Interim / Quarterly Report • Feb 27, 2025
Interim / Quarterly Report
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2024 Halbjahresfinanzbericht
Dieser Bericht spiegelt die Situation des Unternehmens zum Stichtag 30. Juni 2024 wider. Das Unternehmen musste jedoch nach dem Stichtag des Halbjahresberichts Insolvenz anmelden. Daher wurde die für den 20. August 2024 geplante Veröffentlichung des Halbjahresabschlusses verschoben. Das Unternehmen hat bis zum 13. August 2024 auf der Grundlage einer positiven Fortbestandsprognose gearbeitet. Die im März 2024 mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) geschlossene Vereinbarung, die Kapitalrückzahlungen des Darlehens um 18 Monate aufzuschieben, stützte die Prognose. Der Vorstand hat die Fortbestandsprognose regelmäßig aktualisiert. Die Fortschritte bei der Veräußerung des Carragelose-Geschäfts des Unternehmens sowie seine Liquiditätssituation wurden kontinuierlich überwacht. Interne Worst-Case-Szenario-Berechnungen ergaben eine potenzielle Liquiditätslücke gegen Ende 2024 im Falle einer Verzögerung der geplanten Transaktion. Daher hat das Management a) die Carragelose-Transaktion vorangetrieben und b) mit mehreren potenziellen Investoren Kontakt aufgenommen, um die immer deutlicher werdende Liquiditätslücke zu schließen. Am 13. August 2024 wurde die Fortbestandsprognose negativ, da die oben beschriebenen Bemühungen erfolglos blieben, insbesondere aufgrund der Absage des vielversprechendsten Investors, mit dem das Unternehmen in fortgeschrittenen Gesprächen stand, die Liquiditätslücke zu schließen. Daher wurde auf Antrag des Unternehmens am 14. August 2024 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet.
Nach drei Monaten legte das Unternehmen den Vorschlag für einen Sanierungsplan vor, der am 14. November 2024 von allen Gläubigern einstimmig angenommen wurde. Darüber hinaus hat
Marinomed Ende November 2024 eine Vereinbarung über den Verkauf des Carragelose-Geschäfts an das französische Unternehmen Unither Pharmaceuticals unterzeichnet, mit einem Erlös von bis zu EUR 20 Mio. Die Aktionäre von Marinomed haben dem Deal in einer außerordentlichen Hauptversammlung am 19. Dezember 2024 zugestimmt. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Quartal 2025 erwartet. Bei Abschluss hat Marinomed Anspruch auf eine Vorauszahlung von bis zu EUR 5 Mio. Der verbleibende Erlös von bis zu EUR 15 Mio. hängt vom Erreichen definierter kommerzieller und operativer Meilensteine ab. Darüber hinaus hat das Unternehmen zwei Barkapitalerhöhungen mit einem Bruttoerlös von EUR 1,4 Mio. erfolgreich abgeschlossen, die mit einem Ausschluss des Bezugsrechts bestehender Aktionäre verbunden waren. Zusätzlich wurde eine Wandelanleihe an die Europäische Investitionsbank gegen Einlage eines Absonderungsrechts ausgegeben. Am 16. Jänner 2025 beschloss das Landesgericht Korneuburg die formelle Beendigung des Sanierungsverfahrens des Unternehmens. Der zugrunde liegende Sanierungsplan mit dem entsprechenden Finanzierungskonzept dient als Grundlage für die positive Fortführung von Marinomed. Dieser Halbjahresfinanzbericht wird auf der Grundlage einer positiven Fortbestandsprognose veröffentlicht. Die in diesem Bericht dargestellten Zahlen spiegeln jedoch die finanzielle Situation zum Stichtag 30. Juni 2024 wider. Daher wird der Leser dieses Berichts darauf hingewiesen, diesen Bericht mit dem Wissen über Ereignisse zu lesen, die nach dem Stichtag des Halbjahresberichts eingetreten sind. Nach der Veröffentlichung dieses Halbjahresfinanzberichts 2024 werden die Finanzberichte ausschließlich nach den Rechnungslegungsvorschriften des österreichischen Unternehmensgesetzbuches (UGB) erstellt, da keine
Pflicht zur Erstellung eines Konzernabschlusses nach IFRS mehr besteht. Wir werden auch keine Quartalsberichte mehr veröffentlichen.
Der Umsatz von EUR 2,5 Mio. im ersten Halbjahr 2024 entspricht einem Rückgang von rund 53 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 (EUR 5,2 Mio.). Dies ist hauptsächlich auf hohe Lagerbestände bei den Vertriebspartnern von Marinomed und damit auf geringere Bestellungen zurückzuführen. Am 27. November 2024 gab Marinomed den Verkauf seines Carragelose-Geschäfts an Unither Pharmaceuticals, ein führendes Auftragsentwicklungs- und Produktionsunternehmen (CDMO) für Medizinprodukte und pharmazeutische Produkte, bekannt. Der Erlös aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts in Höhe von bis zu EUR 20 Mio. soll zur Finanzierung des Restrukturierungsplans, der Fortführung des Unternehmens und der Investition in die Marinosolv-Plattform verwendet werden. Der Abschluss der Transaktion wird für das 1. Quartal 2025 erwartet.
Nach der Insolvenz und dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts bleibt unser oberstes Ziel, die Profitabiliät zu erreichen.
Durch den Verkauf des Carragelose-Geschäfts werden erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen
freigesetzt. So können wir uns mit einer schlanken Struktur auf unsere Kernkompetenz Forschung und Entwicklung konzentrieren. Mit Marinosolv haben wir eine leistungsstarke Technologie in der Hand, die viele Herausforderungen bei der Formulierungsentwicklung unlöslicher Verbindungen lösen könnte. Wir sind überzeugt, dass unsere Technologie einen echten Mehrwert für Patienten schaffen kann. Die positiven Phase-III-Daten für Budesolv deuten darauf hin, dass unsere Marinosolv-Technologie das Potenzial hat, schwerlösliche Wirkstoffe wie Kortikosteroide erfolgreich in wässrige Lösung zu bringen und so ihre Bioverfügbarkeit und Wirksamkeit deutlich zu erhöhen. Dieses Potenzial wollen wir nutzen und unsere Strategie der Entwicklung innovativer Therapien weiterverfolgen.
Mit Ende Jänner 2025 hat Finanzvorstand Pascal Schmidt das Unternehmen verlassen. Wir sind dankbar für sein Engagement für Marinomed und insbesondere für seine Unterstützung bei den Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert waren. Gabriele Ram, eine erfahrene Finanzexpertin, leitet seit Anfang Februar 2025 die Finanzabteilung außerhalb des Vorstands.
Obwohl die Umstände für das Unternehmen herausfordernd bleiben, sind wir dankbar für die anhaltende Unterstützung und das Vertrauen unserer Mitarbeiter, Kunden, Partner, Aktionäre, Investoren und Finanzierungspartner. Wir arbeiten hart daran, unsere Mission, innovative Produkte zu entwickeln, zu verwirklichen.
Andreas Grassauer Eva Prieschl-Grassauer
Die Aktien der Marinomed Biotech AG sind seit dem 1. Februar 2019 an der Wiener Börse notiert. Seit August 2024 sind sie im Standard Market Continuous gelistet. Die Anzahl der Aktien zum 30. Juni 2024 beträgt 1.540.530. Nach dem Berichtsstichtag wurden zwei Barkapitalerhöhungen durchgeführt. Daher beträgt die Anzahl der Aktien zum 31. Jänner 2025 1.778.333.
Die Entwicklung der Marinomed-Aktie bis zum 14. August 2024 spiegelt vor allem die Verzögerungen bei der Kommerzialisierung von Produktkandidaten aus der Marinosolv-Plattform und das damit verbundene Ausbleiben signifikanter Meilensteinzahlungen wider. Diese Verzögerungen sind größtenteils auf Stabilitätsprobleme bei Budesolv und Tacrosolv zurückzuführen, die inzwischen behoben wurden. Dementsprechend verlaufen die Partnergespräche nun viel positiver, wurden aber durch das Sanierungsverfahren erheblich beeinträchtigt. Sowohl für Carragelose als auch für Solv4U konnten im ersten Halbjahr wichtige Partnerschaften abgeschlossen werden. Nach dem Insolvenzantrag am 13. August 2024 wurde der Handel der Aktie kurzzeitig ausgesetzt, gefolgt von volatilen Kursschwankungen (Tiefststand: EUR 2). Nach guten Fortschritten im Sanierungsverfahren und der Bekanntgabe des Verkaufs unseres Carragelose-Geschäfts an Unither Pharmaceuticals erholte sich die Aktie zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts auf rund EUR 14.
In dieser aktuell herausfordernden Situation ist uns der transparente Dialog mit unseren Aktionären und Investoren besonders wichtig. Wir waren auf Investorenkonferenzen wie dem Eigenkapitalforum in Frankfurt im Mai 2024, der CEElection Equity Konfe-

(ATMARINOMED6, EUR)
renz im Oktober 2024 und dem Deutschen Eigenkapitalforum im November 2024 vertreten. Darüber hinaus standen wir während unserer Telefonkonferenzen, der ordentlichen Hauptversammlung im Juni 2024 und der außerordentlichen Hauptversammlung Ende Dezember 2024 in regem Kontakt mit unseren Aktionären.
Auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 19. Dezember 2024 stimmten die Aktionäre dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts an Unither Pharmaceuticals zu. Darüber hinaus wurden alle anderen Beschlüsse mit großer Mehrheit angenommen, darunter die Wahl von Dr. Karl Mahler in den Aufsichtsrat. Alle Informationen zu den Hauptversammlungen von Marinomed finden Sie hier: https://www.marinomed.com/de/investoren-esg/ hauptversammlung.
Die Aktionärsstruktur von Marinomed stellt sich zum 31. Jänner 2025 wie folgt dar: Die Gründer und das Management-Team von Marinomed sind die Kernaktionäre mit rund 25 % der Gesamtaktien (davon 2 % Streubesitz). Die Anteile des ehemaligen langfristigen Investors Acropora wurden zu gleichen Teilen von seinen beiden Aktionären übernommen. Rund 70 % der Aktien befinden sich im Streubesitz.
Aufgrund der Insolvenz des Unternehmens haben die Forschungsinstitute Erste Bank Group und Dr. Norbert Kalliwoda GmbH die Berichterstattung über die Marinomed-Aktie derzeit ausgesetzt. Die
Coverage der Aktie wird so bald wie möglich wieder aufgenommen.
Marinomed Biotech AG Tobias Meister Investor Relations Telefon: +43 2262 90300 E-Mail: [email protected]

Halbjahreslagebericht
Die pharmazeutische Industrie ist für die Erforschung, Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von (verschreibungspflichtigen) Medikamenten verantwortlich, hat in den letzten zwei Jahrzehnten ein beträchtliches Wachstum verzeichnet und wird voraussichtlich bis 2028 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 5–8 % auf USD 2,3 Bio. wachsen (IQVIA, 2024).
Die therapeutischen Bereiche für die Behandlung von onkologischen und immunologischen Erkrankungen werden voraussichtlich bis 2028 um 14–17 % bzw. 2–5 % pro Jahr wachsen (IQVIA, 2024). Es wird erwartet, dass die großen Fortschritte bei Innovationen im Bereich der kleinen Moleküle anhalten, insbesondere in den Bereichen Onkologie, Immunologie, Diabetes und Adipositas.
Nordamerika dominiert weiterhin den Pharmamarkt, allerdings mit geringerem Volumenwachstum, ebenso wie andere hochentwickelte Märkte wie Westeuropa und Japan, die mit einem etablierteren Gesundheitssystem und besserem Zugang zu medizinischer Versorgung verbunden sind. Während der Nahe Osten voraussichtlich am schnellsten wachsen wird, wird das höchste Volumenwachstum in den nächsten fünf Jahren in China, Indien und der Region Asien-Pazifik erwartet, die alle eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von über 3 % aufweisen (IQVIA, 2024).
In der Biotech-Branche ist seit 2020 ein Rückgang der Gesamtzahl der Lizenzvereinbarungen zu verzeichnen. Es gibt einen Trend weg von Vorauszahlungen hin zu Meilensteininvestitionen, und
insbesondere große Pharmaunternehmen investieren in die Einlizenzierung von Produkten in späten Phasen der klinischen Entwicklung (J.P. Morgan, 2024).
In Österreich erreichte der Pharmamarkt im Jahr 2023 ein Volumen von EUR 6,3 Mrd., was einem Wachstum von 10,1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die positive Entwicklung ist in allen Segmenten zu beobachten und steht im Einklang mit den globalen Markttrends, wobei die Anzahl der Verschreibungen von Herz-Kreislauf-Medikamenten den größten Anteil im Rx-Segment ausmacht (Pharmig, 2024).
Der OTC-Markt umfasst rezeptfreie Medizinprodukte, Behandlungen und Gesundheitsprodukte, die für Verbraucher direkt ohne Rezept eines zugelassenen medizinischen Fachpersonals oder in einer Apotheke erhältlich sind und einen integralen Bestandteil der Gesundheitsversorgung und der Behandlung vieler Krankheiten darstellen.
Obwohl OTC-Produkte vorzugsweise im stationären Handel gekauft werden, gewinnen Online-Plattformen zunehmend an Bedeutung und machen etwa 20 % des Gesamtumsatzes aus. Der globale Markt wird im Jahr 2024 voraussichtlich einen Umsatz von USD 201,4 Mrd. erzielen, wobei der größte Anteil auf das Segment Husten und Erkältung entfällt, das im Jahr 2024 voraussichtlich einen Wert von USD 43,9 Mrd. haben wird (Statista, 2024). Neben Nordamerika mit einem Anteil von 27 % halten Ost- und Südostasien (25 %) sowie Westeuropa (17 %) die größten Anteile am globalen OTC-Markt.
Der österreichische OTC-Markt wuchs 2023 um 6,5 % und erreichte ein Volumen von EUR 1,5 Mrd.. Das Segment Husten- und Erkältungsmedikamente stellt mit einem Anteil von 24,1 % am Gesamtmarkt die größte Indikationsgruppe dar, während ophthalmologische Produkte mit 11,3 % das stärkste Wachstum verzeichneten (Pharmig, 2024).
Marinomed beliefert Partner aus der Biotechnologie- und Pharmaindustrie mit innovativen Produkten, die auf den firmeneigenen Technologieplattformen Marinosolv und Carragelose basieren. Das Carragelose-Portfolio umfasst ein vermarktetes OTC-Portfolio zur Prophylaxe und Behandlung von viralen Atemwegsinfektionen. Dieses Portfolio wurde kürzlich um ein Nasenspray zur Prophylaxe von leichter allergischer Rhinitis und befeuchtende Augentropfen erweitert. Auf der Grundlage der Marinosolv-Technologie entwickelt das Unternehmen sowohl eigene Produktkandidaten als auch Technologiepartnerschaften für externe Kunden. Weitere Medizinprodukte und pharmazeutische Produkte für verschiedene Indikationen mit ungedecktem Bedarf in den Therapiebereichen Immunologie und Virologie befinden sich derzeit in der Entwicklung.
Das von Marinomed vermarktete Carragelose-Produktsegment gegen Husten und Erkältungen zielt auf die Prophylaxe und Behandlung von viralen Atemwegsinfektionen ab. Im globalen Markt für rezeptfreie Gesundheitsprodukte (Consumer Healthcare, CHC) wuchs das Segment Husten, Erkältung und Allergien (CCA) im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 um 5 % und erreichte ein Volumen von USD 38,8 Mrd. (Nicholas Hall, 2024). Vicks, eine Marke von Procter & Gamble, blieb mit einem Umsatz von USD 1,9 Mrd. die führende CCA-Marke (Nicholas Hall, 2024).
Der globale Markt für virale Lungenentzündung wurde 2023 auf USD 15,3 Mrd. geschätzt und soll bis 2030 jährlich um fast 9 % wachsen (Research and Markets, 2024).
Für die Immunologie, den weltweit zweitgrößten Therapiebereich nach der Onkologie, wird ein jährliches Wachstum von 3–6 % prognostiziert, was zu einem Marktvolumen von USD 166 Mrd. im Jahr 2024 führen wird. Dieses Wachstum wird durch Innovationen und eine steigende Zahl behandelter Patienten angetrieben, dürfte sich aber in den kommenden Jahren verlangsamen (IQVIA, 2024). Weltweit sind über 80 verschiedene Autoimmunerkrankungen in nationalen Registern aufgeführt (NIH, 2022), und mehr als 1.600 Medikamente für immunologische Erkrankungen befinden sich derzeit in der Entwicklung (IFPMA, 2022).
Mit einem Anteil von 16,4 % (USD 6,4 Mrd.) stellt das Allergiesegment einen wichtigen Teil des globalen CHC-Marktes für Husten, Erkältung und Allergien dar (Nicholas Hall, 2024). Laut der Asthma and Allergy Foundation of America (AAFA) sind allein in den USA rund 100 Millionen Menschen von allergischen Erkrankungen betroffen, 26 % davon leiden an allergischer Rhinitis. Der weltweite Markt für Allergien wird für das Jahr 2024 auf USD 21 Mrd. geschätzt und soll bis 2029 auf USD 31 Mrd. anwachsen (Mordor Intelligence, 2024).
Das Segment Augenheilkunde soll bis 2032 auf USD 182,5 Mrd. anwachsen (Expert Market Research, 2023). Mit einem Anteil von ~30 % (USD 6,1 Mrd.) ist die Augenheilkunde die größte Kategorie auf dem globalen Lifestyle-CHC-Markt und verzeichnete 2023 ein starkes Wachstum (Japan +12 %, USA +8 %, China +8 %), was auf das wachsende Bewusstsein für bildschirmbedingte trockene Augen zurückzuführen ist (Nicholas Hall, 2024).
Für unser Produkt zur Behandlung der schweren Form des trockenen Auges ist die Entwicklung dieses Marktes von besonderer Bedeutung. Die US-amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat VEVYE™ (Cyclosporin-Augentropfen) am 30. Mai 2023 als erste Cyclosporin-haltige Therapie zur Behandlung der Anzeichen und Symptome des trockenen Auges (Dry Eye Disease, DED) zugelassen. Das Produkt wird derzeit von den Behörden auf eine mögliche Zulassung in Europa und China geprüft. Das Ergebnis und die Erstattungsfähigkeit werden von Wettbewerbern genau beobachtet und dürften sich auf die Entwicklungen von Marinomed in diesem Bereich auswirken.
Solv4U ist ein Geschäftsbereich von Marinomed, der die Solubilisierungstechnologie Marinosolv für Kunden in der biopharmazeutischen Industrie anbietet. Die schlechte Wasserlöslichkeit ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung pharmazeutischer Produkte und betrifft etwa 40 % der zugelassenen Medikamente und fast 90 % der in der Entwicklung befindlichen
Medikamente (Kalepu & Nekkanti, 2015). Solche Medikamente müssen in den präklinischen und klinischen Phasen ihrer Entwicklung modifiziert werden, um ihre Löslichkeit und Permeabilität zu verbessern und damit ihre Wirksamkeit zu erhöhen. Marinosolv ist eine Formulierungstechnologie für flüssige und halbfeste Darreichungsformen, die auf löslichkeits- und stabilitätsfördernden Verbindungen basiert.
Angesichts der wachsenden Zahl von Molekülen der BCS-Kategorien II und IV (biopharmazeutisches Klassifizierungssystem), die derzeit geprüft werden (und sich entweder durch geringe Löslichkeit und hohe Permeabilität (BCS II) oder geringe Löslichkeit und geringe Permeabilität (BCS IV) auszeichnen), wird erwartet, dass der Bereich der Verbesserung der Bioverfügbarkeit bis 2035 mit einer jährlichen Rate von etwa 11 % wachsen wird (Roots Analysis, 2023). Technologien wie mizellare Solubilisierung, Mikroemulsionen, Technologien zur Reduzierung der Partikelgröße, Co-Kristallisation und Feststoffdispersionsverfahren stehen zur Verbesserung der Bioverfügbarkeit zur Verfügung. Die Solv4U-Technologieplattform von Marinomed bietet das Potenzial, an diesem schnell wachsenden und stark nachgefragten Bereich teilzuhaben.
Seit 2022 weist das Unternehmen die Segmente Virologie, Immunologie und Sonstige aus. Virologie fasst die Aktivitäten aus vermarkteten Produkten und der Forschung und Entwicklung neuer Produkte auf Basis des Wirkstoffs Carragelose zusammen. Nach dem Berichtsstichtag wurde der gesamte Geschäftsbereich Carragelose an Unither Pharmaceuticals verkauft. Das Segment Immunologie umfasst im Wesentlichen Produktentwicklungen auf Basis der Marinosolv-Technologie. Die übrigen Aktivitäten, die nicht der Virologie oder der Immunologie zugeordnet werden können, werden als Sonstige ausgewiesen. In diesem Segment sind auch die Erträge und Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Geschäftsbereich Solv4U enthalten, der externen Kunden den Zugang zur Marinosolv-Technologie ermöglicht.
Der Großteil der entwickelten Carragelose-Produkte ist auf virale Atemwegserkrankungen ausgerichtet. In Verbindung mit erfolgreichen internen und externen Studien konnten Marinomed und seine Kunden den Umsatz in den Pandemiejahren deutlich steigern. Nach dem Ende der Pandemie im Jahr 2023 gingen die Apothekenverkäufe für die gesamte Produktkategorie zurück. Die sinkende Nachfrage fiel mit gut gefüllten Lagern bei den Kunden von Marinomed zusammen. Infolgedessen sanken die Auftragseingänge für Handelswaren in den ersten beiden Quartalen 2024 auf vorpandemisches Niveau. Trotz dieser Herausforderung hat Marinomed am 27. November 2024 den Verkauf seines Carragelose-Geschäfts an Unither Pharmaceuticals, ein führendes Auftragsentwicklungs- und Produktionsunternehmen (CDMO) für Medizinprodukte und pharmazeutische Produkte, bekannt gegeben. Der Vertrag sieht Voraus- und Meilensteinzahlungen in Höhe von insgesamt bis zu EUR 20 Mio. vor, einschließlich einer Vorauszahlung von bis zu EUR 5 Mio. Die Earn-out-Zahlungen hängen von der Erreichung definierter kommerzieller und operativer Ziele in den nächsten zwei Jahren ab. Die Vereinbarung mit Unither umfasst die Übertragung des gesamten Carragelose-Portfolios, einschließlich aller damit verbundenen Vereinbarungen und Geschäftsbeziehungen. Im Rahmen der Vereinbarung haben Marinomed und Unither auch einen Dienstleistungsvertrag abgeschlossen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts sollen sowohl das operative Geschäft mit verstärktem Fokus auf die Marinosolv-Plattform als auch der am 14. November 2024 mit den Gläubigern des Unternehmens vereinbarte Sanierungsplan finanziert werden. Nach Erfüllung aller notwendigen Bedingungen, einschließlich der bereits erfolgten Zustimmung der Marinomed-Aktionäre und der Investitionskontrolle, wird der Abschluss der Transaktion im ersten Quartal 2025 erwartet, verbunden mit einer Zahlung von bis zu EUR 5 Mio.
Im ersten Halbjahr 2024 konnte Marinomed mehrere Initiativen zur Unterstützung der oben genannten Transaktion vorantreiben. Eine bestehende Carragelose-Partnerschaft mit einem führenden Unternehmen im Bereich Consumer Healthcare wurde auf ausgewählte Länder in Europa und darüber hinaus ausgeweitet. In diesem Zusammenhang konnte Marinomed im Berichtszeitraum einen ersten Meilenstein in Höhe von EUR 0,5 Mio. verbuchen. Weiters wurde eine klinische

Studie durchgeführt, die die Wirksamkeit von Carragelose-Augentropfen gegen Symptome des trockenen Auges nachwies. Darüber hinaus wurde im ersten Quartal 2024 das antiallergische Nasenspray Coldamaris Allergie in Österreich eingeführt. Im zweiten Quartal wurde dieses Produkt bereits zur Nummer zwei in Österreich nach Coldamaris plus, was den Bedarf an Produkten zur Behandlung von Heuschnupfen unterstreicht.
Der Bereich Immunologie umfasst eigene Produktkandidaten, die auf der Marinosolv-Technologie basieren. Die Rechte für das Hauptprodukt Budesolv, den antiallergischen Produktkandidaten, wurden 2021 für den chinesischen Markt an Luoxin Pharmaceuticals vergeben. Nach gewissen Verzögerungen, die auch durch die Pandemie verursacht wurden, kündigte Luoxin schließlich den Vertrag während der Insolvenz von Marinomed. Die Kündigung verursacht keine zusätzlichen Kosten
auf beiden Seiten und Marinomed steht es nun frei, anderen Parteien Rechte für den chinesischen Markt zu gewähren.
Die Vermarktung von Budesolv erwies sich als komplexer und zeitaufwendiger als ursprünglich angenommen. Dies ist hauptsächlich auf die unterschiedlichen regulatorischen Klassifizierungen in den verschiedenen Ländern und Regionen zurückzuführen. Darüber hinaus war die Produktstabilität bei Raumtemperatur für potenzielle Partner nicht ausreichend. Stabilitätsstudien von empfindlichen Wirkstoffen wie Budesonid werden in Echtzeit durchgeführt. Dieses Problem wurde erst in einem späten Stadium erkannt. Den Wissenschaftlern von Marinomed gelang es, die Stabilität zu verbessern. Es wurde ein neues Patent angemeldet, das das produktbezogene geistige Eigentum bis 2043 schützt. Jede Produktänderung hat jedoch regulatorische Konsequenzen. Daher wurde die regulatorische Strategie für die Hauptmärkte Europa und USA relativ kurzfristig neu definiert. Die

Insolvenz des Unternehmens im August 2024 hatte negative Auswirkungen auf die Partnering-Prozesse für Budesolv. Daher arbeitet Marinomed daran, das Vertrauen potenzieller Partner in die Stabilität des Unternehmens wiederherzustellen. Unsere Strategie besteht nun darin, so schnell wie möglich alle verbleibenden Daten zu beschaffen, die für die Einreichung eines Antrags auf Marktzulassung in einem ersten Land erforderlich sind. Das erste Land/die erste Region wird vom Ergebnis der laufenden Gespräche mit interessierten Unternehmen abhängen.
Der Produktkandidat Tacrosolv basiert auf einer solubilisierten Version von Tacrolimus, einem hochaktiven Makrolid-Immunsuppressivum. Auch bei diesem Produktkandidaten traten Stabilitätsprobleme auf, die die Partnering-Prozesse behinderten. Eine Kombination aus Formulierungsoptimierung und modifizierter Verpackung dürfte nun die Erwartungen potenzieller Partner erfüllen. Solche Partner beobachten auch die Entwicklung
potenzieller Konkurrenzprodukte wie CyclASol® von Novaliq genau, insbesondere das Ergebnis ihrer Registrierung in Europa. Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen seine Geschäftsentwicklungsaktivitäten deutlich verstärkt.
Die Umsätze im Segment Sonstige sind auf die 2021 gegründete Geschäftseinheit Solv4U zurückzuführen. In diesem Bereich werden typischerweise Machbarkeitsstudien für Kunden durchgeführt. Ziel dieser Studien ist es, nachzuweisen, dass ausgewählte Wirkstoffe mit der Marinosolv-Technologie besser in einer wässrigen Lösung gelöst werden können, wodurch sich ihre Bioverfügbarkeit und Wirksamkeit möglicherweise erhöhen lässt. In Folgeprojekten werden dann die Optimierung der Formulierung und später ein Lizenzvertrag angeboten. Im Geschäftsjahr 2023 wurde der erste langfristige Vertrag abgeschlossen. Im ersten Halbjahr 2024 wurden zwei weitere Folgeprojekte
erfolgreich durchgeführt, wobei die Kooperationen bis heute andauern. Dementsprechend geht Marinomed davon aus, dass die weitere kommerzielle Verwertung dieser Entwicklungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem weiteren Umsatzwachstum führen wird.
Im ersten Halbjahr 2024 setzte sich der seit Ende 2023 anhaltende Negativtrend fort und die Umsätze gingen deutlich auf EUR 2,46 Mio. zurück (H1/2023: EUR 5,23 Mio.). Dies ist vor allem auf die weiterhin hohen Lagerbestände unserer Vertriebspartner und eine rückläufige Nachfrage nach Carragelose-Produkten zurückzuführen. Der Umsatz im zweiten Quartal beinhaltet eine Meilensteinzahlung (EUR 0,5 Mio.) aus der Erweiterung einer bestehenden Partnerschaft mit einem bedeutenden Akteur im Bereich Consumer Healthcare. Die sonstigen Erträge sanken auf EUR 0,05 Mio. (H1/2023: EUR 0,30 Mio.) und beinhalten im Wesentlichen die staatliche Forschungsprämie und Auflösungen von Investitionszuschüssen. Im vorangegangenen Halbjahr umfassten sie hauptsächlich Zuschüsse im Zusammenhang mit der Forschung an einer Carragelose-basierten SARS-CoV-2-Therapie (Emergency Grant KLIPHA-COVID-19).
Aufgrund des Umsatzrückgangs sank der Materialaufwand von EUR 3,28 Mio. im ersten Halbjahr 2023 auf EUR 1,17 Mio. im Berichtszeitraum. Die Bruttomarge betrug solide 35 %. Die Aufwendungen für bezogene Leistungen sanken aufgrund eines rigiden Sparprogramms von EUR 1,17 Mio. im
Vergleichszeitraum auf EUR 0,61 Mio. im ersten Halbjahr 2024. Der Personalaufwand lag im ersten Halbjahr 2024 mit EUR 2,71 Mio. leicht über dem Vorjahreswert von EUR 2,62 Mio. Die sonstigen Aufwendungen sanken um 10 % auf EUR 0,92 Mio. (1. Halbjahr 2023: EUR 1,03 Mio.).
Die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen gingen auf EUR 3,14 Mio. zurück (H1/2023: EUR 3,71 Mio.). Das Betriebsergebnis (EBIT) lag mit EUR -3,23 Mio. unter dem Wert des Vergleichszeitraums von EUR-2,91 Mio. Das Finanzergebnis lag bei EUR -7,61 Mio. (H1/2023: EUR -0,60 Mio.) und wurde durch eine, durch den Bruch der Umsatz- und EBIT-Covenants resultierende, Aufwertung des Darlehens der Europäischen Investitionsbank (EIB-Darlehen) in Höhe von EUR -6,32 Mio. (H1/2023: EUR 0,68 Mio.) negativ beeinflusst. Der Periodenfehlbetrag belief sich folglich auf EUR -10,83 Mio. nach EUR -3,51 Mio. im ersten Halbjahr 2023.
Die Bilanzsumme sank von EUR 14,61 Mio. zum 31. Dezember 2023 auf EUR 11,32 Mio. zum 30. Juni 2024. Die langfristigen Vermögenswerte blieben mit EUR 7,15 Mio. nach EUR 7,48 Mio. zum Jahresende 2023 nahezu unverändert. Die kurzfristigen Vermögenswerte sanken auf EUR 4,18 Mio. (31. Dezember 2023: EUR 7,14 Mio.).
Das Eigenkapital belief sich zum Stichtag auf EUR -20,55 Mio. gegenüber EUR -10,14 Mio. Ende Dezember 2023.
Die langfristigen Verbindlichkeiten sanken auf EUR 5,11 Mio. (31. Dezember 2023: EUR 15,09 Mio.). Die
kurzfristigen Verbindlichkeiten stiegen von EUR 9,65 Mio. auf EUR 26,76 Mio. zum 30. Juni 2024. Dies ist in erster Linie auf das vertragliche Recht der EIB zurückzuführen, das Darlehen im Zusammenhang mit einer vorzeitigen Rückzahlung der ausstehenden Beträge zu kündigen, sowie auf eine Aufwertung in Höhe von EUR 6,32 Mio. im Zusammenhang mit dem Bruch der vereinbarten Umsatz- und EBIT-Covenants mit der EIB.
Die Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente sanken von EUR 2,59 Mio. Ende 2023 auf EUR 0,91 Mio. zum 30. Juni 2024.
Der Vorstand hat die Fortbestandsprognose regelmäßig aktualisiert. Am 14. Juni 2024 wurde mit einem bestehenden Partner, einem führenden Marktteilnehmer im Bereich Consumer Health Care, eine Vereinbarung über die Erweiterung eines Vertrags über den Vertrieb der Carragelose-Produkte von Marinomed unterzeichnet. Gemäß den Bedingungen der Vereinbarung erhielt Marinomed eine erste Zahlung, die in der Bilanz des ersten Halbjahres 2024 als Forderung ausgewiesen ist. Je nach Erreichung bestimmter regulatorischer und kommerzieller Ziele hat Marinomed Anspruch auf Meilensteinzahlungen, die jedoch nicht mehr vor der Insolvenz erfolgt sind. Der Fortschritt bei der Veräußerung des Carragelose-Geschäfts des Unternehmens sowie die Liquiditätssituation wurden kontinuierlich überwacht.
Interne Worst-Case-Szenario-Berechnungen ergaben eine potenzielle Liquiditätslücke gegen Ende 2024 im Falle einer Verzögerung der geplanten Transaktion. Daher hat das Management a) die Carragelose-Transaktion vorangetrieben und b) mit mehreren potenziellen Investoren Kontakt aufgenommen, um die immer deutlicher werdende potentielle Liquiditätslücke zu schließen. Daher war das Management laufend in Verhandlungen mit potenziellen Investoren und der Europäischen Investitionsbank (EIB), da die Verträge mit der EIB bestimmte Zustimmungsrechte enthielten. Am 13. August 2024 wurde die Fortbestandsprognose negativ, da die oben beschriebenen Bemühungen erfolglos blieben, insbesondere aufgrund der Absage des vielversprechendsten Investors, mit dem das Unternehmen in fortgeschrittenen Gesprächen stand, die Liquiditätslücke zu schließen. Am 13. August 2024 kündigte Marinomed die Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens an, da das Unternehmen nicht in der Lage war, kurzfristig benötigte Mittel zur Sicherung der Liquidität des Unternehmens aufzubringen. Am 14. August 2024 eröffnete das Landesgericht Korneuburg auf Antrag der Marinomed Biotech AG ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Einzelheiten zum Sanierungsverfahren sind im Abschnitt "1.1 Unternehmensfortführung und Erläuterungen zum Sanierungsverfahren" im Anhang zum verkürzten konsolidierten Zwischenabschluss ausführlich beschrieben.
Trotz der Insolvenz bleibt unser oberstes Ziel, die Profitabilität zu erreichen. Der Vertrag über die Veräußerung des Carragelose-Geschäfts ermöglicht es uns, uns mit einer schlanken Struktur auf unsere Kernkompetenz Forschung und Entwicklung zu konzentrieren. Darüber hinaus werden die Erlöse aus diesem Verkauf zur Erfüllung des Sanierungsplans verwendet. Mit Marinosolv verfügen wir über eine leistungsstarke Technologie, die viele Herausforderungen bei der Formulierungsentwicklung unlöslicher Verbindungen bewältigen könnte. Aufgrund unserer Erfahrungen aus der Entwicklung unserer eigenen Produktkandidaten und den Solv4U-Kundenprojekten sind wir überzeugt, einen echten Mehrwert für Patienten zu schaffen. Mit vollem Fokus auf das Segment Immunologie zielt die Geschäftsentwicklung auf den Abschluss neuer Lizenzvereinbarungen ab. Im Segment "Sonstige" zeichnen sich neue Projekte für die Einheit Solv4U ab, die die Marinosolv-Technologie anderen Pharmaunternehmen zur Verfügung stellt. Unter der Marke Solv4U bieten wir nun auch zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen für Kunden an, die nicht mit der Solubilisierung von Wirkstoffen zusammenhängen. Obwohl die Insolvenz uns etwas zurückgeworfen hat, ist es uns gelungen, das Kernpersonal zu halten, einschließlich des Business-Development-Teams, das aus Fachleuten mit umfangreicher pharmazeutischer Erfahrung besteht.
Marinomed hat für die kommenden Jahre die folgenden vier wesentlichen Projekte definiert:
(a) Abschluss des Verkaufs des Carragelose-Geschäfts und Übertragung an Unither Pharmaceuticals: Der Abschluss der Transaktion wird für
das 1. Quartal 2025 erwartet. Die Vorauszahlung von bis zu EUR 5 Mio. wird Mittel für die Rückzahlung der ersten Tranchen der Quote gemäß dem Sanierungsplan bereitstellen. Marinomed wird Unither bei einem reibungslosen Transfer des Carragelose-Geschäfts unterstützen. Unither wird Marinomed für seine Dienstleistungen im Rahmen einer Dienstleistungsvereinbarung entschädigen. Marinomed ist optimistisch, dass das Earn-out-Ziel, das Maximum von zusätzlichen EUR 15 Mio. zu generieren, innerhalb der nächsten zwei Jahre erreicht werden kann.
Marinomed arbeitet daran, das Vertrauen in die Stabilität des Unternehmens wiederherzustellen. Unsere Strategie besteht darin, alle verbleibenden Daten zu beschaffen, die für die Einreichung des Antrags auf Marktzulassung von Budesolv erforderlich sind, und so bald wie möglich einen Antrag im ersten Land zu stellen. Das erste Land/die erste Region wird vom Ergebnis der laufenden Geschäftsentwicklungsverhandlungen mit interessierten Unternehmen abhängen.
(c) Abschluss einer ersten Partnerschaft für Tacrosolv: In den letzten Jahren hat Marinomed wertvolles Feedback vom Markt zum Partnering-Prozess von Tacrosolv erhalten. Gleichzeitig hat Marinomed die Formulierung angepasst, ein Primärpackmittel definiert und intern Fachwissen und Kapazitäten für die Geschäftsentwicklung aufgebaut, sodass der Partnering-Prozess an Fahrt aufnehmen kann.
(d) Ausbau des Solv4U-Technologiepartnerschafts- und Dienstleistungsgeschäfts: Nach mehreren erfolgreichen Machbarkeitsstudien und kleineren Projekten wurden in den letzten Jahren langfristige Partnerschaften mit Aché für Brasilien, SPH Sine für China und Unither Pharmaceuticals für Frankreich geschlossen. Weitere Deals über Machbarkeitsstudien hinaus sind bereits in Sicht, die den Umsatzbeitrag von Solv4U erheblich steigern könnten. Wir streben ein deutliches Wachstum des Solv4U-Geschäfts an, um durch zukünftige Lizenzgebühren, die aus entwickelten Produkten generiert werden, ein Aufwärtspotenzial zu schaffen. Darüber hinaus bietet Marinomed nun auch pharmazeutische Dienstleistungen für externe Kunden an, wodurch weiteres Umsatzpotenzial entsteht.
Nach der Insolvenz und aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums dieser Initiativen werden im Geschäftsjahr 2024 voraussichtlich alle Ausgaben, einschließlich der Ausgaben für Forschung und Entwicklung, niedriger ausfallen. Insgesamt streben wir ab 2025 durch die oben genannten Initiativen die Erreichung der Profitabilität an.
Marinomed ist ein Forschungs- und Entwicklungsunternehmen, dessen Geschäftsmodell auf bestehenden und künftigen kommerziellen Partnerschaften beruht, die auf globale Märkte abzielen. Als solches ist Marinomed einer Reihe von Risiken ausgesetzt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um operative, finanzielle und regulatorische Risiken.
Marinomed hat innerhalb des Unternehmens Systeme und Prozesse etabliert, um diese Risiken frühzeitig zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Die nachfolgend beschriebenen Risiken werden kontinuierlich überwacht.
Als internationales Unternehmen ist Marinomed in die Weltwirtschaft integriert, die sich noch immer von der SARS-CoV-2-Pandemie erholt. Darüber hinaus werden in der Ukraine und im Nahen Osten bewaffnete Konflikte ausgetragen. Diese Entwicklungen könnten sich zusätzlich auf die Weltwirtschaft auswirken, da sie die Inflation und die Zinssätze angeheizt haben. Solche globalen Ereignisse führen in der Regel zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Wir müssen auch die erwarteten Auswirkungen eines sich verändernden geopolitischen Umfelds und einer regulatorischen Landschaft, die von der neuen Trump-Regierung bestimmt wird, berücksichtigen. Der Life-Science-Sektor wird von anhaltender Innovation und einer Reihe positiver Impulse profitieren, muss jedoch Risiken im Zusammenhang mit makroökonomischer Volatilität, potenziellen Unterbrechungen der Lieferkette und sich ändernden politischen Prioritäten bewältigen.
Trotz des Verkaufs seines Carragelose-Geschäfts ist Marinomed zumindest teilweise diesen Risiken ausgesetzt, da sie die Fähigkeit des Unternehmens beeinflussen können, den vollen vertraglichen Earn-out aus dem Verkauf des Geschäfts zu erzielen. Marinomed ist dem Risiko ausgesetzt, dass Unither Pharmaceuticals, der Käufer des Carragelose-Geschäfts, möglicherweise nicht den vollen Kaufpreis von bis zu EUR 20 Mio. zahlt, wenn vereinbarte operative oder kommerzielle Meilensteine nicht erreicht werden. Die Marinosolv-Technologieplattform ist einem erhöhten Risiko in Bezug auf den Zeitpunkt und den Wert während der Vermarktung ausgesetzt. Ein weiterer Rückgang des globalen Wirtschaftswachstums könnte zusätzlich zu der anhaltend hohen Inflation zu einem anhaltenden Rückgang der Kundennachfrage führen.
Die jüngste Restrukturierung von Marinomed hat das Risiko aufgezeigt, dass notwendige Finanzierungen nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht erreicht werden könnten, wenn sie benötigt werden. Als Forschungs- und Entwicklungsunternehmen weist Marinomed seit seiner Gründung mit einer Ausnahme einen Bilanzverlust aus. Solche Verluste sind für ein Unternehmen im Biotech-Sektor nicht ungewöhnlich, hängen aber eng mit dem Geschäftsmodell zusammen, das oft eine mehrjährige Forschungs- und Entwicklungsphase vorsieht, bevor relevante Umsätze generiert werden. Aus diesem Grund stehen Marinomed keine traditionellen Kreditinstrumente zur Verfügung. Verzögerungen auf der Entwicklungs- und Vermarktungsseite
könnten zu einem weiteren Finanzierungsbedarf führen. Eine solche Finanzierung ist über die Kapitalmärkte möglicherweise überhaupt nicht oder nur zu ungünstigen Konditionen möglich, je nach Aktienkurs der Gesellschaft. Das Unternehmen ist daher dem Risiko ausgesetzt, dass es seinen Kapitalbedarf in Zukunft nicht oder nur zu ungünstigen Konditionen decken kann. Als Maßnahme gegen die Inflation wurden weltweit die Zinssätze erhöht. Dies birgt das Risiko, dass die Finanzierungskosten für bestehende und zukünftige Finanzierungen steigen. Dies kann zu erheblichen Verzögerungen und Einschränkungen bei den Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten des Unternehmens führen. In diesem Fall kann es sein, dass der Wert dieser Aktivitäten nicht oder nicht rechtzeitig aktiviert wird.
Marinomed wird stets versuchen, seine finanzielle Flexibilität zu erhalten, z. B. durch die Aufnahme von zusätzlichem Kapital zu günstigeren Marktbedingungen oder aufgrund strategischer Überlegungen. Es besteht jedoch das Risiko, dass die Bedingungen der neuen Finanzierungsvereinbarungen des Unternehmens seine finanzielle und operative Flexibilität beeinträchtigen, insbesondere seine Fähigkeit, neue Schulden aufzunehmen, Sicherheiten zu stellen und wesentliche Vermögenswerte zu veräußern. Dies könnte das Unternehmen daran hindern, in Zukunft Investitionen zu tätigen, insbesondere in Forschung und Entwicklung. Jeder dieser Faktoren kann sich erheblich nachteilig auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens auswirken.
Ein Liquiditätsrisiko kann sich aus der potenziellen Unfähigkeit ergeben, die zur Rückzahlung bestehender Verpflichtungen erforderlichen Mittel aufzubringen (einschließlich derjenigen, die sich aus dem mit den Gläubigern des Unternehmens im Rahmen des
Sanierungsverfahrens vereinbarten Sanierungsplan ergeben). Bis heute hat das Unternehmen seine Betriebsverluste hauptsächlich durch die Beteiligung von Investoren am Eigenkapital und über Gesellschafterdarlehen, Einnahmen aus Lizenz- und Vertriebsvereinbarungen, den Verkauf von Waren, atypische stille Beteiligungen, die Ausgabe von Wandelanleihen und neuen Aktien beim Börsengang sowie durch Zuschüsse, subventionierte Darlehen und andere staatliche Subventionen finanziert.
Der Vorstand geht davon aus, dass die vorhandenen liquiden Mittel und die Erlöse aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts ausreichen werden, um die Betriebsausgaben und die Abfindungszahlungen an die Gläubiger gemäß dem Sanierungsplan zu decken, der Rückzahlungen in mehreren Tranchen bis November 2026 vorsieht. Diese Schätzung basiert auf der Annahme, dass aus dem Vertrag über den Verkauf des Carragelose-Geschäfts ein Mindestbetrag an Erlösen, insbesondere im Zusammenhang mit Earn-out-Komponenten des Kaufpreises, erzielt werden kann. Das Unternehmen arbeitet derzeit auf der Grundlage einer positiven Fortbestandsprognose, die auf dem kürzlich von seinen Gläubigern und dem Gericht genehmigten Sanierungsplan basiert.
Die oben dargelegten Planungsannahmen basieren auf Schätzungen, die sich als falsch erweisen könnten. Abweichungen von den Planungsannahmen könnten möglicherweise dazu führen, dass das Unternehmen nicht mehr fortgeführt werden kann und daher nicht in der Lage ist, seine Vermögenswerte zu realisieren und seine Verbindlichkeiten im Rahmen des normalen Geschäftsbetriebs zu begleichen. In diesem Fall könnte der Sanierungsplan hinfällig werden und Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigern würden in Abhängigkeit vom Status der bereits ausgezahlten Quotenzahlungen
fällig. In diesem Fall könnte das Unternehmen in Konkurs gehen.
Marinomed ist aufgrund der Entwicklung der internationalen Zinssätze einem Zinsrisiko im üblichen Umfang ausgesetzt. Aufgrund der im Zuge des Sanierungsverfahrens mit den Gläubigern der Gesellschaft getroffenen Vereinbarungen bestehen keine Zinsrisiken mehr aus umsatzabhängigen Lizenzgebühren, die im Zusammenhang mit dem Darlehen der Europäischen Investitionsbank (EIB) zu zahlen sind. Der Zinssatz für das ERP-Immobiliendarlehen (European Recovery Program) wurde jedoch nach der Insolvenz in Abhängigkeit vom 1-Jahres-EURIBOR erhöht. Risiken aus der NÖBEG-Finanzierung sind aufgrund der Insolvenz entfallen. Marinomed hält keine derivativen Finanzinstrumente.
Als internationales Unternehmen, das mit Vertriebspartnern in anderen Währungen als dem Euro zusammenarbeitet, ist Marinomed dem Risiko schwankender Wechselkurse ausgesetzt. So besteht beispielsweise das Risiko einer Abwertung von Fremdwährungen, in denen das Unternehmen Zahlungen erhält, und das Risiko einer Aufwertung von Fremdwährungen, in denen das Unternehmen Zahlungen leisten soll. Derzeit werden keine Einnahmen aus Lizenzvereinbarungen in Fremdwährungen erzielt, sodass diese Risiken begrenzt sind.
Für Marinomed besteht das Risiko, dass das langfristige Potenzial nicht genutzt oder falsch eingeschätzt wird. Für beide Technologieplattformen – Carragelose und Marinosolv – könnten sich die eingegangenen oder noch einzugehenden Partnerschaften als nicht vorteilhaft oder durchführbar
erweisen. Die aktuelle Bewertung des Potenzials unserer Produkte auf den globalen Märkten und die Berechnung des Earn-outs aus dem Verkauf unseres Carragelose-Geschäfts an Unither könnten sich als zu optimistisch erweisen. Es besteht das Risiko, dass die Umsatzziele nicht erreicht werden. Es besteht auch das Risiko, dass Wettbewerber bessere oder billigere Produkte entwickeln, wodurch das Marinomed-Portfolio weniger profitabel wird.
In nahezu allen regionalen Märkten versuchen die Behörden, die Kosten im Gesundheitswesen durch mehr Wettbewerb zwischen den Anbietern und eine dauerhafte Senkung der Erstattungsgrenzen für Arzneimittel zu begrenzen. Der stark wachsende Markt für rezeptfreie Medikamente (over-the-counter, OTC) ist diesen Einflüssen weniger stark ausgesetzt. Allerdings gibt es eine starke Konkurrenz durch größere Anbieter, die über deutlich mehr finanzielle und unternehmerische Ressourcen verfügen als Marinomed oder ihre Vertriebspartner in den jeweiligen Ländern.
Nach dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts an Unither Pharmaceuticals ist Marinomed weiterhin auf Partner für die Kommerzialisierung seiner Produkte angewiesen. Sowohl bestehende als auch neue Partner sind möglicherweise nicht in der Lage, wirtschaftliche, regulatorische oder technische Schwierigkeiten zu lösen, die nicht von Marinomed verschuldet sind, was zu einem Schaden für Marinomed führen kann. Partner können ihre eigenen Verkaufsziele verfehlen, aber das Risiko kann auch Lieferverzögerungen, Zahlungsschwierigkeiten oder andere branchentypische Risiken umfassen. Darüber hinaus ist Marinomed möglicherweise nicht in der Lage, neue Partnerschaften innerhalb eines angemessenen Zeitraums abzuschließen, was dazu führt,
dass Meilensteinzahlungen nicht vereinnahmt werden können.
Das Carragelose-Produktportfolio und die Marinosolv-Technologie sind weltweit durch mehrere Patente geschützt. Marinomed erwartet, dass in allen laufenden Nationalisierungsverfahren Patente erteilt werden. Für alle wichtigen Absatzmärkte wurden bereits nationale Patente erteilt. Darüber hinaus geht das Unternehmen davon aus, dass weitere Innovationen durch Patente geschützt werden können. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass Patente und Patentanmeldungen angefochten werden oder dass aktuelle Alleinstellungsmerkmale durch neue Technologien oder Produkte verloren gehen. Wettbewerber könnten auch die Patente von Marinomed missachten und es erforderlich machen, dass sich das Unternehmen dagegen verteidigt, indem es Rechtsberatung einholt und die damit verbundenen Kosten trägt.
Der Erfolg von Marinomed hängt weitgehend davon ab, dass die erwarteten Ergebnisse durch seine Forschungs- und Entwicklungsinitiativen erzielt werden. Interne und externe Forscher halten sich an alle gesetzlichen Vorschriften und beachten ethische Grundsätze. Ein verantwortungsvoller Forschungsansatz umfasst die folgenden Maßnahmen: Erkennen und Minimieren von Forschungsrisiken, sorgfältiger Umgang mit Publikationen, Dokumentation von Risiken sowie Bildungs- und Schulungsmaßnahmen. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass in klinischen Studien schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten oder dass die Ergebnisse der Forschung und klinischen Studien nicht die erwarteten primären oder sekundären Endpunkte erreichen oder nicht
signifikant besser sind als bestehende oder neue Konkurrenzprodukte.
Zudem könnten die klinischen Studien von den Zulassungsbehörden als unzureichend angesehen werden und auf dieser Grundlage keine Marktzulassung erteilt werden. Dies könnte den Wert der Forschungsprojekte von Marinomed erheblich mindern. Im Extremfall könnten einzelne Projekte wertlos werden und geplante Umsätze ausbleiben.
In der Forschung und Entwicklung ist Marinomed auch dem Risiko ausgesetzt, dass Produktinnovationen die Erwartungen nicht oder nur teilweise erfüllen. So könnten die Produkte trotz einer therapeutisch vorteilhaften Entwicklung nicht oder nur zu hohen Kosten herstellbar sein. Darüber hinaus können Produkteigenschaften, die nicht den Markterwartungen entsprechen oder die beispielsweise eine Kühlkette bei der Distribution erfordern, zu zusätzlichen Aufwendungen führen.
Marinomed ist potenziellen Risiken im Zusammenhang mit materiellen und nicht-materiellen Änderungen der Herstellungsverfahren seiner Produktkandidaten ausgesetzt. Beim Übergang dieser Kandidaten von präklinischen und klinischen Studien zur Vermarktung können Änderungen der Herstellungstechniken zu höheren Kosten, Verzögerungen und der Notwendigkeit zusätzlicher Studien führen. Solche Änderungen können zu Schwankungen in der Produktleistung führen, sich auf klinische Studien auswirken und möglicherweise die behördliche Zulassung verzögern. Diese Herausforderungen könnten letztlich Marinomeds Fähigkeit beeinträchtigen, seine Produkte erfolgreich auf den Markt zu bringen, und sich auf seine finanzielle Stabilität und die operativen Zeitpläne auswirken.
Marinomed erforscht und entwickelt Medizinprodukte und pharmazeutische Produkte. Bisher mussten Medizinprodukte, die auf der Grundlage der EU-Medizinprodukte-Richtlinie (MDD) zugelassen wurden, der seit 2021 geltenden EU-Medizinprodukteverordung (MDR) entsprechen, um nach dem 26. Mai 2024 vermarktet werden zu dürfen. Die EU verlängerte die Übergangsfristen für die Marktzulassung von Medizinprodukten mit gültiger CE-Zertifizierung je nach Risikoklasse bis spätestens zum 31. Dezember 2028. Die Anwendbarkeit verlängerter Übergangsfristen zur Anpassung an die neue Rechtslage (MDR) setzt einen Antrag des Herstellers auf Konformitätsbewertung des Medizinprodukts nach MDR bis spätestens zum 26. Mai 2024 voraus. Damit entfällt die ursprüngliche Abverkaufsfrist für nicht konforme Medizinprodukte mit 26. Mai 2025, sodass solche Produkte bis zum Ende der verlängerten Übergangsfristen (d. h. längstens bis 31. Dezember 2028) in Verkehr gebracht und bis zum Ablauf ihrer jeweiligen Haltbarkeitsdauer bereitgestellt werden dürfen. Auch wenn Marinomed bereits über einen Dienstleister die Umstellung auf die MDR für seine Produkte beantragt hat, besteht das Risiko, dass die in der EU als Medizinprodukte vermarkteten Carragelose-Produkte nicht den neuen, höheren Standards entsprechen, dass die benannte Stelle (TÜV oder ähnliches) die Dokumentation bemängelt oder dass die EU die entsprechenden Vorschriften erneut ändert. Im Jahr 2024 wurden bereits erste MDR-Zertifikate für einen Teil des Carragelose-Produktportfolios ausgestellt. Das Eintreten der oben genannten Risiken kann dazu führen, dass der Earn-out aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts geringer ausfällt als erwartet.
Die Zulassung von pharmazeutischen Produkten ist typischerweise mit hohen Risiken verbunden. Je nach Entscheidung für eine bestimmte Zulassungsart (zentrales oder dezentrales Verfahren) muss die Marktzulassung von Behörden in mehreren Ländern genehmigt werden. In verschiedenen Regionen (hauptsächlich USA, Europa und Asien) folgen die Behörden unterschiedlichen Standards. Je nach Rückfragen und Auflagen der Behörden kann dieser Prozess mehrere Jahre dauern oder sogar dazu führen, dass es sinnvoll erscheint, die Zulassung ganz zurückzuziehen.
Als Teil einer stark regulierten Branche unterliegt Marinomed dem Risiko, dass die Regulierungsbehörden zusätzliche oder strengere gesetzliche Anforderungen an die Marktzulassung der vom Unternehmen entwickelten Produkte stellen, z. B. aufgrund einer geänderten Auslegung der geltenden Rechtsnormen durch die zuständigen Gerichte. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf den Verkauf dieser Produkte und auf die Umsatzentwicklung von Marinomed haben.
Aufgrund der geringen Mitarbeiterzahl des Unternehmens besteht das Risiko, dass bei Abwesenheit von Schlüsselarbeitskräften wichtiges Fachwissen verloren geht und dass die Besetzung offener Stellen zu Verzögerungen bei der Erreichung von Zielen führt. Das vor kurzem abgeschlossene Sanierungsverfahren des Unternehmens hat das Risiko des Verlusts von Schlüsselpersonal erhöht und gleichzeitig die Chance auf die Einstellung neuer Talente verringert. Marinomed arbeitet daran, das Vertrauen der Stakeholder in das Unternehmen wiederherzustellen, um Talente und Fachwissen anzuziehen.
| 24 | Gesamtergebnisrechnung |
|---|---|
| 25 | Bilanz |
| 27 | Kapitalflussrechnung |
| 29 | Eigenkapitalveränderungsrechnung |
| 30 | Anhang zum Konzernabschluss |
| alle Beträge in TEUR | Anhang | 1-6/2024 | 1-6/2023 | 4-6/2024 | 4-6/2023 |
|---|---|---|---|---|---|
| Gewinn oder Verlust | |||||
| Umsatzerlöse | 2.463,9 | 5.228,5 | 1.726,4 | 1.909,5 | |
| Sonstige betriebliche Erträge | 50,0 | 302,0 | 27,9 | 199,9 | |
| Materialaufwand | –1.171,2 | –3.277,2 | –725,3 | –1.122,7 | |
| Aufwendungen für bezogene Leistungen | –608,9 | –1.173,7 | –312,4 | –449,7 | |
| Personalaufwand | –2.712,7 | –2.616,7 | –1.374,9 | –1.340,6 | |
| Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen |
–327,2 | –343,3 | –162,7 | –176,0 | |
| Sonstige Aufwendungen | 3 | –919,2 | –1.026,1 | –526,7 | –535,8 |
| Betriebsergebnis (EBIT) | –3.225,3 | –2.906,4 | –1.347,5 | –1.515,4 | |
| Finanzerträge | 5 | 57,1 | 683,3 | –355,5 | 683,3 |
| Finanzaufwendungen | 5 | –7.664,0 | –1.286,6 | –7.000,0 | –618,8 |
| Finanzergebnis | –7.606,9 | –603,3 | –7.355,4 | 64,5 | |
| Ergebnis vor Steuern | –10.832,2 | –3.509,7 | –8.703,0 | –1.451,0 | |
| Steuern vom Einkommen und Ertrag | –2,0 | –2,0 | –1,0 | –1,0 | |
| Periodenfehlbetrag | –10.834,2 | –3.511,7 | –8.704,0 | –1.452,0 | |
| Davon den Aktionären des Unternehmens zuzurechnen |
–10.834,2 | –3.511,7 | –8.704,0 | –1.452,0 | |
| Sonstiges Ergebnis der Periode | - | - | - | - | |
| Gesamtergebnis der Periode | –10.834,2 | –3.511,7 | –8.704,0 | –1.452,0 | |
| Davon den Aktionären des Unternehmens zuzurechnen |
–10.834,2 | –3.511,7 | –8.704,0 | –1.452,0 | |
| Unverwässertes Ergebnis je Aktie (EUR je Aktie) |
–7,1 | –2,3 | |||
| Verwässertes Ergebnis je Aktie (EUR je Aktie) |
–7,1 | –2,3 |
| alle Beträge in TEUR | Anhang | 30.06.2024 | 31.12.2023 |
|---|---|---|---|
| VERMÖGENSWERTE | |||
| Langfristige Vermögenswerte | |||
| Immaterielle Vermögenswerte | 1.389,3 | 1.524,5 | |
| Sachanlagen | 5.752,9 | 5.944,9 | |
| Kautionen und sonstige langfristige Forderungen | 4,5 | 6,7 | |
| 7.146,6 | 7.476,2 | ||
| Kurzfristige Vermögenswerte | |||
| Vorräte | 812,9 | 1.012,4 | |
| Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und sonstige Forderungen |
2.452,0 | 3.531,8 | |
| Steuerforderungen | - | 2,4 | |
| Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente | 911,5 | 2.588,8 | |
| 4.176,3 | 7.135,4 | ||
| Summe Aktiva | 11.323,0 | 14.611,7 |
| alle Beträge in TEUR | Anhang | 30.06.2024 | 31.12.2023 |
|---|---|---|---|
| PASSIVA | |||
| Eigenkapital | |||
| Grundkapital | 7 | 1.540,5 | 1.523,8 |
| Kapitalrücklage | 7 | 45.298,8 | 44.889,9 |
| Kumulierte Ergebnisse | –67.384,3 | –56.550,1 | |
| –20.545,0 | –10.136,4 | ||
| Langfristige Verbindlichkeiten | |||
| Langfristige Finanzverbindlichkeiten | 8 | 4.860,7 | 14.840,2 |
| Sonstige langfristige Verbindlichkeiten | 246,8 | 254,7 | |
| 5.107,5 | 15.094,9 | ||
| Kurzfristige Verbindlichkeiten | |||
| Kurzfristige Finanzverbindlichkeiten | 8 | 24.230,8 | 6.957,1 |
| Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen | 579,0 | 1.531,3 | |
| Kurzfristige Vertragsverbindlichkeiten und sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten |
1.950,7 | 1.164,8 | |
| 26.760,5 | 9.653,2 | ||
| Summe Passiva | 11.323,0 | 14.611,7 |
| alle Beträge in TEUR | 1-6/2024 | 1-6/2023 |
|---|---|---|
| CASHFLOW AUS DER BETRIEBLICHEN TÄTIGKEIT | ||
| Periodenfehlbetrag | –10.834,2 | –3.511,7 |
| Bereinigt um: | ||
| Erfasste Ertragsteuern | 2,0 | 2,0 |
| Erfasster Finanzertrag | –57,1 | –683,3 |
| Erfasste Finanzaufwendungen | 7.664,0 | 1.286,6 |
| Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen |
327,2 | 343,3 |
| Verlust aus Anlagenabgängen | 1,1 | 4,5 |
| Sonstige nicht zahlungswirksame Erträge/Aufwendungen | –22,5 | –25,6 |
| Veränderungen der Kautionen und sonstigen langfristigen Forderungen |
2,2 | 2,9 |
| Veränderungen der Vorräte | 199,5 | 116,8 |
| Veränderungen der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und sonstigen Forderungen |
1.079,8 | 1.348,7 |
| Sonstige Veränderungen der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, Vertragsverbindlichkeiten und sonstigen Verbindlichkeiten |
–174,7 | –498,7 |
| Gezahlte Zinsen | –98,8 | –660,9 |
| Erhaltene Zinsen | 21,4 | - |
| Cashflow aus der Betriebstätigkeit | –1.890,0 | –2.275,4 |
| Auszahlungen für Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen |
- | –123,6 |
|---|---|---|
| Erlöse aus dem Verkauf von Sachanlagen | 0,0 | - |
| Cashflow aus der Investitionstätigkeit | 0,0 | –123,6 |
| Einzahlungen aus Convertible Notes | 260,0 | 300,0 |
| Rückzahlung von langfristigen Finanzverbindlichkeiten | - | –666,7 |
| Auszahlungen aus Leasingverpflichtungen | 2,1 | –5,2 |
| Transaktionskosten der EIB Darlehen | –49,5 | - |
| Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit | 212,6 | –371,9 |
| Gesamtveränderung der Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente |
–1.677,3 | –2.771,0 |
| Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente am Beginn der Periode | 2.588,8 | 8.175,4 |
| Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente zum Ende der Periode | 911,5 | 5.404,4 |
| Davon Effekt von Wechselkursänderungen auf den Bestand der in Fremdwährung gehaltenen Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente |
0,1 | 2,3 |
| alle Beträge in TEUR | Nominalkapital/ Grundkapital |
Kapitalrücklage | Kumulierte Ergebnisse |
Summe |
|---|---|---|---|---|
| 31. Dezember 2022 | 1.506,2 | 44.092,1 | –49.755,3 | –4.157,1 |
| Periodenergebnis | - | - | –3.511,7 | –3.511,7 |
| Gesamtergebnis der Periode | - | - | –3.511,7 | –3.511,7 |
| ESOP 2019 | - | 1,2 | - | 1,2 |
| Wandelanleihen | 13,0 | 635,7 | - | 648,7 |
| 30. Juni 2023 | 1.519,2 | 44.728,9 | –53.267,0 | –7.019,0 |
| 31. Dezember 2023 | 1.523,8 | 44.889,9 | –56.550,1 | –10.136,4 |
| Periodenergebnis | - | - | –10.834,2 | –10.834,2 |
| Gesamtergebnis der Periode | - | - | –10.834,2 | –10.834,2 |
| ESOP 2019 | - | - | - | - |
| Wandelanleihen | 16,7 | 408,9 | - | 425,6 |
| 30. Juni 2024 | 1.540,5 | 45.298,8 | –67.384,3 | –20.545,0 |
Weitere Details zum Eigenkapital finden sich in Punkt 7.
Die Marinomed Biotech AG ("Marinomed" oder das "Unternehmen") ist ein österreichisches, wissenschaftsbasiertes Biotechnologie-Unternehmen mit global vermarkteten Therapeutika. Das Unternehmen wurde im März 2006 als Spin-Off der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegründet. Die Zentrale des Unternehmens befindet sich in der Hovengasse 25, 2100 Korneuburg, Österreich.
Der Vorstand hat den verkürzten konsolidierten Zwischenabschluss am 27. Februar 2025 zur Veröffentlichung genehmigt.
Der vorliegende verkürzte konsolidierte Zwischenabschluss wurde einer prüferischen Durchsicht unterzogen.
Seit seiner Gründung hat das Unternehmen erhebliche Verluste aus seiner Geschäftstätigkeit erlitten. Das Geschäftsmodell des Unternehmens sieht eine mehrjährige Forschungs- und Entwicklungsphase vor, bevor relevante Einnahmen erzielt werden. Das Forschungs- und Entwicklungsrisiko sowie das Finanzierungs- und Liquiditätsrisiko werden in erster Linie durch Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung, die Nutzung von Förderprogrammen der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), die Forschungsprämie der österreichischen Regierung sowie externe Forschungsverträge abgedeckt.
Marinomed beantragte am 14. August 2024 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Der Grund für den Antrag war, dass die zur Sicherung der Liquidität des Unternehmens erforderlichen Mittel kurzfristig nicht aufgebracht werden konnten, und damit eine Insolvenz drohte. Außerdem konnten die Umsatzerwartungen für das Geschäftsjahr 2024 nicht wie erwartet realisiert werden. Am 14. November 2024 nahm die Gläubigerversammlung den Sanierungsplan einstimmig an und am 14. Jänner 2025 erklärte das Gericht das Verfahren für beendet. Die gerichtliche Erklärung wurde am 16. Jänner 2025 veröffentlicht.
Das Unternehmen erhielt von der Europäischen Investitionsbank (EIB) ein Darlehen in Höhe von EUR 15 Mio., das durch eine Garantie des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) gedeckt war. Die Rückzahlung war ursprünglich für die Jahre 2023-2027 geplant. Ende März 2024 einigte sich Marinomed mit der EIB auf eine Stundung der Rückzahlung auf die Jahre 2025 bis 2028. Teil der Stundung war eine Vereinbarung, die der EIB eine Verpfändung der Forderungen des Unternehmens gewährte. Aufgrund der vorzeitigen Beendigung des Darlehens im Rahmen des Sanierungsverfahrens erhöhte sich die Forderung der EIB auf EUR 24,1 Mio. Die EIB unterstützte das Verfahren, indem sie die verpfändeten Forderungen in Höhe von EUR 0,4 Mio. in eine Wandelschuldverschreibung gegen Einlage eines Absonderungsrechts umwandelte. Die Wandelschuldverschreibung wurde im Jänner 2025 ausgegeben und verbrieft ein Wandlungsrecht in zunächst bis zu 84.768 Aktien der Gesellschaft zu einem Wandlungspreis von EUR 5 je Aktie. Im Falle einer Wandlung der Wandelschuldverschreibung ist beabsichtigt, die verfügbaren Aktien aus dem bedingten Kapital der Gesellschaft oder anderen verfügbaren Finanzierungsquellen gemäß geltendem Recht auszugeben. Der verbleibende Anspruch, reduziert um den Prozentsatz der Quote, ist nun Teil des Sanierungsplans und stellt den größten Anspruch aller Gläubiger dar. Die EIB stimmte außerdem einer Rückstehenserklärung über die Barquotenzahlungen bis April 2025 zu, wodurch die Erlöse aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts zur Deckung dieser Auszahlungen verwendet werden können. Weitere Einzelheiten zu den Buchwertanpassungen der EIB-Darlehen sind in Abschnitt 5 und 8 beschrieben.
Darüber hinaus sicherte sich Marinomed eine Finanzierung für den Bau des neuen Firmensitzes in Korneuburg in Höhe von insgesamt EUR 5,0 Mio., von denen EUR 3,8 Mio. von einem Konsortium aus Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG und austria wirtschaftsservice (AWS) bereitgestellt wurden, das durch ERP-Mittel abgesichert ist. Diese Tranche wurde durch eine Hypothek auf den Hauptsitz des Unternehmens besichert. Die NÖ Bürgschaften und Beteiligungen GmbH (NÖBEG) gewährte weitere EUR 1,2 Mio. Die Mittel wurden zwischen 2021 und 2022 abgerufen. Diese Darlehen hatten jeweils eine Laufzeit von 12 bzw. 13 Jahren und einen Zinssatz von rund 2,5 % p. a. Die Darlehensgeber der Immobilienfinanzierung haben sich im März 2024 bereit erklärt, ihre Kapitalrückzahlungen zusammen mit der EIB auszusetzen. Für die besicherten Darlehen in Höhe von EUR 4,0 Mio. hat Marinomed nach der Insolvenz mit den Darlehensgebern besprochen, die halbjährlichen Rückzahlungen mit geänderten Zinsen fortzusetzen. Weiters wird Marinomed bis Mitte 2027 eine Refinanzierung der Immobilie anstreben.
Im Rahmen des Sanierungsverfahrens wurden Forderungen in Höhe von insgesamt rund EUR 31 Mio. angemeldet, von denen EUR 24,1 Mio. auf die EIB entfallen und EUR 4 Mio. der Absonderung (besicherte Darlehen) unterliegen. Der Sanierungsplan sieht Gesamtquotenzahlungen von 30 % in Höhe von EUR 8,2 Mio. vor, die im Zeitraum bis zum 14. November 2026 zu zahlen sind. Für den Fall, dass der Erlös aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts den geplanten Earn-out übersteigt, erhöhen sich die Quotenzahlungen auf 37 %, was einer zusätzlichen Quotenzahlung von EUR 1,9 Mio. entspricht.
| Datum | Quote in % | Quote in TEUR |
|---|---|---|
| April 2025 | 5 % | 1.206 |
| November 2025 | 5 % | 1.206 |
| Mai 2026 | 5 % | 1.206 |
| November 2026 | 5 % | 1.206 |
| Mai 2027 | 10 % | 2.412 |
| Summe | 30 % | 7.236 |
Quotenzahlungen Sonstige: Gesamtverbindlichkeiten TEUR 3.313 (Stand zum 27. Februar 2025)
| Datum | Quote in % | Quote in TEUR |
|---|---|---|
| Jänner 2025 | 5 % | 166 |
| Mai 2025 | 5 % | 166 |
| November 2025 | 5 % | 166 |
| Mai 2026 | 5 % | 166 |
| November 2026 | 10 % | 332 |
| Summe | 30 % | 996 |
Im Jahr 2023 begann Marinomed mit der strategischen Evaluierung seines Carragelose-Geschäfts und beauftragte einen Unternehmensfinanzberater mit der Durchführung des Prozesses. Im Rahmen dieser Evaluierung wurde eine hohe zweistellige Anzahl von Unternehmen kontaktiert und mehrere Interessenten haben Angebote abgegeben. Es wurden Due-Diligence-Prüfungen durchgeführt und mit dem französischen CDMO Unither Pharmaceuticals wurde im November 2024 eine Vereinbarung getroffen. Der Abschluss wird für das erste Quartal 2025 erwartet. Im Rahmen der Vereinbarung hat Marinomed Anspruch auf eine Vorauszahlung von bis zu EUR 5,0 Mio. und Gesamterlöse auf der Grundlage zusätzlicher Earn-out-Zahlungen von bis zu EUR 20 Mio. in den nächsten zwei Jahren.
Der Vorstand geht davon aus, dass die für den Betrieb des Unternehmens und die Erfüllung des Restrukturierungsplans erforderlichen Mittel größtenteils durch künftige Erlöse aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts generiert werden. Die in den Fokus rückende Marinosolv-Plattform, die Einnahmen aus dem Solv4U-Geschäft und die Lizenzierung von Marinosolv-basierten Produktkandidaten sollen zu den Einnahmen und dem Cashflow beitragen. Marinomed geht daher davon aus, dass die vorhandenen liquiden Mittel und die Erlöse mit überwiegender Wahrscheinlichkeit während des Prognosezeitraums eine ausreichende Liquidität bieten. Dies schließt die Liquidität ein, die zur Erfüllung des Sanierungsplans, hauptsächlich zur Bedienung der Quotenzahlungen, erforderlich ist. Darüber hinaus geht das Management davon aus, dass im Prognosezeitraum Jahresüberschüsse erzielt werden und somit eine positive Fortbestandsprognose besteht.
Dieser verkürzte konsolidierte Zwischenabschluss wurde unter der Annahme der Unternehmensfortführung erstellt, d. h. es wird davon ausgegangen, dass das Unternehmen in absehbarer Zukunft seine Geschäftstätigkeit fortsetzen und seine Vermögenswerte im normalen Geschäftsverlauf realisieren und seine Verbindlichkeiten begleichen kann.
Die oben dargestellten Planungsannahmen basieren auf Schätzungen, die sich als falsch erweisen könnten. Abweichungen von den Planungsannahmen könnten der Unternehmensfortführung möglicherweise entgegenstehen, und das Unternehmen ist daher möglicherweise nicht in der Lage, im Rahmen des gewöhnlichen Geschäftsbetriebs seine Vermögenswerte zu realisieren und seine Schulden zu begleichen.
Die wichtigsten Bilanzierungsgrundsätze, die bei der Erstellung dieses verkürzten konsolidierten Finanzberichts angewendet wurden, entsprechen denen, die in den Anmerkungen zu den konsolidierten Finanzberichten zum 31. Dezember 2023 aufgeführt sind, mit Ausnahme der Übernahme neuer und geänderter Standards, wie in Anmerkung 2.3 beschrieben. Diese Grundsätze wurden, sofern nicht anders angegeben, auf alle dargestellten Zeiträume einheitlich angewendet. Die Tabellen in diesem Bericht können Rundungsdifferenzen enthalten.
Der verkürzte konsolidierte Zwischenabschluss des Unternehmens wurde in Übereinstimmung mit den vom International Accounting Standards Board (IASB), London, herausgegebenen International Financial Reporting Standards (IFRS) und den Interpretationen des IFRS Interpretations Committee (IFRS IC), wie sie in der Europäischen Union (EU) anzuwenden sind, erstellt. Dieser verkürzte konsolidierte Zwischenabschluss für den Zeitraum bis zum 30. Juni 2024 wurde gemäß IAS 34 (Zwischenberichterstattung) erstellt.
Der verkürzte konsolidierte Zwischenabschluss zum 30. Juni 2024 umfasst die Marinomed Biotech AG und die Marino Immo GmbH. Die Konsolidierung der Marino Immo GmbH, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Marinomed Biotech AG, hat keine wesentlichen Auswirkungen auf die Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage.
Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel haben derzeit keine Auswirkungen auf den Konzernabschluss. Dennoch kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass signifikante Preissteigerungen, wie sie zuletzt durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg verursacht wurden, nicht, nicht vollständig oder nur zeitverzögert weitergegeben werden können. Marinomed hat bisher keine Umsätze in der Ukraine oder Russland erzielt.
Gleichzeitig muss befürchtet werden, dass der Krieg in der Ukraine langfristige Auswirkungen auf viele Bereiche haben wird und eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums zu erwarten ist. Dies könnte zu einer geringeren Kundennachfrage führen.
Folgende Änderungen und Interpretationen, die erstmals auf Berichtsperioden anzuwenden sind, die am oder nach dem 1. Januar 2024 beginnen, haben keine wesentlichen Auswirkungen auf den verkürzten konsolidierte Zwischenabschluss der Gesellschaft:
| Standard oder Änderung | Datum der Veröffentlichung (IASB) |
Datum der Übernahme in EU-Recht |
Datum der erstmaligen Anwendung (EU) |
|---|---|---|---|
| Änderungen von IAS 7 Kapitalflussrechnungen und IFRS 7 Finanzinstrumente: Angaben: Lieferantenfinanzierungsvereinbarungen |
25.05.2023 | 15.05.2024 | 01.01.2024 |
| Änderungen von IAS 1 Darstellung des Abschlusses: - Klassifizierung von Schulden als kurz- oder langfristig; - Klassifizierung von Schulden als kurz- oder langfristig – Verschiebung der erstmaligen Anwendung; - Langfristige Schulden mit Nebenbedingungen (Covenants); |
23.01.2020 15.07.2020 31.10.2022 |
19.12.2023 | 01.01.2024 |
| Änderungen von IFRS 16 Leases: Leasingverbindlichkeit in einer Sale and Leaseback-Transaktion |
22.09.2022 | 20.11.2023 | 01.01.2024 |
| Standard oder Änderung | Datum der | Datum der | Datum der |
|---|---|---|---|
| Veröffentlichung | Übernahme | erstmaligen | |
| (IASB) | in EU-Recht | Anwendung (EU) | |
| Änderungen von IAS 21 Wechselkursänderungen: Mangel an Umtauschbarkeit |
15.08.2023 | 12.11.2024 | 01.01.2025 |
| Standard oder Änderung (Übernahme in EU-Recht ausstehend) |
Datum der Veröffentlichung (IASB) |
Datum der erstmaligen Anwendung (IASB) |
|---|---|---|
| Änderungen zu IFRS 9 und IFRS 7: Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten |
30.05.2024 | 01.01.2026 |
| Jährliche Verbesserungen der IFRS Accounting Standards – Volume 11 |
18.07.2024 | 01.01.2026 |
| Änderungen von IFRS 9 Finanzinstrumente und IFRS 7 Finanz instrumente: Angaben: Verträge über naturabhängige Stromversorgung |
18.12.2024 | 01.01.2026 |
| IFRS 18: Darstellung und Angaben im Abschluss | 09.04.2024 | 01.01.2027 |
| IFRS 19: Tochterunternehmen ohne öffentliche Rechenschaftspflicht (Angaben) |
09.05.2024 | 01.01.2027 |
Seit 2022 berichtet das Unternehmen über die Segmente Virologie, Immunologie und Sonstige. Virologie fasst Aktivitäten aus vermarkteten Produkten und der Forschung und Entwicklung neuer Produkte auf Basis des Wirkstoffs Carragelose zusammen. Das Segment Immunologie umfasst hauptsächlich Produktentwicklungen auf Basis der Marinosolv-Technologie. In jüngster Zeit wurden Carragelose-Produkte für immunologische Indikationen wie Allergien und trockene Augen entwickelt, die nun ebenfalls dem Segment Immunologie zugeordnet sind. Die übrigen Aktivitäten, die nicht der Virologie oder der Immunologie zugeordnet werden können, werden als "Sonstige" ausgewiesen. Dieses Segment umfasst auch die Erträge und Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Geschäftsbereich Solv4U, der externen Kunden den Zugang zur Marinosolv-Technologie ermöglicht. Das Berichtsformat wurde aus dem internen Berichtswesen des Unternehmens abgeleitet. Die IFRS-Segmentinformationen werden dem Management zur Verfügung gestellt. Nachstehend erfolgt eine Analyse der Umsatzerlöse und des Betriebsergebnisses (EBIT) des Unternehmens nach berichtspflichtigen Segmenten.
| Periode zum 30. Juni 2023 alle Beträge in TEUR |
Virologie | Immunologie | Sonstiges | Summe |
|---|---|---|---|---|
| Summe Umsatzerlöse | 5.226,5 | - | 2,0 | 5.228,5 |
| Davon Verkauf von Handelswaren | 4.509,4 | - | - | 4.509,4 |
| Österreich | 243,6 | - | - | 243,6 |
| Sonstige europäische Länder | 3.357,5 | - | - | 3.357,5 |
| Drittländer | 908,2 | - | - | 908,2 |
| Davon Sonstige Erlöse | 717,1 | - | 2,0 | 719,1 |
| Österreich | 131,9 | - | - | 131,9 |
| Sonstige europäische Länder | 52,4 | - | 2,0 | 54,5 |
| Drittländer | 532,7 | - | - | 532,7 |
| Wareneinsatz | –3.245,0 | - | - | –3.245,0 |
| Fremdleistungen Forschung | –498,2 | –192,2 | –2,5 | –692,9 |
| Personalaufwand | –741,3 | –701,7 | –1.173,7 | –2.616,7 |
| Übrige sonstige Erträge/Aufwendungen | –382,5 | –180,6 | –674,0 | –1.237,1 |
| Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen |
–141,5 | –103,9 | –97,9 | –343,3 |
| Betriebsergebnis (EBIT) | 217,9 | –1.178,4 | –1.946,0 | –2.906,4 |
| Periode zum 30. Juni 2024 alle Beträge in TEUR |
Virologie | Immunologie | Sonstiges | Summe |
| Summe Umsatzerlöse | 2.414,3 | 4,4 | 45,2 | 2.463,9 |
| Davon Verkauf von Handelswaren | 1.718,6 | - | - | 1.718,6 |
| Österreich | 38,2 | - | - | 38,2 |
| Sonstige europäische Länder | 1.273,1 | - | - | 1.273,1 |
| Drittländer | 407,4 | - | - | 407,4 |
| Davon Sonstige Erlöse | 695,7 | 4,4 | 45,2 | 745,3 |
| Österreich | 111,8 | 4,4 | - | 116,2 |
| Sonstige europäische Länder | 526,5 | - | - | 526,5 |
| Drittländer | 57,4 | - | 45,2 | 102,6 |
| Wareneinsatz | –1.120,7 | - | - | –1.120,7 |
| Fremdleistungen Forschung | –58,3 | –116,6 | –0,1 | –175,0 |
| Personalaufwand | ||||
| –571,9 | –1.055,6 | –1.085,2 | –2.712,7 | |
| Übrige sonstige Erträge/Aufwendungen | –543,2 | –240,5 | –569,9 | –1.353,6 |
| Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen |
–110,4 | –133,7 | –83,1 | –327,2 |
Am 14. Juni 2024 gab Marinomed die Unterzeichnung einer weiteren Lizenzvereinbarung mit einem bestehenden Partner für den Vertrieb und die Vermarktung bestimmter Carragelose-Produkte in Europa und ausgewählten anderen Ländern bekannt. Gemäß den Bedingungen der Vereinbarung hat Marinomed Anspruch auf Meilensteinzahlungen. Die erste Zahlung in Höhe von TEUR 500 wird im Segment Virologie unter "Sonstige europäische Länder" ausgewiesen.
Die sonstigen Aufwendungen beinhalten die folgenden Posten (Art der Aufwendungen):
| Periode zum 30. Juni alle Beträge in TEUR |
2024 | 2023 |
|---|---|---|
| Beratungsaufwand | –475,0 | –572,5 |
| Instandhaltungsaufwendungen | –156,7 | –139,1 |
| Marketing/PR-Aufwand | –66,5 | –111,8 |
| Betriebskosten | –64,0 | –46,1 |
| Versicherungen | –25,7 | –14,1 |
| Gebühren | –22,8 | –25,8 |
| Fachliteratur | –21,0 | –22,2 |
| Telekommunikationsaufwand | –18,6 | –17,8 |
| Bankspesen | –8,0 | –9,5 |
| Reisekosten | –7,4 | –19,2 |
| Fracht | –3,9 | –3,7 |
| Fahrzeugkosten | –3,8 | –5,0 |
| Aus- und Fortbildung | –3,7 | –12,3 |
| Sonstige Aufwendungen | –42,1 | –27,1 |
| Summe | –919,2 | –1.026,1 |
Die Beratungsaufwendungen enthalten Aufwendungen für Rechtsberatung und sonstige Beratungsdienstleistungen.
In der Berichtsperiode sind Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen angefallen, die in den folgenden Positionen der Gesamtergebnisrechnung enthalten sind:
| 1-6/2024 | 1-6/2023 | 4-6/2024 | 4-6/2023 | |
|---|---|---|---|---|
| alle Beträge in TEUR | ||||
| Personalaufwand | –1.167,0 | –1.216,8 | –567,4 | –637,4 |
| Aufwendungen für bezogene Leistungen | –274,2 | –819,0 | –109,1 | –297,4 |
| Materialaufwand | –62,7 | –48,8 | –24,3 | –23,6 |
| Sonstige Aufwendungen | –160,8 | –214,1 | –84,1 | –102,8 |
| Abschreibungen | –239,5 | –245,1 | –119,6 | –123,3 |
| Finanzaufwendungen | –1.232,9 | –1.168,7 | –647,7 | –589,1 |
| Summe | –3.137,1 | –3.712,4 | –1.552,3 | –1.773,7 |
Im ersten Halbjahr 2024 lag der Schwerpunkt im Bereich Virologie auf Studien im Zusammenhang mit der Umstellung auf die neue europäische Medizinprodukteverordnung (MDR). Im Bereich der Immunologie wurden weitere Forschungsarbeiten für Tacrosolv, Budesolv und die MAM-1001-3-Augentropfen durchgeführt. Dies gilt auch für das Vorjahr. Die Finanzaufwendungen beziehen sich größtenteils auf Finanzierungskosten (hauptsächlich Zinsen) für die EIB-Mittel, die für Forschung und Entwicklung ausgegeben wurden.
| Periode zum 30. Juni | 2024 | 2023 |
|---|---|---|
| alle Beträge in TEUR | ||
| Zinsertrag | ||
| Bankeinlagen | 21,4 | - |
| Summe | 21,4 | - |
| Zinsen und ähnliche Aufwendungen | ||
| EIB Darlehen | –1.214,2 | –1.146,1 |
| Immobilienfinanzierung | –60,1 | –58,2 |
| Sonstige Zinsen und ähnliche Aufwendungen | –54,7 | –55,3 |
| Summe | –1.329,0 | –1.259,6 |
| Sonstige Finanzerträge/(-aufwendungen) | ||
| Buchwertanpassungen - Erträge | 35,7 | 683,3 |
| Buchwertanpassungen - Aufwendungen | –6.334,9 | –27,1 |
| Summe | –6.299,2 | 656,2 |
| Summe Finanzergebnis | –7.606,9 | –603,3 |
| Davon Finanzertrag | 57,1 | 683,3 |
| Davon Finanzaufwand | –7.664,0 | –1.286,6 |
Da bestimmte vertraglich vereinbarte Kennzahlen (Umsatz- und EBIT-Covenants) zum 30. Juni 2024 nicht erreicht wurden, hatte die EIB die vertragliche Möglichkeit, die Kündigung des Finanzierungsvertrags sowie der Lizenzgebührenvereinbarung zu verlangen.
Aufwendungen aus Buchwertanpassungen in Höhe von TEUR 6.323,5 beziehen sich auf Strafzahlungen im Zusammenhang mit der vorzeitigen Kündigungsmöglichkeit (Covenants-Bruch) der Darlehen der Europäischen Investitionsbank.
Zinsaufwendungen bestehen aus Zinsen für Kredite aller Art und werden bei Anfall als Aufwand verbucht. Zinserträge entstehen aus Bankeinlagen.
Gemäß IFRS 9 und IFRS 7 werden die Finanzinstrumente wie folgt klassifiziert:
| Geschäftsjahr zum 31. Dezember 2023 alle Beträge in TEUR |
Zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertete finanzielle Vermögenswerte |
FVTPL |
|---|---|---|
| Vermögenswerte laut Bilanz | ||
| Langfristige Forderungen | 0,4 | - |
| Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und sonstige Forderungen |
2.376,5 | 5,7 |
| Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente | 2.588,8 | - |
| Summe | 4.965,7 | 5,7 |
| alle Beträge in TEUR | Zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertete finanzielle Verbindlichkeiten |
FVTPL |
| Verbindlichkeiten laut Bilanz |
| Summe | 23.747,5 | - |
|---|---|---|
| Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen | 1.531,3 | - |
| Kurzfristige Vertragsverbindlichkeiten und sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten |
418,9 | - |
| Finanzverbindlichkeiten | 21.797,3 | - |
| Periode zum 30. Juni 2024 alle Beträge in TEUR |
Zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertete finanzielle Vermögenswerte |
FVTPL |
|---|---|---|
| Vermögenswerte laut Bilanz | ||
| Langfristige Forderungen | 0,4 | - |
| Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und sonstige Forderungen |
1.362,8 | - |
| Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente | 911,5 | - |
| Summe | 2.274,6 | - |
| alle Beträge in TEUR | Zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertete finanzielle Verbindlichkeiten |
FVTPL |
|---|---|---|
| Verbindlichkeiten laut Bilanz | ||
| Finanzverbindlichkeiten | 29.091,5 | - |
| Kurzfristige Vertragsverbindlichkeiten und sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten |
815,8 | - |
| Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen | 579,0 | - |
| Summe | 30.486,3 | - |
Auf der ordentlichen Hauptversammlung am 17. September 2020 wurde das bedingte Kapital 2019 (100.000 Aktien) um 56.306 auf 43.694 auf Inhaber lautende Stückaktien reduziert und ein Beschluss über ein bedingtes Kapital von bis zu 54.000 auf Inhaber lautende Stückaktien zur Bedienung von Aktienoptionen im Rahmen des Stock Option Plans 2020 gefasst ("Bedingtes Kapital 2020"). Dieses bedingte Kapital konnte gemäß Beschluss der Hauptversammlung vom 20. Juni 2024 ausschließlich zur Bedienung von Aktienoptionen verwendet werden, die im Rahmen des Stock Option Plans 2024 an Mitarbeiter der Gesellschaft zugeteilt werden sollten ("Bedingtes SOP-Kapital 2024"). Der Stock Option Plan 2024 ersetzte den Stock Option Plan 2023. Es gibt keine Begünstigten aus dem alten Stock Option Plan, da keine Aktienoptionen gewährt und keine Bezugsaktien ausgegeben wurden.
Auf der ordentlichen Hauptversammlung am 20. Juni 2024 wurden Beschlüsse zur Aufhebung des bestehenden Genehmigten Kapitals 2023 (759.583 Aktien) und zur Ermächtigung des Vorstands gemäß § 169 des österreichischen Aktiengesetzes gefasst, das Grundkapital der Gesellschaft bis zum 19. Juni 2029 um bis zu 770.265 Aktien zu erhöhen, vorbehaltlich des teilweisen direkten Ausschlusses des Bezugsrechts und der teilweisen Ermächtigung zum Ausschluss des Bezugsrechts, gegebenenfalls in mehreren Tranchen, gegen Bar- und/oder Sacheinlage durch Ausgabe von bis zu 770.265 neuen, auf Inhaber lautenden Stückaktien zu einem Mindestausgabebetrag von EUR 1 je Aktie (anteiliger Betrag des Grundkapitals je Aktie) und den Ausgabebetrag, die Ausgabebedingungen und die weiteren Einzelheiten der Kapitalerhöhung im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat festzusetzen ("Genehmigtes Kapital 2024").
In derselben Hauptversammlung wurde der Vorstand gemäß § 174 Abs. 2 des österreichischen Aktiengesetzes ferner zur Ausgabe von Finanzinstrumenten, d. h. Wandelschuldverschreibungen, Gewinnschuldverschreibungen oder Genussrechten, ermächtigt, die den Bezug und/oder Umtausch von Aktien vorsehen können, einschließlich der Ermächtigung, das Bezugsrecht der Aktionäre auf diese Finanzinstrumente mit Zustimmung des Aufsichtsrats auszuschließen. Darüber hinaus wurde das "Bedingte Kapital 2021" aufgehoben und die bedingte Erhöhung des Grundkapitals der Gesellschaft gemäß § 159 Abs. 2 Z 1 AktG zur Ausgabe von Finanzinstrumenten an Gläubiger beschlossen ("Bedingtes Kapital 2024").
In der außerordentlichen Hauptversammlung vom 19. Dezember 2024 wurde beschlossen, das bestehende Genehmigte Kapital 2024 (770.265 Aktien) in dem noch nicht ausgenutzten Umfang aufzuheben und den Vorstand gemäß § 169 des österreichischen Aktiengesetzes zu ermächtigen, das Grundkapital der Gesellschaft bis zum 18. Dezember 2029 um bis zu 847.291 Aktien zu erhöhen, unter teilweisem direktem Ausschluss des Bezugsrechts und der teilweisen Ermächtigung zum Ausschluss des Bezugsrechts, gegebenenfalls in mehreren Tranchen, gegen Bar- und/oder Sacheinlage durch Ausgabe von bis zu 847.291 neuen, auf Inhaber lautenden Stückaktien zu einem Mindestausgabebetrag von EUR 1 je Aktie (anteilsmäßiger Betrag am Grundkapital je Aktie) zu erhöhen und den Ausgabebetrag, die Ausgabebedingungen und die weiteren Einzelheiten der Kapitalerhöhung im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat festzulegen ("Genehmigtes Kapital 2024/II").
In derselben außerordentlichen Hauptversammlung genehmigten die Aktionäre der Gesellschaft die bedingte Erhöhung des Grundkapitals der Gesellschaft um bis zu EUR 169.458 durch Ausgabe von bis zu 169.458 auf Inhaber lautende Stückaktien (Stammaktien) gemäß § 159 Abs. 2 Z 1 AktG ("Bedingtes Kapital 2024/II"). Der Vorstand wurde gemäß § 174 Abs. 2 des österreichischen Aktiengesetzes zur Ausgabe von Finanzinstrumenten, d. h. Wandelschuldverschreibungen, Gewinnschuldverschreibungen oder Genussrechten, ermächtigt, die den Bezug und/oder Umtausch von Aktien vorsehen können, einschließlich der Ermächtigung, das Bezugsrecht der Aktionäre auf diese Finanzinstrumente mit Zustimmung des Aufsichtsrats auszuschließen. Darüber hinaus wurde das "Bedingte Kapital 2024" in dem noch nicht ausgenutzten Umfang aufgehoben und die bedingte Erhöhung des Grundkapitals der Gesellschaft gemäß § 159 Abs. 2 Z 1 AktG zur Ausgabe von Finanzinstrumenten an Gläubiger beschlossen ("Bedingtes Kapital 2024/II").
Die Finanzverbindlichkeiten setzen sich aus folgenden Posten zusammen:
| alle Beträge in TEUR | Periode zum 30. Juni 2024 |
Geschäftsjahr zum 31. Dezember 2023 |
|---|---|---|
| Langfristige Finanzverbindlichkeiten | ||
| EIB Darlehen | - | 10.039,8 |
| Immobilienfinanzierung | 4.745,0 | 4.649,5 |
| Andere Finanzverbindlichkeiten | 115,7 | 150,9 |
| Summe langfristige Finanzverbindlichkeiten | 4.860,7 | 14.840,2 |
| Kurzfristige Finanzverbindlichkeiten | ||
| EIB Darlehen | 23.975,0 | 6.447,0 |
| Immobilienfinanzierung | 42,4 | 159,6 |
| Andere Finanzverbindlichkeiten | 213,3 | 350,5 |
| Summe kurzfristige Finanzverbindlichkeiten | 24.230,8 | 6.957,1 |
| Summe Finanzverbindlichkeiten | 29.091,5 | 21.797,3 |
Ende März 2024 hat Marinomed mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) eine Vereinbarung getroffen, die Rückzahlung des 2019 gewährten Darlehens in Höhe von EUR 15 Mio. aufzuschieben. Dementsprechend wurde die Rückzahlung der ersten Tranche im Nominalbetrag von EUR 4 Mio. von Oktober 2024 auf April 2026 verschoben. Die zweite Tranche mit einem Nominalwert von EUR 5 Mio. sollte im Juni 2027 statt im Dezember 2025 fällig werden. Gemäß der neuen Vereinbarung war Marinomed verpflichtet, die dritte Tranche mit einem ausstehenden Nominalwert von EUR 4,7 Mio. in halbjährlichen Raten von EUR 0,67 Mio. zwischen Dezember 2025 und August 2028 zurückzuzahlen. Die Zinssätze blieben unverändert. Die Verträge enthielten weitere Bedingungen und Konditionen, darunter die Verlängerung der bestehenden Lizenzvereinbarung um weitere fünf Jahre und die Verpflichtung zur Einhaltung und Meldung von Kennzahlen zum Umsatz, EBIT und Barmittelbestand ("Covenants"). Da Auflagen zu Umsatz und EBIT zum 30. Juni 2024 nicht erfüllt waren, hatte die EIB das Recht, die Kündigung und vorzeitige Rückzahlung der Verbindlichkeiten in Verbindung mit einer Strafzahlung zu verlangen, was im vorliegenden Zwischenabschluss in Form einer Buchwertanpassung (vgl. Abschnitt 5) vollständig berücksichtigt wurde. Nach Eröffnung des Sanierungsverfahrens im August 2024 stellen die EIB-Darlehen Insolvenzforderungen dar, die im Rahmen der mit den Gläubigern der Gesellschaft vereinbarten Quote bedient werden.
Darüber hinaus erhielt Marinomed eine Immobilienfinanzierung (ERP-Kredit) für den Bau der neuen Unternehmenszentrale in Korneuburg in Höhe von insgesamt EUR 3,8 Mio. Zusätzlich wurden EUR 1,2 Mio. Immobilienfinanzierung von der NÖ Bürgschaften und Beteiligungen GmbH (NÖBEG) bereitgestellt. Die Darlehensgeber der Immobilienfinanzierung haben sich ebenfalls bereit erklärt, ihre Kapitalrückzahlungen zusammen mit der EIB auszusetzen. Das ERP-Darlehen und 20 % des NÖBEG-Darlehens sind durch eine Hypothek auf die Immobilie besichert. Aufgrund des beschlossenen Sanierungsplans wird der besicherte Teil des Darlehens weiterhin bedient und 80 % des NÖBEG-Darlehens werden im Rahmen der mit den Gläubigern des Unternehmens vereinbarten Quote bedient.
| Finanzinstrument alle Beträge in TEUR |
Nominalbetrag | Buchwert | Fälligkeit | Gewichteter nominaler Zinssatz |
Gewichteter effektiver Durchschnitts zinssatz |
|---|---|---|---|---|---|
| EIB Darlehen | 13.666,7 | 23.975,0 | 14.04.2026 - 11.08.2028 |
6,45 % | 16,51 % |
| ERP Darlehen | 3.800,0 | 3.709,2 | 31.12.2033 | 1,74 % | 2,32 % |
| Finanzierung NÖBEG | 1.090,9 | 1.078,3 | 31.12.2033 | 2,53 % | 2,76 % |
| AWS-Seedfinancing | 219,9 | 209,0 | unbestimmt | 5,89 % | 5,89 % |
| WAW Darlehen | 100,0 | 91,8 | 01.11.2025 | 2,00 % | 2,00 % |
| Leasing | 28,2 | 28,2 | 22.09.2026 | 2,67 % | 2,67 % |
Die Nominal- und Buchwerte, Fälligkeiten und Zinssätze der Finanzverbindlichkeiten stellen sich zum 30. Juni 2024 wie folgt dar:
Hinweis: Die Fälligkeitstermine der oben beschriebenen Darlehen werden auf der Grundlage der Verträge angegeben. Aufgrund der Verletzung einer Vereinbarung hatte die EIB zum 30. Juni 2024 ein Kündigungsrecht.
Die folgende Tabelle zeigt einen Vergleich von Buchwerten und beizulegenden Zeitwerten der Finanzverbindlichkeiten des Unternehmens, ausgenommen jener Finanzverbindlichkeiten, bei denen der Buchwert eine angemessene Annäherung an den beizulegenden Zeitwert darstellt:
| alle Beträge in TEUR | Periode zum 30. Juni 2024 |
Geschäftsjahr zum 31. Dezember 2023 |
|---|---|---|
| Buchwert | ||
| EIB Darlehen | 23.975,0 | 16.486,8 |
| Immobilienfinanzierung | 4.787,4 | 4.809,2 |
| Andere Finanzverbindlichkeiten | 300,8 | 471,0 |
| Summe | 29.063,3 | 21.767,0 |
| Beizulegender Zeitwert | ||
| EIB Darlehen | 23.975,0 | 16.486,8 |
| Immobilienfinanzierung | 4.822,3 | 5.189,1 |
| Andere Finanzverbindlichkeiten | 310,2 | 481,3 |
| Summe | 29.107,6 | 22.157,2 |
Die oben angegebenen beizulegenden Zeitwerte des aws-Seed-Darlehens und des WAW-Darlehens basieren auf diskontierten Cashflows unter Verwendung eines Zinssatzes von 9,9 % (31. Dezember 2023: 9,9 %), der zum Zeitpunkt der Berechnung des beizulegenden Zeitwerts als beste Schätzung für einen Marktzinssatz für das Unternehmen angesehen wurde, der aus den von einem externen Finanzinstitut erhaltenen Angeboten abgeleitet wurde. Sie werden aufgrund der Verwendung nicht beobachtbarer Inputfaktoren, einschließlich einer Schätzung des Zeitpunkts der Rückzahlung des aws-Seed-Darlehens auf der Grundlage der Prognose des Unternehmens, als beizulegende Zeitwerte der Stufe 3 in der Fair-Value-Hierarchie eingestuft. aws-Seed- und WAW-Darlehen unterliegen Teilrückzahlungen im Rahmen des Sanierungsplans.
Bei den anderen finanziellen Verbindlichkeiten weichen die beizulegenden Zeitwerte nicht wesentlich von ihren Buchwerten ab, da die auf diese finanziellen Verbindlichkeiten zu zahlenden Zinsen entweder den aktuellen Marktzinsen nahekommen oder die finanziellen Verbindlichkeiten kurzfristiger Natur sind. Die Bedienung der anderen finanziellen Verbindlichkeiten erfolgt im Rahmen der mit den Gläubigern des Unternehmens vereinbarten Quote.
Das Unternehmen hat eine Reihe von Vereinbarungen getroffen, die finanzielle Verpflichtungen für die Zukunft mit sich bringen und sich hauptsächlich auf Dienstleistungen beziehen, die von Dritten im Zusammenhang mit der Durchführung klinischer Studien und anderer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten erbracht werden. Die verbleibenden Zahlungen, die im Rahmen dieser Vereinbarungen zu leisten sind, werden, sofern alle Meilensteine und sonstigen Bedingungen erfüllt sind, wie folgt geschätzt:
| alle Beträge in TEUR | Periode zum 30. Juni 2024 |
Geschäftsjahr zum 31. Dezember 2023 |
|---|---|---|
| Nicht später als in einem Jahr fällig | 209,1 | 382,0 |
| Später als in einem Jahr, aber nicht später als in fünf Jahren fällig | 57,2 | 143,0 |
| Später als in fünf Jahren fällig | ||
| Summe | 266,3 | 524,9 |
Seit 2019 führt der Aufsichtsratsvorsitzende im Rahmen eines mit der Viopas Venture Consulting GmbH (VVC) geschlossenen Beratungsvertrags Geschäftsentwicklungsaktivitäten durch. Im ersten Halbjahr 2024 beliefen sich die mit diesem Vertrag verbundenen Aufwendungen auf TEUR 15 (H1/2023: TEUR 15), die hauptsächlich dem Vorsitzenden zuzurechnen sind. Die daraus resultierende offene Verbindlichkeit beläuft sich zum 30. Juni 2024 auf EUR 0 (31. Dezember 2023: TEUR 8).
Im ersten Quartal 2023 wurde ein zusätzlicher Beratungsvertrag für Dienstleistungen zur Geschäftsentwicklung mit VVC abgeschlossen. Die Vergütung für diese Beratungsleistungen enthält fixe und (überwiegend) leistungsbezogene Komponenten. Im ersten Halbjahr 2024 beliefen sich die von Marinomed im Zusammenhang mit diesem Vertrag getragenen Vorhaltegebühren und Auslagen auf EUR 0 (H1/2023: TEUR 53). Die daraus resultierende offene Verbindlichkeit beläuft sich zum 30. Juni 2024 auf EUR 0 (31. Dezember 2023: EUR 0). Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Aktionär von VVC, der Hauptteil der Vergütung entfällt jedoch auf die Projektleitung, die nicht Simon Nebel inne hat.
Mit dem Aufsichtsratsmitglied Elisabeth Lackner besteht ein Beratungsvertrag für Geschäfts- und Unternehmensentwicklungsaktivitäten. Im ersten Halbjahr 2024 beliefen sich die mit dieser Vereinbarung verbundenen Aufwendungen auf TEUR 10 (H1/2023: EUR 0) einschließlich Spesen. Die daraus resultierende ausstehende Verbindlichkeit belief sich zum 30. Juni 2024 auf EUR 0 (31. Dezember 2023: TEUR 29).
Alle Transaktionen mit verbundenen Parteien werden zu marktüblichen Bedingungen durchgeführt.
Das Unternehmen hat bis zum 13. August 2024 auf der Grundlage einer positiven Fortbestandsprognose gearbeitet. Die im März 2024 mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) geschlossene Vereinbarung, die Kapitalrückzahlungen des Darlehens um 18 Monate aufzuschieben, stützte diese Prognose. Der Vorstand hat die Fortbestandsprognose regelmäßig aktualisiert. Die Fortschritte bei der Veräußerung des Carragelose-Geschäfts des Unternehmens sowie seine Liquiditätssituation wurden kontinuierlich überwacht. Interne Worst-Case-Szenario-Berechnungen ergaben eine potenzielle Liquiditätslücke gegen Ende 2024 im Falle einer Verzögerung der geplanten Transaktion. Daher hat das Management a) die Carragelose-Transaktion vorangetrieben und b) mit mehreren potenziellen Investoren Kontakt aufgenommen, um die potenzielle Finanzierungslücke zu schließen.
Am 13. August 2024 gab Marinomed die Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens bekannt, da das Unternehmen nicht in der Lage war, kurzfristig benötigte Mittel zur Sicherung der Liquidität des Unternehmens aufzubringen, insbesondere aufgrund der Absage des vielversprechendsten Investors, mit dem das Unternehmen in fortgeschrittenen Gesprächen stand, die Liquiditätslücke zu schließen. Am 14. August 2024 eröffnete das Landesgericht Korneuburg auf Antrag der Marinomed Biotech AG ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung.
Am 18. September 2024 genehmigte der Aufsichtsrat des Unternehmens die Erhöhung des Grundkapitals des Unternehmens um EUR 154.053 auf EUR 1.694.583 durch Ausgabe von 154.053 neuen, auf Inhaber lautenden Stückaktien gegen Bareinlagen. Die neuen Aktien wurden aus dem genehmigten Kapital ausgegeben und unterlagen dem unmittelbaren Ausschluss des gesetzlichen Bezugsrechts der bestehenden Aktionäre. Der Ausgabepreis je neuer Aktie betrug EUR 5, sodass sich der Gesamtausgabepreis auf EUR 770.265 belief. Alle 154.053 neuen Aktien wurden zu diesen Ausgabebedingungen von insgesamt elf Investoren gezeichnet, darunter Mitglieder des Aufsichtsrats und des Vorstands.
Am 14. November 2024 gab das Unternehmen bekannt, dass die Gläubigerversammlung dem in der abschließenden Gerichtsverhandlung am Landesgericht Korneuburg vorgelegten Sanierungsplan einstimmig zugestimmt hat. Die vorgeschlagene Quote beträgt 30 %, zahlbar in fünf Tranchen innerhalb von zwei Jahren ab Annahme des Plans. Die für die Rückzahlung der Quoten erforderliche Liquidität soll teilweise durch den Verkauf des Geschäftsbereichs Carragelose der Marinomed Biotech AG finanziert werden. Eine Superquote von bis zu weiteren 7 % wird ausgeschüttet, wenn Meilensteinzahlungen aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts innerhalb von zwei Jahren den geplanten Betrag übersteigen. Die Bestätigung des Sanierungsplans und die Beendigung des Verfahrens waren unter anderem an die Leistung der 5 %-Barquotenzahlung und eine Rückstehenserklärung der Europäischen Investitionsbank (EIB) geknüpft.
Am 26. November 2024 hat Marinomed eine Vereinbarung über den Verkauf seines Carragelose-Geschäfts an das französische CDMO Unither Pharmaceuticals unterzeichnet. Der Vertrag sieht Voraus- und Meilensteinzahlungen in Höhe von insgesamt bis zu EUR 20 Mio. vor, einschließlich einer Vorauszahlung von bis zu EUR 5 Mio. Weitere Zahlungen hängen vom Erreichen definierter kommerzieller und operativer Ziele in den nächsten zwei Jahren ab. Der Abschluss der Transaktion unterlag den üblichen Bedingungen wie der Investitionskontrolle, dem erfolgreichen Abschluss des Sanierungsverfahrens und der Zustimmung der Aktionäre des Unternehmens auf einer außerordentlichen Hauptversammlung. Da alle Bedingungen erfüllt wurden, wird der Abschluss im ersten Quartal 2025 erwartet. Die Vereinbarung sieht die Übertragung des gesamten Carragelose-Portfolios einschließlich aller damit verbundenen Vereinbarungen und Geschäftsbeziehungen vor. Im Rahmen der Transaktion haben Marinomed und Unither auch einen Dienstleistungsvertrag abgeschlossen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts sollen sowohl das operative Geschäft mit verstärktem Fokus auf die Marinosolv-Plattform als auch der mit den Gläubigern des Unternehmens vereinbarte Sanierungsplan finanziert werden.
Am 27. November 2024 gab Marinomed die Unterzeichnung eines verbindlichen Term Sheets mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) für die beabsichtigte Emission einer Wandelschuldverschreibung (Schuldverschreibung auf Name oder Order) mit einem Nennwert von EUR 423.840 bekannt, die ausschließlich von der EIB (unter Ausschluss des gesetzlichen Bezugsrechts der bestehenden Aktionäre) gegen Einlage eines Absonderungsrechts gezeichnet werden soll. Marinomed hat einen entsprechenden Bericht über den geplanten Ausschluss des gesetzlichen Bezugsrechts der bestehenden Aktionäre veröffentlicht. Die Wandelschuldverschreibung wurde im Jänner 2025 ausgegeben und verbrieft ein Wandlungsrecht in anfänglich bis zu 84.768 Aktien der Gesellschaft zu einem Wandlungspreis von EUR 5 je Aktie. Im Falle einer Wandlung der Wandelschuldverschreibung ist beabsichtigt, die zur Verfügung stehenden Aktien aus dem bedingten Kapital der Gesellschaft oder anderen nach geltendem Recht verfügbaren Finanzierungsquellen zu begeben.
Am 5. Dezember 2024 kündigte Marinomed an, das Grundkapital des Unternehmens erneut um EUR 83.750 auf EUR 1.778.333 durch Ausgabe von 83.750 neuen, auf Inhaber lautenden Stückaktien gegen Bareinlage zu erhöhen. Die neuen Aktien wurden privat platziert und aus dem genehmigten Kapital unter Ausschluss des gesetzlichen Bezugsrechts der bestehenden Aktionäre ausgegeben. Der Ausgabepreis pro neuer Aktie betrug EUR 8, sodass sich der Gesamtausgabepreis auf EUR 670.000 belief.
Am 17. Dezember 2024 gab Marinomed bekannt, dass alle notwendigen Voraussetzungen für den Abschluss des laufenden Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung erfüllt sind. Die Mittel für die Barquote und für die Kosten des Verfahrens wurden bei der Insolvenzverwalterin hinterlegt. Darüber hinaus wurde mit der EIB eine Rückstehensvereinbarung über die Auszahlung der Barquote bis Ende April 2025 abgeschlossen. Die Rückstehensvereinbarung war notwendig, da Marinomed die erste Teilzahlung aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts erst nach dem Closing erhalten wird. Damit sind alle Voraussetzungen erfüllt, um das Sanierungsverfahren und die Verwaltung durch die Insolvenzverwalterin zu beenden.
Am 19. Dezember 2024 gab Marinomed bekannt, dass die Mehrheit der Aktionäre auf der außerordentlichen Hauptversammlung dem Verkauf des Geschäftsbereichs Carragelose an das französische Unternehmen Unither Pharmaceuticals zugestimmt hat. Diese Zustimmung war eine Voraussetzung für den Abschluss der im November 2024 unterzeichneten Transaktion, die Voraus- und Meilensteinzahlungen von insgesamt bis zu EUR 20 Mio. vorsieht.
Am 19. Dezember 2024 hat Marinomed eine Vereinbarung über den Verkauf der hundertprozentigen Tochtergesellschaft Marino Immo GmbH mit sofortiger Übertragung der Kontrolle über das Unternehmen an den Käufer unterzeichnet. Infolgedessen wird Marinomed Ende 2024 keine Tochtergesellschaften mehr haben und Ende 2024 nicht mehr als Konzern eingestuft werden.
Am 20. Jänner 2024 gab Marinomed die formelle Beendigung des Sanierungsverfahrens durch Beschluss des Landesgerichts Korneuburg bekannt, nachdem alle erforderlichen Bedingungen erfüllt waren. Mit der formellen Beendigung des Verfahrens endet die Verwaltung durch die Insolvenzverwalterin und der Vorstand hat die Kontrolle über das Unternehmen wiedererlangt.
Weitere Einzelheiten werden im Abschnitt "1.1 Unternehmensfortführung und Erläuterungen zum Sanierungsverfahren" im Anhang zum verkürzten konsolidierten Zwischenabschluss erläutert.
Darüber hinaus gab es keine wesentlichen Ereignisse nach der Berichtsperiode, die einen Einfluss auf den verkürzten konsolidierten Zwischenabschluss haben.
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Korneuburg, 27.02.2025 Korneuburg, 27.02.2025 Andreas Grassauer Eva Prieschl-Grassauer
Wir haben den beigefügten verkürzten konsolidierten Zwischenabschluss zum 30.6.2024 der Marinomed Biotech AG, Korneuburg (im Folgenden auch kurz "Gesellschaft" genannt) für den Zeitraum 1.1.2024 bis 30.6.2024 prüferisch durchgesehen. Der verkürzte konsolidierte Zwischenabschluss umfasst die Konzernbilanz zum 30.6.2024, die Konzerngesamtergebnisrechnung, die Konzernkapitalflussrechnung und die Konzerneigenkapitalveränderungsrechnung für den Zeitraum vom 1.1.2024 bis 30.6.2024 sowie den Anhang, der die wesentlichen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden zusammenfasst und sonstige Erläuterungen enthält.
Die gesetzlichen Vertreter der Gesellschaft sind für die Aufstellung dieses verkürzten konsolidierten Zwischenabschlusses in Übereinstimmung mit den IFRS für Zwischenberichterstattung, wie sie in der EU anzuwenden sind, verantwortlich.
Unsere Verantwortung ist es, auf Grundlage unserer prüferischen Durchsicht eine zusammenfassende Beurteilung über diesen verkürzten konsolidierten Zwischenabschluss abzugeben.
Für die ordnungsgemäße Durchführung des Auftrages ist Herr Mag. Gerhard Fremgen, Wirtschaftsprüfer, verantwortlich.
Bezüglich unserer Verantwortlichkeit und Haftung als Abschlussprüfer gegenüber der Gesellschaft und gegenüber Dritten kommt gem. § 125 Abs. 3 BörseG § 275 Abs. 2 UGB zur Anwendung.
Wir haben die prüferische Durchsicht unter Beachtung der in Österreich geltenden gesetzlichen Vorschriften und berufsüblichen Grundsätze, insbesondere des Fachgutachtens KFS/PG 11 "Grundsätze für die prüferische Durchsicht von Abschlüssen", sowie des International Standard on Review Engagements 2410 "Prüferische Durchsicht des Zwischenabschlusses durch den unabhängigen Abschlussprüfer der Gesellschaft durchgeführt. Die prüferische Durchsicht eines Zwischenabschlusses umfasst Befragungen, in erster Linie von für das Finanz- und Rechnungswesen verantwortlichen Personen, sowie analytische Beurteilungen und sonstige Erhebungen. Eine prüferische Durchsicht ist von wesentlich geringerem Umfang und umfasst geringere Nachweise als eine Abschlussprüfung und ermöglicht es uns daher nicht, eine mit einer Abschlussprüfung vergleichbare Sicherheit darüber zu erlangen, dass uns alle wesentlichen Sachverhalte bekannt werden. Aus diesem Grund erteilen wir keinen Bestätigungsvermerk.
Auf Grundlage unserer prüferischen Durchsicht sind uns keine Sachverhalte bekannt geworden, die uns zu der Annahme veranlassen, dass der beigefügte verkürzte konsolidierte Zwischenabschluss nicht in allen wesentlichen Belangen in Übereinstimmung mit den IFRS für Zwischenberichterstattung, wie sie in der EU anzuwenden sind, aufgestellt worden ist.
Der verkürzte konsolidierte Zwischenabschluss zum 30.6.2024 weist ein negatives Eigenkapital in Höhe von TEUR 20.545,0 sowie einen Periodenfehlbetrag in Höhe von TEUR 10.834,2 auf. Die Gesellschaft beantragte am 14. August 2024 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Am 14. November 2024 nahm die Gläubigerversammlung den Sanierungsplan einstimmig an und am 14. Jänner 2025 erklärte das Gericht das Verfahren für beendet. Der Vorstand ging bei der Erstellung des Zwischenabschlusses zum 30.6.2024 vom Grundsatz der Unternehmensfortführung aus. Hinsichtlich der wesentlichen Unsicherheiten in Bezug auf die Unternehmensfortführung verweisen wir auf die Ausführungen im Kapitel Unternehmensfortführung und Erläuterungen zum Sanierungsverfahren im Anhang zum verkürzten konsolidierten Zwischenabschluss sowie im Kapitel Liquiditätsrisiko im Halbjahreslagebericht. Darin wird dargelegt, dass der positive Fortbestand sowie die Erfüllung des Sanierungsplans insbesondere aus den Erlösen aus dem Verkauf des Carragelose-Geschäfts vorgesehen ist. Diese Einschätzung basiert insbesondere auf der Annahme, dass aus dem Vertrag über den Verkauf des Carragelose-Geschäfts ein Mindestbetrag an Erlösen im Zusammenhang mit Earn-out-Komponenten des Kaufpreises erzielt werden kann.
Wie im Anhang dargelegt, zeigen diese Gegebenheiten, dass eine wesentliche Unsicherheit besteht, die bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit der Unternehmensfortführung aufwerfen können und das Unternehmen möglicherweise nicht in der Lage sein wird, seine im Zwischenabschluss zum 30.6.2024 ausgewiesenen Vermögenswerte und Schulden im normalen Geschäftsverlauf zu realisieren bzw. (quotal) zu tilgen.
Unsere Beurteilung ist im Hinblick auf diesen Sachverhalt nicht modifiziert.
Wir haben den Halbjahreskonzernlagebericht gelesen und dahingehend beurteilt, ob er keine offensichtlichen Widersprüche zum verkürzten konsolidierten Zwischenabschluss aufweist. Der Halbjahreskonzernlagebericht enthält nach unserer Beurteilung keine offensichtlichen Widersprüche zum verkürzten konsolidierten Zwischenabschluss.
Der Halbjahresfinanzbericht enthält die von § 125 Abs. 1 Z. 3 BörseG geforderte Erklärung der gesetzlichen Vertreter.
Wien, am 27. Februar 2025
BDO Assurance GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft
Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüfer
Mag. Gerhard Fremgen ppa. Christoph Leutgeb, MSc (WU)
gemäß § 125 (1) 3. Börsegesetz
Wir bestätigen nach bestem Wissen, dass der im Einklang mit den maßgebenden Rechnungslegungsstandards aufgestellte verkürzte konsolidierte Zwischenabschluss der Marinomed Biotech AG ein möglichst getreues Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns vermittelt und dass der Halbjahreslagebericht des Konzerns ein möglichst getreues Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns bezüglich der wichtigen Ereignisse während der ersten sechs Monate des Geschäftsjahres und ihrer Auswirkungen auf den verkürzten konsolidierten Zwischenabschluss, bezüglich der wesentlichen Risiken und Ungewissheiten in den restlichen sechs Monaten des Geschäftsjahres und bezüglich der offen zu legenden wesentlichen Geschäfte mit nahe stehenden Unternehmen und Personen vermittelt.
Korneuburg, am 27. Februar 2025 Der Vorstand
Vorsitzender und Chief Scientific Officer Chief Executive Officer
Andreas Grassauer Eva Prieschl-Grassauer
Hovengasse 25 2100 Korneuburg Österreich www.marinomed.com
Tobias Meister, Investor Relations Tel. +43 2262 90 300 [email protected]
Inhouse produziert mit ns.publish
Personenbezogene Begriffe wie "Mitarbeiter" werden aus Gründen der Lesbarkeit geschlechtsneutral verwendet. Durch die kaufmännische Rundung von Einzelpositionen und Prozentangaben in diesem Bericht kann es zu geringfügigen Rechendifferenzen kommen.
Dieser Bericht enthält zukunftsbezogene Aussagen, die auf Basis aller zum aktuellen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Informationen getroffen wurden. Die tatsächlichen Entwicklungen können aufgrund verschiedener Faktoren von den hier dargestellten Erwartungen abweichen. Die Marinomed Biotech AG wird diese zukunftsbezogenen Aussagen nicht aktualisieren, weder aufgrund geänderter tatsächlicher Umstände noch aufgrund geänderter Annahmen oder Erwartungen. Dieser Bericht stellt keine Empfehlung oder Einladung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren der Marinomed Biotech AG dar.
Druck- und Satzfehler vorbehalten. Veröffentlicht im Februar 2025

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