Interim / Quarterly Report • Oct 6, 2020
Interim / Quarterly Report
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Zwischenbericht zum 30. Juni 2020
Der Jahresbeginn 2020 stand für den deutschen Milchmarkt zunächst unter guten Vorzeichen, was sich in stabilen Absatzmärkten und festen Preistendenzen zeigte. Dies war auf die niedrigen Bestände bei wichtigen Eckprodukten sowie auf ein dynamisch verlaufendes Exportgeschäft zurückzuführen. Das Rohstoffaufkommen lag in der ersten Jahreshälfte durchweg über der Vorjahreslinie, wenn auch nur leicht um 1,1%.
Mit dem breiten Ausbruch des Coronavirus in ganz Europa und der rasanten Ausbreitung der Covid-19-Pandemie hat sich jedoch die Marktlage für Milch- und Käse-Erzeugnisse spürbar eingetrübt und nachhaltig verändert. Neben den logistischen Problemen im internationalen Warenverkehr und restriktiven EU-Grenzkontrollen kam es vor allem zu erheblichen Veränderungen im Kauf- und Konsumverhalten. Demnach war durch die Lockdown-Maßnahmen eine erhöhte Nachfrage nach Molkereiprodukten im Einzelhandel festzustellen, da der Lebensmittel-Verzehr von da an verstärkt in den Haushalten stattfinden musste. In vielen Produktkategorien wurden deutlich höhere Mengen eingekauft; anfangs aus der Verunsicherung der Menschen, danach infolge der Selbstversorgung zu Hause. Dem entgegen ist die Nachfrage aus dem Großverbraucher-Sektor schlagartig eingebrochen, nachdem Hotels, Gastronomie und der überwiegende Teil der Kantinen und Betriebsverpflegungen schließen mussten. Seit der behutsamen Lockerung der Ausgangsbeschränkungen Ende Mai hat sich diese Situation nur mäßig entspannt, das Niveau von vor der Krise wird bei weitem nicht erreicht. Denn zum einen bleiben noch Restriktionen im Außer-Haus-Bereich bestehen und zum anderen werden die vorhandenen Verpflegungs-Kapazitäten aufgrund von Homeoffice und Kurzarbeit nicht in vollem Umfang genutzt.
Im Hinblick auf das krisenbedingt rückläufige Preisniveau bei Käse, Butter, Milch- und Molkenpulver resultierte aus den Kontraktverhandlungen mit dem Lebensmittelhandel für Konsummilch und Frischprodukten ab Mai ein vergleichsweise wenig verändertes Preisbild.
Wie die jeweilige Branche bekommt auch die SCHWÄLB-CHEN-Gruppe die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise stark zu spüren. Zwar verzeichnete das Molkereigeschäft im ersten Halbjahr 2020 einen stabilen Umsatzverlauf sowie ein operativ verbessertes Geschäftsergebnis; ohne den Beteiligungsertrag lag der Halbjahresüberschuss der SCHWÄLBCHEN AG aber weit unter dem Vorjahr. Bei der Harzmolkerei GmbH kam es zu einem Umsatz- und Ergebnis-Rückgang. Von dem restriktiven Lockdown ungleich stärker betroffen war und ist die SCHWÄLBCHEN Frischdienst GmbH. Durch das Ausbleiben der Bestellungen von vielen Großkunden aus der Gastronomie, Hotellerie, Kantinen und Betriebsverpflegungen wird das leistungsstarke Geschäftsmodell der Warenzustellung temporär unterlaufen. Daraus folgend sind die Umsatzerlöse eingebrochen sowie auch erstmals ein Halbjahresverlust
Die Milchverarbeitung der SCHWÄLBCHEN AG lag im ersten Halbjahr 2020 bei 70,7 Mio. kg (Vj. 68,9 Mio. kg), was eine um 2,7% höhere Eigenanlieferung der Landwirte mit sich brachte. Nachdem in den Anfangsmonaten die Milcherzeugung noch weiter über dem Vorjahr gelegen hatte, wurde an die Landwirte appelliert das Rohstoffaufkommen zu drosseln.
Absatzseitig waren im Molkereisortiment die Kaffeegetränke und Ayran von den regulativen Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung betroffen, da es durch die Ausgangsbeschränkungen kein 'Draußen-Sein' gab. Zudem fehlten aufgrund einer wechselhaften Witterung die für diese Saisonprodukte wichtigen Absatzimpulse. Der Verkauf großvolumiger Gebinde war von den nachteiligen Effekten im Außer-Haus-Markt ebenfalls belastet. Positiv konnte sich das Sortiment der Grünen Linie entwickeln; Haltbare und Frische Milch, Sahne, Schmand, Quark und die regionalen Spezialitäten erzielten erfreuliche Wachstumsraten.
Die Versorgung der Produktion mit dem Rohstoff Milch, mit Verpackungsmaterial, Hilfs- und Betriebsstoffen war selbst in den kritischen Wochen der Hochphase von Corona jederzeit gewährleistet, ebenso wie die Ausgangslogistik an die Handelskunden.
Einhergehend mit insgesamt stabilen Abgabepreisen, dem hochwertigen Produktportfolio und einer etwas größeren Verarbeitungsmenge konnte die SCHWÄLB-CHEN AG die Umsätze um 1,9% auf 47,7 Mio. € (Vj. 46,9 Mio. €) anheben. Bei der Harzmolkerei GmbH kam es zu einem Umsatzrückgang auf 1,6 Mio. € (Vj. 2,5 Mio. €). Die SCHWÄLBCHEN Frischdienst GmbH konnte in den zwei Anfangsmonaten ein zum Vorjahr zunächst stabiles Umsatzniveau aufweisen. Ab Mitte März kam es dann infolge des Lockdown zu einem abrupten und drastischen Umsatzeinbruch, sodass im ersten Halbjahr teilkonsolidiert lediglich 33,9 Mio. € (Vj. 50,3 Mio. €) erreicht wurden.
In der Unternehmensgruppe verringerte sich somit der konsolidierte Halbjahresumsatz krisenbedingt auf 78,0 Mio. € (Vj. 92,0 Mio. €).
Die SCHWÄLBCHEN-Gruppe hat die erste Jahreshälfte 2020 unter Berücksichtigung der dargestellten Umstände bestehen müssen. Der durch die Covid-19- Pandemie ausgelöste Lockdown, die Verwerfungen im Kauf- und Konsumverhalten sowie die durch Coronaverursacht stärkste Wirtschaftskrise sind unvorhersehbare und schwere Herausforderungen gewesen.
Die SCHWÄLBCHEN AG konnte auf Basis eines gut ausbalancierten, wertschöpfungsstarken Sortiments mit relevanten Markenkonzepten das operative Geschäftsergebnis verbessern. Unter Beachtung des an die Landwirte überdurchschnittlich und sehr wettbewerbsfähig geleisteten Auszahlungspreises wurde somit eine durchaus zufrieden stellende operative Ertragslage realisiert. So wurde im ersten Halbjahr 2020 ein höherer absoluter Rohertrag von 14,10 Mio. € (Vj. 13,41 Mio. €), erzielt, bei einer zugleich höheren Rohertragsspanne. Ohne den jahrelang vereinnahmten Beteiligungsertrag (Vj. 1,42 Mio. €) reduzierte sich der Halbjahresüberschuss jedoch auf 250 T€ (Vj. 1,05 Mio. €).
Die Harzmolkerei GmbH erreichte einen knapp positiven Halbjahresüberschuss von 29 T€ (Vj. 68 T€).
Die von den bekannten Ereignissen massiv betroffene SCHWÄLBCHEN Frischdienst GmbH ist bei dem Ausmaß des Umsatzeinbruchs auch in die Verlustzone geraten. Dies war trotz der umfassenden Kostenreduzierungen in allen Betriebsabteilungen unvermeidbar. Die beiden Gesellschaften in Mainz und Ilsfeld haben seit April Kurzarbeit angemeldet. Letztlich musste die Frischdienst GmbH zum 30.06.2020 einen teilkonsolidierten Fehlbetrag von -1,06 Mio. € (Vj. 1,39 Mio. €) ausweisen.
Entsprechend der niedrigeren Einzelergebnisse und vor allem wegen des Fehlbetrages bei der Frischdienst GmbH, war auch das konsolidierte Halbjahresergebnis mit -785 T€ (Vj. 1,09 Mio. €) negativ.
Sowohl bei der SCHWÄLBCHEN AG als auch konzernweit war die Vermögens- und Finanzlage geordnet und die Liquidität jederzeit ausreichend gegeben.
Schon in vielen Jahren gab es externe Einflüsse mit denen sich die mittelständische SCHWÄLBCHEN-Gruppe im Positiven wie im Negativen auseinandersetzen musste. Aber die durch die Covid-19-Pandemie und deren Eindämmung verursachte, schwere und andauernde Wirtschaftskrise stellt eine noch nie dagewesene Herausforderung dar. Wie für die gesamte Branche bestehen nicht nur mit Blick auf das zweite Halbjahr, sondern darüber hinaus große und viele Unsicherheiten.
SCHWÄLBCHEN wird in den beiden Tätigkeitsfeldern als systemrelevant für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Lebensmitteln eingestuft, woraus sich entsprechende Verpflichtungen gegenüber den Verbrauchern und Kunden ergeben. In diesem Zusammenhang ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die bisherige und die weitere Motivation und Leistung zu danken.
Seit Ende Mai kam es zwar zu Lockerungen der Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie-Ausbreitung, was den Außer-Haus-Konsum wieder etwas hat aufleben lassen; allerdings wird das Niveau von vor dem Lockdown bisher bei weitem nicht erreicht. Wie sich die für SCHWÄLBCHEN
bereich entwickeln wird, ist sehr unsicher und wird maßgeblich vom weiteren Infektionsverlauf und den dazu regulativen Vorgaben abhängen.
Hiervon ist die SCHWÄLBCHEN Frischdienst GmbH mit dem bisher überaus erfolgreichen Geschäftsmodell der Waren-Zustellung unmittelbar betroffen. Zumal sich in Anbetracht des Krisenszenarios die im Außer-Haus-Markt wettbewerbsintensiven Bedingungen verschärfen. Immerhin haben seit der Hochphase des Lockdown die Bestellungen wieder zugenommen und auch die Umsätze sukzessiv aufgeholt. Selbstredend aber werden Umsatz und Rohertrag im Corona-Krisenjahr 2020 weit unter dem Vorjahr liegen sowie auch ein negatives Jahresergebnis abzusehen ist. Selbst wenn alle Abteilungen bestmöglich dem Umsatzausfall durch Kosteneinsparungen entgegnen und es ver-kaufsseitig gilt neue Auftrags- und Erlösquellen zu erschließen, wird es auf Jahressicht allein darum gehen die Verlustlage einzugrenzen.
Die SCHWÄLBCHEN MOLKEREI AG ist mit dem vielseitigen Produktportfolio, das zum einen die Basisprodukte wie Milch, Sahne, Quark und Joghurt umfasst sowie zum anderen mit Kaffeegetränken und Ayran den Unterwegs-Verzehr bedient, diversifiziert für die Zeit der "neuen Normalität" aufgestellt. Während der Absatz von großvolumigen Gebinden und To-Go-Getränken von der Krise im Außer-Haus-Markt durch das weniger 'Draußen-Sein' eher gebremst wird, profitiert die qualitativ höherwertige Grüne Linie mitsamt den regionalen Spezialitäten von einem bewussteren Konsumentenverhalten.
Auf Jahressicht wird im Molkereisegment von einer etwas höheren Milchverarbeitung und einem stabilen Umsatzverlauf ausgegangen. Im Weiteren wird der Rohertrag maßgeblich von der Relation der Konsummilch- und Frischprodukte-Preise zum Auszahlungspreis an die Landwirte bestimmt. Auf Basis der konsequenten Qualitäts- und Markenstrategie sowie mit weiteren Kostenoptimierungen sollte sich in 2020 das operative Geschäftsergebnis verbessern lassen. Letztendlich muss aber ohne den Beteiligungsertrag des Frischdienstes ein weit unter dem Vorjahr liegendes Jahresergebnis angenommen werden.
Bei der Harzmolkerei GmbH sollte sich der bisherige Geschäftsverlauf fortsetzen, sodass ein positiver Ergebnisbeitrag erwartet wird.
Die SCHWÄLBCHEN-Gruppe ist wie viele Branchen und Unternehmen von der Krise stark betroffen, woraus sich im Zeitablauf Einflüsse auf die Vermögensund Ertragslage ergeben können. Dem Zwischenbericht zum 30.06.2020 liegen die gleichen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden zugrunde wie dem Jahresabschluss 2019. Der Zwischenbericht unterlag wie bisher keiner Prüfung durch den Wirtschaftsprüfer.
Bad Schwalbach, im August 2020 Der Vorstand
ganz entscheidende Nachfrage aus dem Großverbraucher- Günter Berz-List
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