. Gegenüber der Dividende für 2022 ist das ein Plus von 0,10€.

Aktuelle Einschätzung der Risikolage

Risikolage des Konzerns im Wesentlichen unverändert. Der Aufbau und die Prozesse unseres Risikomanagements, die zuständigen Organisationseinheiten, die wesentlichen Risiken und Chancen sowie unsere Maßnahmen zur Steuerung und Überwachung von Risiken werden im Geschäftsbericht 2022 auf Seite 65ff. ausführlich dargestellt. Die dort getroffenen Aussagen geben unseren Kenntnisstand vom März 2023 wieder.

Wir teilen unsere Risiken nach ihren Ursachen in die folgenden sieben Klassen ein: (1) Marktrisiken, (2) regulatorische und politische Risiken, (3) rechtliche Risiken, (4) operative Risiken, (5) finanzwirtschaftliche Risiken, (6) Bonität von Geschäftspartnern und (7) sonstige Risiken. Für jede dieser Klassen nehmen wir eine Risikoeinstufung vor, bei der wir uns am höchsten Einzelrisiko orientieren. Wir unterscheiden dabei die Kategorien "gering", "mittel" und "hoch". Unsere Risiken erheben wir im Halbjahresrhythmus mithilfe einer Bottom-up-Analyse. Bei der jüngsten Erhebung im zweiten Quartal 2023 sind keine Entwicklungen festgestellt worden, die uns dazu veranlassen würden, die Risikolage des Konzerns in wesentlichen Punkten anders zu bewerten als im März 2023. Unsere größten Risiken sehen wir unverändert in den Risikoklassen (1) und (2).

Unsere Marktrisiken (1) stufen wir als hoch ein. Sollte es zu einem nachhaltigen Preisverfall im Stromgroßhandel kommen, könnten künftige Ergebnisse weit unter Plan liegen. Allerdings sehen wir auch Chancen: Preisschwankungen infolge zunehmender Marktknappheiten und volatiler Wind- und Solarstromeinspeisungen bieten uns die Möglichkeit, den Einsatz unserer flexiblen Kraftwerke kommerziell zu optimieren. Unsere regulatorischen und politischen Risiken (2) sind ebenfalls hoch. Im Kontext der Energiewende wird seit Jahren über die Notwendigkeit einer Neugestaltung des Strommarktes diskutiert. Langfristig besteht die Gefahr einer Anpassung des Marktdesigns in Richtung einer stärker staatlich regulierten Energiewirtschaft, in der die Erlöse von Stromerzeugern gedeckelt werden. In einem solchen Fall wären beträchtliche Ergebniseinbußen möglich.

Trotz der beschriebenen Unwägbarkeiten zeichnen sich aktuell keine Entwicklungen ab, die den Fortbestand der RWE AG oder des RWE-Konzerns gefährden könnten.

Risikokennzahlen im ersten Halbjahr 2023. Commodity-Preis-Risiken und finanzwirtschaftliche Risiken steuern wir anhand von Kennzahlen wie dem Value at Risk, dem Cash Flow at Risk und Sensitivitäten.

Risiken im Handelsgeschäft von RWE Supply & Trading messen wir mit dem Value at Risk (VaR). Dieser gibt an, welchen Wert der mögliche Verlust aus einer Risikoposition mit einer gegebenen Wahrscheinlichkeit in einem gegebenen Zeithorizont nicht überschreitet. Für die VaR-Berechnung legen wir im Konzern grundsätzlich ein Konfidenzniveau von 95 % zugrunde -bei einem Betrachtungszeitraum von einem Tag. Das bedeutet, dass der Tagesverlust den VaR mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % nicht übersteigt. Der VaR für Preisrisiken von Commodity-Positionen im Handelsgeschäft muss ein bestimmtes Limit einhalten, das aktuell bei 60 Mio.€ liegt. Die tatsächlichen Tageswerte waren meist deutlich niedriger. Im Halbjahresdurchschnitt betrugen sie 22 Mio.€.

Das Management unseres Gasportfolios und das LNG-Geschäft sind in einer eigenen Organisationseinheit bei RWE Supply & Trading gebündelt. Auch für diese Aktivitäten gibt es ein VaR-Tageslimit , das sich auf 40 Mio.€ beläuft. Die tatsächlichen VaR-Werte lagen im ersten Halbjahr bei durchschnittlich 19 Mio.€.

Ein Risikofaktor im Finanzbereich ist die Entwicklung der Marktzinsen. Falls sie steigen, erhöhen sich auch die Finanzierungskosten. Dieses Risiko messen wir mit dem Cash Flow at Risk (CFaR). Dabei legen wir ein Konfidenzniveau von 95 % und eine Haltedauer von einem Jahr zugrunde. Im ersten Halbjahr 2023 belief sich der CFaR auf durchschnittlich 92 Mio.€.

Bei einem Anstieg der Zinsen können sich die Kurse von Wertpapieren aus unserem Bestand verringern - und umgekehrt. Dies gilt in erster Linie für festverzinsliche Anleihen. Das Kursrisiko messen wir per Sensitivitätsanalyse. Zum Bilanzstichtag ergab sich folgendes Bild: Bei einem Anstieg der Marktzinsen um 100 Basispunkte hätte sich der Wert der von uns gehaltenen Anleihen um 23 Mio.€ verringert.

Versicherung der gesetzlichen Vertreter

Wir versichern nach bestem Wissen, dass gemäß den anzuwendenden Rechnungslegungsgrundsätzen für die Halbjahresfinanzberichterstattung der Konzernzwischenabschluss ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns vermittelt und im Konzernzwischenlagebericht der Geschäftsverlauf einschließlich des Geschäftsergebnisses und die Lage des Konzerns so dargestellt sind, dass ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt wird, sowie die wesentlichen Chancen und Risiken der voraussichtlichen Entwicklung des Konzerns im verbleibenden Geschäftsjahr beschrieben sind.

Essen, 7. August 2023

Der Vorstand

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Krebber Müller van Doren

Konzernzwischenabschluss (verkürzt)

Gewinn- und Verlustrechnung

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in Mio.€ Apr - Jun 2023 1 Apr - Jun 2022 1 Jan - Jun 2023 Jan-Jun 2022
Umsatzerlöse (inkl. Erdgas-/​Stromsteuer) 2, 4, 5 5.523 8.349 14.976 16.415
Erdgas-/​Stromsteuer -47 -53 -91 -112
Umsatzerlöse 2, 3, 4, 5 5.476 8.296 14.885 16.303
Materialaufwand 2,5 -3.157 -8.207 -12.408 -15.777
Personalaufwand -767 -634 -1.427 -1.325
Abschreibungen -1.591 -403 -2.085 -785
Sonstiges betriebliches Ergebnis 4, 5 191 238 3.251 3.733
Ergebnis aus at-Equity-bilanzierten Beteiligungen 122 68 369 140
Übriges Beteiligungsergebnis 20 -12 11 -53
Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern 294 -654 2.596 2.236
Finanzerträge 657 958 1.177 1.440
Finanzaufwendungen -351 -456 -1.258 -1.099
Ergebnis vor Steuern 600 -152 2.515 2.577
Ertragsteuern -180 90 -446 -385
Ergebnis 420 -62 2.069 2.192
Davon: Ergebnisanteile anderer Gesellschafter 25 21 76 109
Davon: Nettoergebnis/​Ergebnisanteile der Aktionäre der RWE AG 395 -83 1.993 2.083
Unverwässertes und verwässertes Ergebnis je Aktie in€ 0,53 -0,12 2,68 3,08

1 Die freiwillige Angabe der Quartalswerte für den Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni 2023 und das Vorjahresquartal unterliegen nicht der prüferischen Durchsicht zum 30. Juni 2023.

2 Angepasste Vorjahreswerte aufgrund des geänderten Ausweises von Beträgen aus Contracts for Difference (siehe RWE Geschäftsbericht 2022, Seite 139).

3 Eine Darstellung der Umsatzerlöse nach Produkten und Segmenten findet sich auf Seite 16.

4 Angepasste Vorjahreswerte aufgrund des geänderten Ausweises von Entschädigungen aus Redispatch-Maßnahmen (siehe Seite 35).

5 Angepasste Vorjahreswerte aufgrund des geänderten Ausweises von Sonderabgaben für stromerzeugende Unternehmen (siehe Seite 35).

Gesamtergebnisrechnung

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Beträge nach Steuern in Mio.€ Apr - Jun 2023 1 Apr - Jun 2022 1 Jan - Jun 2023 Jan - Jun 2022
Ergebnis 420 -62 2.069 2.192
Versicherungsmathematische Gewinne und Verluste leistungsorientierter Pensionszusagen und ähnlicher Verpflichtungen -95 381 -148 1.175
Anteilig erfasste Erträge und Aufwendungen at-Equity-bilanzierter Beteiligungen 61 4 61 2
Marktbewertung von Eigenkapitalinstrumenten 90 -984 953 -1.606
Im Eigenkapital direkt erfasste Erträge und Aufwendungen, die nicht erfolgswirksam umzugliedern sind 56 -599 866 -429
Unterschied aus der Währungsumrechnung 111 -44 173 -98
Marktbewertung von Fremdkapitalinstrumenten 1 -5 2 -12
Marktbewertung von Finanzinstrumenten in Sicherungsbeziehung 563 -472 4.651 -5.901
Anteilig erfasste Erträge und Aufwendungen at-Equity-bilanzierter Beteiligungen -29 10 -28 20
Im Eigenkapital direkt erfasste Erträge und Aufwendungen, die zukünftig erfolgswirksam umzugliedern sind 646 -511 4.798 -5.991
Im Eigenkapital direkt erfasste Erträge und Aufwendungen (Other Comprehensive Income) 702 -1.110 5.664 -6.420
Summe der erfassten Erträge und Aufwendungen (Total Comprehensive Income) 1.122 -1.172 7.733 -4.228
Davon: auf Aktionäre der RWE AG entfallend 1.050 -1.191 7.605 -4.351
Davon: auf andere Gesellschafter entfallend 72 19 128 123

1 Die freiwillige Angabe der Quartalswerte für den Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni 2023 und das Vorjahresquartal unterliegen nicht der prüferischen Durchsicht zum 30. Juni 2023.

Bilanz

Aktiva

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in Mio.€ 30.06.2023 31.12.2022
Langfristiges Vermögen
Immaterielle Vermögenswerte 10.017 5.668
Sachanlagen 27.047 23.749
At-Equity-bilanzierte Beteiligungen 4.049 3.827
Übrige Finanzanlagen 5.351 4.434
Derivate, Forderungen und sonstige Vermögenswerte 4.308 4.002
Latente Steuern 561 606
51.333 42.286
Kurzfristiges Vermögen
Vorräte 2.099 4.206
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 8.307 9.946
Derivate, Forderungen und sonstige Vermögenswerte 35.214 61.035
Wertpapiere 7.802 13.468
Flüssige Mittel 8.523 6.988
Zur Veräußerung bestimmte Vermögenswerte 938 619
62.883 96.262
114.216 138.548

Passiva

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in Mio.€ 30.06.2023 31.12.2022
Eigenkapital
Anteile der Aktionäre der RWE AG 32.452 27.576
Anteile anderer Gesellschafter 1.665 1.703
34.117 29.279
Langfristige Schulden
Rückstellungen 16.049 15.595
Finanzverbindlichkeiten 12.782 9.789
Derivate und übrige Verbindlichkeiten 2.865 2.419
Latente Steuern 3.047 1.781
34.743 29.584
Kurzfristige Schulden
Rückstellungen 4.840 6.489
Finanzverbindlichkeiten 7.137 11.214
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 6.862 7.464
Derivate und übrige Verbindlichkeiten 26.452 54.518
Zur Veräußerung bestimmte Schulden 65
45.356 79.685
114.216 138.548

Kapitalflussrechnung

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in Mio.€ Jan - Jun 2023 Jan - Jun 2022
Ergebnis 2.069 2.192
Abschreibungen/​Zuschreibungen 2.072 196
Veränderung der Rückstellungen -1.431 -623
Latente Steuern/​zahlungsunwirksame Erträge und Aufwendungen/​Ergebnis aus dem Abgang von Anlagegegenständen und Wertpapieren -3.804 3.674
Veränderung des Nettoumlaufvermögens 3.107 -2.534
Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit 2.013 2.905
Cash Flow aus der Investitionstätigkeit -754 -2.105
Cash Flow aus der Finanzierungstätigkeit 214 -2.009
Zahlungswirksame Veränderung der flüssigen Mittel 1.473 -1.209
Einfluss von Wechselkurs- und sonstigen Wertänderungen auf die flüssigen Mittel 72 -1
Veränderung der flüssigen Mittel 1.545 -1.210
Flüssige Mittel zum Anfang des Berichtszeitraums 6.988 5.825
Flüssige Mittel zum Ende des Berichtszeitraums 8.533 4.615
Davon: als zur Veräußerung bestimmte Vermögenswerte ausgewiesen 10
Flüssige Mittel zum Ende des Berichtszeitraums laut Konzernbilanz 8.523 4.615

Veränderung des Eigenkapitals

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Veränderung des Eigenkapitals in Mio.€ Gezeichnetes Kapital und Kapitalrücklage der RWE AG Gewinnrücklage und Bilanzgewinn Accumulated Other Comprehensive Income Anteile der Aktionäre der RWE AG Anteile anderer Gesellschafter Gesamt
Stand: 01.01.2022 5.959 10.724 -1.415 15.268 1.748 17.016
Kapitalauszahlungen -5 -5
Dividendenzahlungen -609 -609 -175 -784
Ergebnis 2.083 2.083 109 2.192
Other Comprehensive Income -430 -6.004 -6.434 14 -6.420
Total Comprehensive Income 1.653 -6.004 -4.351 123 -4.228
Übrige Veränderungen 24 -2.560 -2.536 7 -2.529
Stand: 30.06.2022 5.959 11.792 -9.979 7.772 1.698 9.470
Stand: 01.01.2023 5.965 15.733 5.878 27.576 1.703 29.279
Kapitalein-/​-auszahlungen 2.428 1 -2.429 1 -1 -4 -5
Dividendenzahlungen -669 -669 -151 -820
Ergebnis 1.993 1.993 76 2.069
Other Comprehensive Income 865 4.747 5.612 52 5.664
Total Comprehensive Income 2.858 4.747 7.605 128 7.733
Übrige Veränderungen -25 -2.034 -2.059 -11 -2.070
Stand: 30.06.2023 8.393 15.468 8.591 32.452 1.665 34.117

1 Effekte aus der erfolgten Wandlung der Pflichtwandelanleihe in Aktien der RWE AG am 15. März 2023 (siehe Seite 39).

Anhang

Rechnungslegungsmethoden

Die RWE AG mit Sitz in Essen, Deutschland, ist Mutterunternehmen des RWE-Konzerns ("RWE" oder "Konzern").

Der Konzernzwischenabschluss zum 30. Juni 2023 einschließlich weiterer Angaben im Konzernzwischenlagebericht wurde nach den International Financial Reporting Standards (IFRS), wie sie in der Europäischen Union (EU) anzuwenden sind, aufgestellt. Er ist am 7. August 2023 zur Veröffentlichung freigegeben worden.

Im Einklang mit IAS 34 wurde für die Darstellung des Konzernzwischenabschlusses zum 30. Juni 2023 ein gegenüber dem Konzernabschluss zum 31. Dezember 2022 verkürzter Berichtsumfang gewählt. Im Konzernzwischenabschluss werden - mit Ausnahme der nachfolgend beschriebenen Änderungen und Neuregelungen - die gleichen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden angewendet wie im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2022. Für weitere Informationen verweisen wir auf den Konzerngeschäftsbericht 2022, der die Basis für den vorliegenden Halbjahresfinanzbericht darstellt.

Für Entsorgungsrückstellungen auf dem Gebiet der Kernenergie wird ein durchschnittlicher Abzinsungsfaktor von 2,5 % (31.12.2022: 2,5 %) und für bergbaubedingte Rückstellungen von 3,1 % (31.12.2022: 3,2 %) zugrunde gelegt. Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen werden im Inland mit 4,0 % und im Ausland mit 5,2 % abgezinst (31.12.2022: 4,2 % bzw. 4,9 %).

Die Türkei gilt seit dem 30. Juni 2022 als Hochinflationsland gemäß IAS 29. RWE wendet daher seit dem 1. Januar 2022 für den einbezogenen Abschluss eines vollkonsolidierten türkischen Tochterunternehmens IAS 29 an. Der aus der retrospektiven Erstanwendung des IAS 29 resultierende, im Eigenkapital erfasste Effekt zum 1. Januar 2022 betrug 20 Mio.€. Aus der IAS-29-Anwendung ergab sich im ersten Halbjahr 2023 ein in den Abschreibungen sowie im Finanzergebnis ausgewiesener Verlust aus der Nettoposition der monetären Posten in Höhe von 3 Mio.€ (Vorjahr: 15 Mio.€). Dabei wurde der Verbraucherpreisindex des Statistikinstituts der Türkei zur Adjustierung der Kaufkrafteffekte verwendet. Zum 1. Januar 2023 betrug dieser 1.128 Basispunkte (Vorjahr: 687 Basispunkte) und erhöhte sich im ersten Halbjahr 2023 auf 1.352 Basispunkte (Vorjahr: 978 Basispunkte).

Für die Kapitalflussrechnung ergaben sich die folgenden Effekte:

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Anpassungseffekt aus IAS-29-Anwendung Jan - Jun Jan - Jun
in Mio.€ 2023 2022
--- --- ---
Ergebnis 3 -15
Abschreibungen/​Zuschreibungen -2 4
Veränderung der Rückstellungen 2 0
Latente Steuern/​zahlungsunwirksame Erträge und Aufwendungen/​ Ergebnis aus dem Abgang von Anlagegegenständen und Wertpapieren -2 15
Veränderung des Nettoumlaufvermögens -1 -4
Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit 0 0

Der nicht in der Kapitalflussrechnung erfasste Inflationseffekt (Kaufkraftverlust) auf den Anfangsbestand der Zahlungsmittel in der Türkei beträgt zum 30. Juni 2023 10 Mio.€ (Vorjahr: 19 Mio.€).

Änderungen der Rechnungslegungsvorschriften

Der International Accounting Standards Board (IASB) hat neue IFRS und Änderungen bei bestehenden IFRS verabschiedet, die für den RWE-Konzern wegen der erfolgten Anerkennung durch die EU ab dem Geschäftsjahr 2023 verpflichtend anzuwenden sind:

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IFRS 17 "Versicherungsverträge" (2017)
Änderungen an IAS 1 "Darstellung des Abschlusses" (2021)
Änderungen an IAS 8 "Rechnungslegungsmethoden, Änderungen von rechnungslegungsbezogenen Schätzungen und Fehler" (2021)
Änderungen an IAS 12 "Latente Steuern, die sich auf Vermögenswerte und Schulden beziehen, die aus einem einzigen Geschäftsvorfall entstehen" (2021)
Änderungen an IFRS 17 "Erstmalige Anwendung von IFRS 17 und IFRS 9 -Vergleichsinformationen" (2021)

Diese neuen Regelungen haben keine wesentlichen Auswirkungen auf den RWE-Konzernabschluss.

Änderung des Ausweises von Entschädigungen aus Redispatch-Maßnahmen und von Sonderabgaben für stromerzeugende Unternehmen. Bisher wurden im Rahmen von Redispatch-Maßnahmen erhaltene Entschädigungen in den sonstigen betrieblichen Erträgen ausgewiesen. Unter Redispatch-Maßnahmen versteht man Eingriffe durch Übertragungsnetzbetreiber in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken, um Stromleitungsabschnitte vor einer Überlastung zu schützen. Sofern eine Anlage zum Gegenstand einer Redispatch-Maßnahme gemacht wird, besteht ein Anspruch auf eine Entschädigung.

Um die Auswirkungen der Entschädigungsleistungen aus Redispatch-Maßnahmen zutreffender darzustellen, werden ab diesem Berichtsjahr in diesem Zusammenhang erhaltene Beträge in den Umsatzerlösen ausgewiesen. Die Vorjahreszahlen wurden entsprechend angepasst, wodurch sich der ausgewiesene Umsatz von Januar bis Juni 2022 um 25 Mio.€ erhöht hat, während das sonstige betriebliche Ergebnis von Januar bis Juni 2022 um 25 Mio.€ gesunken ist.

Zudem wurden die in 2022 in vielen europäischen Ländern eingeführten Sonderabgaben für stromerzeugende Unternehmen im ersten Halbjahr 2022 je nach konkreter Ausgestaltung der Sonderabgabe umsatzmindernd oder materialaufwanderhöhend ausgewiesen. Bereits im RWE-Geschäftsbericht 2022 wurde dieser Ausweis geändert und die Sonderabgaben für stromerzeugende Unternehmen einheitlich in den sonstigen betrieblichen Aufwendungen erfasst. Dementsprechend wurden die Vorjahreszahlen für den vorliegenden Halbjahresbericht angepasst, wodurch sich der ausgewiesene Umsatz von Januar bis Juni 2022 um 22 Mio.€ erhöht hat, der Materialaufwand von Januar bis Juni 2022 um 33 Mio.€ gesunken ist und das sonstige betriebliche Ergebnis von Januar bis Juni 2022 um 55 Mio.€ gesunken ist.

Neue Rechnungslegungsvorschriften

Der IASB hat weitere Standards und Änderungen an Standards verabschiedet, die in der EU im Geschäftsjahr 2023 noch nicht verpflichtend anzuwenden sind. Diese nachfolgend aufgeführten Standards und Änderungen an Standards werden voraussichtlich keine wesentlichen Auswirkungen auf den RWE-Konzernabschluss haben:

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Amendments to IAS 1 "Presentation of Financial Statements: Classification of Liabilities as Current or Non-current" (2020) und "Presentation of Financial Statements: Classification of Liabilities as Current or Non-current - Deferral of Effective Date" (2020) und "Presentation of Financial Statements: Non-current Liabilities with Covenants" (2022)
Amendments to IFRS 16 "Leases: Lease Liability in a Sale and Leaseback" (2022)
Amendments to IAS 12 "Income taxes: International Tax Reform - Pillar Two Model Rules" (2023)
Amendments to IAS 7 "Statement of Cash Flows" (2023) und IFRS 7 "Financial Instruments: Disclosures: Supplier Finance Arrangements" (2023)

Konsolidierungskreis

In den Konzernabschluss einbezogen sind neben der RWE AG alle wesentlichen in- und ausländischen Tochterunternehmen, die die RWE AG unmittelbar oder mittelbar beherrscht. Wesentliche assoziierte Unternehmen werden nach der Equity-Methode bilanziert, wesentliche gemeinsame Vereinbarungen nach der Equity-Methode (Gemeinschaftsunternehmen) oder als gemeinschaftliche Tätigkeit.

Im Folgenden wird dargestellt, welche Veränderungen sich bei der Anzahl der vollkonsolidierten Unternehmen und der mittels der Equity-Methode bilanzierten assoziierten Unternehmen und Gemeinschaftsunternehmen ergeben haben:

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Anzahl vollkonsolidierter Unternehmen Inland Ausland Gesamt
Stand: 01.01.2023 54 395 449
Erstkonsolidierungen 7 351 358
Entkonsolidierungen -2 -7 -9
Verschmelzungen -1 -1
Stand: 30.06.2023 59 738 797

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Anzahl at-Equity-bilanzierter assoziierter Unternehmen und Gemeinschaftsunternehmen Inland Ausland Gesamt
Stand: 01.01.2023 11 21 32
Erwerbe
Veräußerungen
Sonstige Veränderungen
Stand: 30.06.2023 11 21 32

Zudem werden zwei (31.12.2022: zwei) Gesellschaften als gemeinschaftliche Tätigkeiten abgebildet.

Unternehmenserwerbe

Erwerb des niederländischen Gaskraftwerks Magnum. Am 31. Januar 2023 hat RWE 100 % der Anteile an der Eemshaven Magnum B.V., Amsterdam, Niederlande, erworben. Durch den Anteilserwerb werden neben dem Gaskraftwerk Magnum mit einer installierten Kapazität von rund 1,4 GW rund 70 Mitarbeiter und verbundene Solaraktivitäten mit ungefähr 6 MW übernommen.

Die im Rahmen der Transaktion übernommenen Vermögenswerte und Schulden sind in der folgenden Tabelle dargestellt:

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Bilanzposten in Mio.€ IFRS-Buchwerte (beizulegender Zeitwert) bei Erstkonsolidierung (Stand: 30.06.2023)
Langfristige Vermögenswerte 619
Kurzfristige Vermögenswerte 3
Langfristige Schulden 18
Kurzfristige Schulden 161
Nettovermögen 443
Kaufpreis 430
Vorläufiger negativer Unterschiedsbetrag -13

Der beizulegende Zeitwert der in den langfristigen und kurzfristigen Vermögenswerten enthaltenen Forderungen belief sich auf 144 Mio.€ und entsprach dem Bruttobetrag der Forderungen, die voll einbringlich sind.

Seit der erstmaligen Konsolidierung hat die erworbene Gesellschaft 290 Mio.€ zum Umsatz, 59 Mio.€ zum Ergebnis und 55 Mio.€ zum bereinigten EBITDA des Konzerns beigetragen.

Der Kaufpreis wurde ausschließlich in flüssigen Mitteln entrichtet.

Der Ertrag aus dem vorläufigen negativen Unterschiedsbetrag wurde in der Gewinn- und Verlustrechnung in dem Posten sonstiges betriebliches Ergebnis erfasst. Der negative Unterschiedsbetrag resultiert aus Kaufpreisanpassungen infolge eines zeitlichen Verzugs beim Abschluss des Erwerbs.

Die erstmalige Bilanzierung des Unternehmenszusammenschlusses ist noch nicht abschließend festgestellt.

Erwerb des Erneuerbare-Energien-Geschäfts von Con Edison. Am 1. März 2023 wurde der Erwerb von 100 % der Anteile an Con Edison Clean Energy Businesses, Inc. (CEB), Valhalla, USA, abgeschlossen. Die Übernahme ist im Oktober 2022 mit dem US-Konzern Con Edison, Inc., New York, USA, vereinbart worden. CEB ist eines der führenden Erneuerbare-Energien-Unternehmen in den Vereinigten Staaten und verfügt über Stromerzeugungskapazitäten von 3,1 GW; etwa 90 % davon sind Solaranlagen. Hinzu kommt eine Entwicklungspipeline für mehr als 7 GW Erzeugungsleistung.

Die im Rahmen der Transaktion übernommenen Vermögenswerte und Schulden sind in der folgenden Tabelle dargestellt:

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Bilanzposten in Mio.€ IFRS-Buchwerte (beizulegender Zeitwert) bei Erstkonsolidierung (Stand: 30.06.2023)
Langfristige Vermögenswerte 5.898
Kurzfristige Vermögenswerte 885
Langfristige Schulden 3.131
Kurzfristige Schulden 1.211
Nettovermögen 2.441
Kaufpreis 3.802
Vorläufiger Unterschiedsbetrag 1.361

Der beizulegende Zeitwert der in den langfristigen und kurzfristigen Vermögenswerten enthaltenen Forderungen belief sich auf 207 Mio.€ und entsprach dem Bruttobetrag der Forderungen, die voll einbringlich sind.

Seit der erstmaligen Konsolidierung zum 1. März 2023 hat die erworbene Gesellschaft 241 Mio.€ zum Umsatz, 34 Mio.€ zum Ergebnis und 17 Mio.€ zum bereinigten EBITDA des Konzerns beigetragen.

Der Kaufpreis wurde ausschließlich in flüssigen Mitteln entrichtet.

Der vorläufige Unterschiedsbetrag ist im Wesentlichen auf zu erwartende zukünftige Nutzeneffekte, u.a. aus Projektentwicklungskompetenzen des Entwicklungsteams, Repowering-Potenzialen und dem Zugang zu neuen Märkten, zurückzuführen. Der erwartete für steuerliche Zwecke abzugsfähige vorläufige Unterschiedsbetrag beträgt 1.291 Mio.€.

Die erstmalige Bilanzierung des Unternehmenszusammenschlusses ist aufgrund der komplexen Struktur der Transaktion noch nicht abschließend festgestellt.

Erwerb des britischen Entwicklers JBM Solar. Am 1. März 2023 hat RWE 100 % der Anteile am britischen Entwickler von Photovoltaik- und Batteriespeicherprojekten JBM Solar Ltd, Cardiff, Großbritannien, erworben. Neben einer Projektpipeline für Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtkapazität von rund 3,8 GW sowie 2,3 GW Batteriespeichern wird auch ein Team von rund 30 Mitarbeitern übernommen.

Die im Rahmen der Transaktion übernommenen Vermögenswerte und Schulden sind in der folgenden Tabelle dargestellt:

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Bilanzposten in Mio.€ IFRS-Buchwerte (beizulegender Zeitwert) bei Erstkonsolidierung (Stand: 30.06.2023)
Langfristige Vermögenswerte 283
Kurzfristige Vermögenswerte 1
Langfristige Schulden 77
Kurzfristige Schulden 28
Nettovermögen 179
Kaufpreis 362
Vorläufiger Unterschiedsbetrag 183

Seit der erstmaligen Konsolidierung zum 1. März 2023 ergaben sich für die erworbene Gesellschaft noch keine wesentlichen Beiträge zum Umsatz, zum Ergebnis und zum bereinigten EBITDA des Konzerns.

Der Kaufpreis wurde ausschließlich in flüssigen Mitteln entrichtet.

Der vorläufige Unterschiedsbetrag ist im Wesentlichen auf zu erwartende zukünftige Nutzeneffekte, u.a. aus Projektentwicklungskompetenzen des Entwicklungsteams, zurückzuführen.

Die erstmalige Bilanzierung des Unternehmenszusammenschlusses ist noch nicht abschließend festgestellt.

Wären alle Unternehmenszusammenschlüsse des Berichtszeitraums bereits zum 1. Januar 2023 erfolgt, würde das Ergebnis des Konzerns 2.048 Mio.€ und der Konzernumsatz 15.064 Mio.€ betragen.

Aktienkursbasierte Vergütungen

Im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2022 wurde über aktienkursbasierte Vergütungssysteme für Führungskräfte der RWE AG und nachgeordneter verbundener Unternehmen berichtet. Im Rahmen des Long-Term-Incentive-Plans für Führungskräfte mit der Bezeichnung "Strategic Performance Plan" (SPP) hat die RWE AG für das Geschäftsjahr 2023 eine weitere Tranche begeben.

Wertberichtigungen

Der erforderliche Impairmenttest im Segment Kohle/​Kernenergie ergab für die zahlungsmittelgenerierenden Einheiten (ZGE) Nord-Süd-Bahn und Inden außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von insgesamt 1.063 Mio. €. Mit den Impairments werden die auf Grund der Turbulenzen an den Energiemärkten letztes Jahr notwendigen Wertaufholungen wieder rückgängig gemacht. Die ZGE Nord-Süd-Bahn umfasst die Kraftwerke Niederaußem und Neurath, die Tagebaue Hambach und Garzweiler sowie die Veredlung. Die ZGE Inden umfasst das Kraftwerk Weisweiler und den Tagebau Inden.

Im Wesentlichen ist die Wertberichtigung durch stark gesunkene Marktpreise für Strom und gleichzeitig weniger stark gesunkene Marktpreise für CO 2-Emissionsrechte im Vergleich zu den außerordentlich hohen Preisen im letzten Jahr begründet.

Zur Ermittlung des erzielbaren Betrags als beizulegender Zeitwert abzüglich Veräußerungskosten wurden grundsätzlich die gleichen Bewertungsmodelle und -parameter wie im Geschäftsjahr 2022 angewendet. Dabei wurden u.a. aktualisierte Diskontierungszinssätze nach Steuern von jeweils 5,00 % verwendet (Vorjahr: 5,25 %). Aufgrund der Verwendung interner Planungsannahmen ist der ermittelte beizulegende Zeitwert der Stufe 3 der Fair-Value-Hierarchie zuzuordnen.

Gewinnausschüttung

Die Hauptversammlung der RWE AG hat am 4. Mai 2023 beschlossen, eine Dividende für das Geschäftsjahr 2022 in Höhe von 0,90€ je dividendenberechtigte RWE-Aktie auszuschütten. Die Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2022 erfolgte am 9. Mai 2023 und betrug insgesamt 669 Mio.€ (Vorjahr: 609 Mio.€).

Finanzierungsmaßnahmen

Am 15. März 2023 erfolgte die Wandlung der im Oktober 2022 mit einem Gesamtnennbetrag von 2.427.600.000€ gegen Bareinlage an Qatar Holding LLC, eine Tochtergesellschaft der Qatar Investment Authority, begebenen Pflichtwandelschuldverschreibung in neue Aktien der RWE AG. Zum Zeitpunkt der Begebung der Pflichtwandelanleihe im Oktober 2022 wurde der Betrag der Pflichtwandelanleihe in Höhe von 2.365.138.635€ im Eigenkapital und in Höhe von 62.461.365€ als Finanzverbindlichkeit erfasst. Mit der vorgenommenen Wandlung in Aktien der RWE AG am 15. März 2023 hat sich der im Eigenkapital erfasste Betrag der Pflichtwandelanleihe nicht verändert, jedoch erfolgt nun der Ausweis, im Einklang mit der rechtlichen Wandlung in Aktien der RWE AG, im Eigenkapitalspiegel nicht mehr in den Gewinnrücklagen, sondern ausschließlich in den Posten Gezeichnetes Kapital und Kapitalrücklage der RWE AG. Zudem wurden Transaktionskosten im Zusammenhang mit der Begebung der Pflichtwandelanleihe in Höhe von 2.139.469€ direkt mit dem Eigenkapital verrechnet.

Im Februar 2023 hat RWE zwei weitere grüne Anleihen mit einem Volumen von jeweils 500 Mio.€ (Gesamtvolumen: 1 Mrd.€) begeben. Für die erste Anleihe mit einer Laufzeit bis 2029 betrug die Rendite bis zur Fälligkeit zum Emissionszeitpunkt 3,680 %, basierend auf einem Kupon von 3,625 % p.a. und einem Ausgabepreis von 99,709 %. Für die zweite Anleihe mit einer Laufzeit bis 2035 belief sich die Rendite bis zur Fälligkeit zum Emissionszeitpunkt auf 4,148 %, basierend auf einem Kupon von 4,125 % p.a. und einem Ausgabepreis von 99,786 %. Das von RWE erstellte Regelwerk für grüne Anleihen, das RWE Green Bond Framework, sieht die Verwendung der Emissionserlöse ausschließlich für die Finanzierung bzw. die Refinanzierung von Windkraft- und Solarprojekten vor.

Im März 2023 ist Tranche C der abgeschlossenen syndizierten Kreditlinie über 3 Mrd.€ ausgelaufen. Sie wurde um sechs Monate bis September 2023 verlängert. Tranche A über 3 Mrd.€ und Tranche B über 2 Mrd.€ der syndizierten Kreditlinie laufen unverändert bis April 2026.

Ergebnis je Aktie

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Ergebnis je Aktie Jan -Jun 2023 Jan - Jun 2022
Nettoergebnis/​Ergebnisanteile der Aktionäre der RWE AG Mio.€ 1.993 2.083
Zahl der im Umlauf befindlichen Aktien Tsd. Stück 743.841 676.220
Unverwässertes und verwässertes Ergebnis je Aktie 2,68 3,08

Beziehungen zu nahestehenden Unternehmen und Personen

Assoziierte Unternehmen und Gemeinschaftsunternehmen gelten im RWE-Konzern als nahestehende Unternehmen. Die mit wesentlichen nahestehenden Unternehmen getätigten Geschäfte führten im ersten Halbjahr 2023 zu Erträgen in Höhe von 564 Mio.€ (Vorjahreszeitraum: 387 Mio.€). Zudem führten die mit wesentlichen nahestehenden Unternehmen getätigten Geschäfte zu Aufwendungen in Höhe von 253 Mio.€ (Vorjahreszeitraum: 457 Mio.€). Zum 30. Juni 2023 betrugen die Forderungen 261 Mio.€ (31.12.2022: 244 Mio.€) und die Verbindlichkeiten 291 Mio.€ (31.12.2022: 405 Mio.€). Alle Geschäfte sind zu marktüblichen Konditionen abgeschlossen worden und unterscheiden sich grundsätzlich nicht von den Liefer- und Leistungsbeziehungen mit anderen Unternehmen. Die sonstigen Verpflichtungen aus schwebenden Geschäften betrugen 111 Mio.€ (31.12.2022: 111 Mio.€).

Darüber hinaus hat der RWE-Konzern keine wesentlichen Geschäfte mit nahestehenden Unternehmen oder Personen getätigt.

Berichterstattung zu Finanzinstrumenten

Finanzinstrumente lassen sich danach unterscheiden, ob sie originär oder derivativ sind. Die originären Finanzinstrumente umfassen auf der Aktivseite im Wesentlichen die übrigen Finanzanlagen, die Forderungen, die kurzfristigen Wertpapiere und die flüssigen Mittel. Die Finanzinstrumente sind abhängig von ihrer Klassifizierung mit den fortgeführten Anschaffungskosten oder dem beizulegenden Zeitwert angesetzt. Finanzinstrumente der Aktivseite werden für Zwecke der Bilanzierung den nachfolgenden Kategorien zugeordnet:

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Zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertete Fremdkapitalinstrumente: Die vertraglichen Geldflüsse bestehen ausschließlich aus Zins und Tilgung auf den ausstehenden Kapitalbetrag und für das Finanzinstrument besteht eine Halteabsicht bis zur Endfälligkeit.
Erfolgsneutral zum beizulegenden Zeitwert bewertete Fremdkapitalinstrumente: Die vertraglichen Geldflüsse bestehen ausschließlich aus Zins und Tilgung auf den ausstehenden Kapitalbetrag und für das Finanzinstrument besteht sowohl eine Halte- als auch eine Veräußerungsabsicht.
Erfolgsneutral zum beizulegenden Zeitwert bewertete Eigenkapitalinstrumente: Von der Option, Änderungen des beizulegenden Zeitwertes direkt im Eigenkapital auszuweisen, wird Gebrauch gemacht.
Erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert bilanzierte finanzielle Vermögenswerte: Die vertraglichen Geldflüsse aus Fremdkapitalinstrumenten bestehen nicht ausschließlich aus Zins und Tilgung auf den ausstehenden Kapitalbetrag oder die Option zum Ausweis von Änderungen des beizulegenden Zeitwertes von Eigenkapitalinstrumenten direkt im Eigenkapital wird nicht angewendet.

Auf der Passivseite bestehen die originären Finanzinstrumente im Wesentlichen aus zu fortgeführten Anschaffungskosten bewerteten Verbindlichkeiten.

Die Bewertung von zum beizulegenden Zeitwert angesetzten Finanzinstrumenten erfolgt anhand des veröffentlichten Börsenkurses, sofern die Finanzinstrumente an einem aktiven Markt gehandelt werden. Der beizulegende Zeitwert nicht notierter Fremd- und Eigenkapitaltitel wird grundsätzlich auf Basis diskontierter erwarteter Zahlungsströme unter Berücksichtigung makroökonomischer Entwicklungen und Unternehmensplandaten ermittelt. Zur Diskontierung werden aktuelle restlaufzeitkongruente Marktzinssätze herangezogen.

Derivative Finanzinstrumente werden - sofern sie in den Anwendungsbereich von IFRS 9 fallen - grundsätzlich mit ihren beizulegenden Zeitwerten am Bilanzstichtag bilanziert. Börsengehandelte Produkte werden mit den veröffentlichten Schlusskursen der jeweiligen Börsen bewertet. Nicht börsengehandelte Produkte werden anhand öffentlich zugänglicher Broker-Quotierungen bewertet oder - falls solche nicht vorhanden sind - anhand allgemein anerkannter Bewertungsmodelle. Dabei orientieren wir uns, soweit möglich, an Notierungen auf aktiven Märkten. Sollten auch diese Notierungen nicht vorliegen, fließen unternehmensspezifische Planannahmen in die Bewertung ein. Diese umfassen sämtliche Marktfaktoren, die auch andere Marktteilnehmer für die Preisfestsetzung berücksichtigen würden. Energiewirtschaftliche und volkswirtschaftliche Annahmen werden in einem umfangreichen Prozess und unter Einbeziehung interner und externer Experten ermittelt.

Die Bemessung des beizulegenden Zeitwertes einer Gruppe finanzieller Vermögenswerte und finanzieller Verbindlichkeiten wird auf Basis der Nettorisikoposition pro Geschäftspartner vorgenommen.

Die Buchwerte der finanziellen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten im Anwendungsbereich von IFRS 7 stimmen grundsätzlich mit ihren beizulegenden Zeitwerten überein. Abweichungen gibt es lediglich bei den Finanzverbindlichkeiten. Deren Buchwert beträgt 18.236 Mio.€ (31.12.2022: 19.438 Mio.€), der beizulegende Zeitwert 17.694 Mio.€ (31.12.2022: 18.830 Mio.€).

Die folgende Übersicht stellt die Einordnung aller zum beizulegenden Zeitwert bewerteten Finanzinstrumente in die durch IFRS 13 vorgegebene Fair-Value-Hierarchie dar. Die einzelnen Stufen der Fair-Value-Hierarchie sind gemäß IFRS 13 wie folgt definiert:

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Stufe 1: Bewertung mit (unverändert übernommenen) Preisen von identischen Finanzinstrumenten, die sich auf aktiven Märkten gebildet haben,
Stufe 2: Bewertung auf Basis von Inputfaktoren, bei denen es sich nicht um Preise der Stufe 1 handelt, die sich aber für das Finanzinstrument entweder direkt (d. h. als Preis) oder indirekt (d.h. in Ableitung von Preisen) beobachten lassen,
Stufe 3: Bewertung mithilfe von Faktoren, die sich nicht auf beobachtbare Marktdaten stützen.

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Fair-Value-Hierarchie 1 in Mio.€ Summe 30.06.2023 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3
Übrige Finanzanlagen 5.351 4.873 150 328
Derivate (aktiv) 29.605 27.313 2.292
Davon: in Sicherungsbeziehungen 7.704 7.704
Wertpapiere 6.687 6.687
Derivate (passiv) 25.468 24.666 802
Davon: in Sicherungsbeziehungen 3.975 3.975

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Fair-Value-Hierarchie 1 in Mio.€ Summe 31.12.2022 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3
Übrige Finanzanlagen 4.434 3.871 97 466
Derivate (aktiv) 50.361 46.002 4.359
Davon: in Sicherungsbeziehungen 9.058 9.058
Wertpapiere 10.695 10.695
Derivate (passiv) 53.656 51.694 1.962
Davon: in Sicherungsbeziehungen 8.029 8.029

1 Teilweise angepasste Vorjahreswerte.

Im Vorjahr wurden Wertberichtigungen in Höhe von 748 Mio.€ auf als Derivate zum Fair Value bilanzierte Verträge über Steinkohlebezüge aus Russland im sonstigen betrieblichen Ergebnis erfasst. Diese Wertberichtigungen wurden erforderlich aufgrund der Sanktionen, die die EU und Großbritannien gegen Russland infolge des Ukraine-Kriegs verhängt haben.

Die folgende Darstellung zeigt die Entwicklung der nach Stufe 3 zum beizulegenden Zeitwert bilanzierten Finanzinstrumente:

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Finanzinstrumente der Stufe 3:

Entwicklung im Jahr 2023
Stand: 01.01.2023 Änderungen Konsolidierungskreis, Währungsanpassungen, Sonstiges Veränderungen Stand: 30.06.2022
in Mio.€ Erfolgswirksam Erfolgsneutral (OCI) Zahlungswirksam
--- --- --- --- --- --- ---
Übrige Finanzanlagen 466 -142 10 -6 328
Derivate (aktiv) 4.359 -944 -1.123 2.292
Derivate (passiv) 1.962 -4 -616 -540 802

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Finanzinstrumente der Stufe 3:

Entwicklung im Jahr 2022
Stand: 01.01.2022 Änderungen Konsolidierungskreis, Währungsanpassungen, Sonstiges Veränderungen Stand: 30.06.2022
in Mio.€ Erfolgswirksam Erfolgsneutral (OCI) Zahlungswirksam
--- --- --- --- --- --- ---
Übrige Finanzanlagen 282 -11 -2 58 327
Derivate (aktiv) 3.879 -2 4.641 -1.836 6.682
Derivate (passiv) 1.232 4 1.345 -795 1.786

Die erfolgswirksam erfassten Gewinne und Verluste von Finanzinstrumenten der Stufe 3 entfallen auf folgende Posten der Gewinn- und Verlustrechnung:

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Finanzinstrumente der Stufe 3:

erfolgswirksam erfasste

Gewinne und Verluste in Mio.€
Gesamt Jan - Jun 2023 Davon: auf Finanzinstrumente entfallend, die am Bilanzstichtag noch gehalten wurden Gesamt Jan - Jun 2022 Davon: auf Finanzinstrumente entfallend, die am Bilanzstichtag noch gehalten wurden
Sonstige betriebliche

Erträge/​Aufwendungen
-328 -335 3.297 3.297
Beteiligungsergebnis 10 10 -3 -3
-318 -325 3.294 3.294

Derivative Finanzinstrumente der Stufe 3 umfassen im Wesentlichen Energiebezugs- und Rohstoffverträge, die Handelsperioden betreffen, für die es noch keine aktiven Märkte gibt. Ihre Bewertung ist insbesondere von der Entwicklung der Strom-, Öl- und Gaspreise abhängig. Bei steigenden Marktpreisen erhöht sich bei sonst gleichen Bedingungen der beizulegende Zeitwert, bei sinkenden Marktpreisen verringert er sich. Eine Veränderung der Preisverhältnisse um + /​-10 % würde zu einem Anstieg des Marktwertes um 34 Mio.€ (Vorjahr: 45 Mio.€) bzw. zu einem Rückgang um 34 Mio.€ (Vorjahr: 45 Mio.€) führen.

Ereignisse nach dem Bilanzstichtag

Ausführungen zu Ereignissen nach dem Bilanzstichtag enthält der Konzernzwischenlagebericht.

Bescheinigung nach prüferischer Durchsicht

An die RWE Aktiengesellschaft, Essen

Wir haben den verkürzten Konzernzwischenabschluss - bestehend aus verkürzter Gewinn- und Verlustrechnung, verkürzter Gesamtergebnisrechnung, verkürzter Bilanz, verkürzter Kapitalflussrechnung, verkürzter Eigenkapitalveränderungsrechnung sowie ausgewählten erläuternden Anhangangaben - und den Konzernzwischenlagebericht der RWE Aktiengesellschaft, Essen, für den Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2023, die Bestandteile des Halbjahresfinanzberichts nach § 115 WpHG sind, einer prüferischen Durchsicht unterzogen. Die Aufstellung des verkürzten Konzernzwischenabschlusses nach den IFRS für Zwischenberichterstattung, wie sie in der EU anzuwenden sind, und des Konzernzwischenlageberichts nach den für Konzernzwischenlageberichte anwendbaren Vorschriften des WpHG liegt in der Verantwortung des Vorstands der Gesellschaft. Unsere Aufgabe ist es, eine Bescheinigung zu dem verkürzten Konzernzwischenabschluss und dem Konzernzwischenlagebericht auf der Grundlage unserer prüferischen Durchsicht abzugeben.

Wir haben die prüferische Durchsicht des verkürzten Konzernzwischenabschlusses und des Konzernzwischenlageberichts unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze für die prüferische Durchsicht von Abschlüssen unter ergänzender Beachtung des International Standard on Review Engagements "Review of Interim Financial Information Performed by the Independent Auditor of the Entity" (ISRE 2410) vorgenommen. Danach ist die prüferische Durchsicht so zu planen und durchzuführen, dass wir bei kritischer Würdigung mit einer gewissen Sicherheit ausschließen können, dass der verkürzte Konzernzwischenabschluss in wesentlichen Belangen nicht in Übereinstimmung mit den IFRS für Zwischenberichterstattung, wie sie in der EU anzuwenden sind, und der Konzernzwischenlagebericht in wesentlichen Belangen nicht in Übereinstimmung mit den für Konzernzwischenlageberichte anwendbaren Vorschriften des WpHG aufgestellt worden sind. Eine prüferische Durchsicht beschränkt sich in erster Linie auf Befragungen von Mitarbeitern der Gesellschaft und auf analytische Beurteilungen und bietet deshalb nicht die durch eine Abschlussprüfung erreichbare Sicherheit. Da wir auftragsgemäß keine Abschlussprüfung vorgenommen haben, können wir einen Bestätigungsvermerk nicht erteilen.

Auf der Grundlage unserer prüferischen Durchsicht sind uns keine Sachverhalte bekannt geworden, die uns zu der Annahme veranlassen, dass der verkürzte Konzernzwischenabschluss in wesentlichen Belangen nicht in Übereinstimmung mit den IFRS für Zwischenberichterstattung, wie sie in der EU anzuwenden sind, oder dass der Konzernzwischenlagebericht in wesentlichen Belangen nicht in Übereinstimmung mit den für Konzernzwischenlageberichte anwendbaren Vorschriften des WpHG aufgestellt worden sind.

Essen, den 7. August 2023

PricewaterhouseCoopers GmbH

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

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Markus Dittmann Aissata Touré
Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüferin

Finanzkalender 2023/​2024

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14. November 2023 Zwischenmitteilung über die ersten drei Quartale 2023
28. November 2023 Kapitalmarkttag
14. März 2024 Bericht über das Geschäftsjahr 2023
03. Mai 2024 Hauptversammlung
06. Mai 2024 Ex-Dividende-Tag
08. Mai 2024 Dividendenzahlung
15. Mai 2024 Zwischenmitteilung über das erste Quartal 2024
14. August 2024 Zwischenbericht über das erste Halbjahr 2024
13. November 2024 Zwischenmitteilung über die ersten drei Quartale 2024

Der vorliegende Zwischenbericht ist am 10. August 2023 veröffentlicht worden. Alle Veranstaltungen zur Veröffentlichung von Finanzberichten und die Hauptversammlung werden live im Internet übertragen. Aufzeichnungen sind mindestens zwölf Monate lang abrufbar.

RWE Aktiengesellschaft

RWE Platz 1

45141 Essen

www.rwe.com

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